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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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nicht davon abhalten. Ich will dich nicht mal davon abhalten.« Sie schnaubte. »Aber bevor du dich wieder in diesem Krankenhaus des Teufels anmeldest und dich kunstvoll um die Ecke bringen läßt, möchte ich dir etwas zeigen. Okay? Ich möchte, daß du siehst, was seit unserer letzten Begegnung mit mir passiert ist.«
    Alex ließ sich ihren Vorschlag sorgfältig durch den Kopf gehen. Dann sagte er: »Ach, ja?«
    »Ja! Der Wagen bringt uns zu einem Camp, und ich werde dir die Leute zeigen, mit denen ich zusammenlebe. Höchstwahrscheinlich werden sie dich hassen bis aufs Blut. Mich haben sie auch nicht sonderlich gemocht - zu Anfang.« Jane zuckte die Achseln. »Aber sie sind innen drin lebendig, Alex. Sie haben eine Aufgabe, die sich wirklich lohnt. Es sind gute Leute, das sind sie. Es sind die einzigen Leute, denen ich je begegnet bin, die ich wirklich respektiere.«
    Alex versuchte diese bizarre Neuigkeit zu verarbeiten. »Sie sind doch nicht etwa religiös?«
    Sie seufzte. »Nein, sie sind nicht religiös.«
    »Dann geht es um irgendeinen Kult, hab ich recht? Du kannst mir nichts vormachen. Du wirkst irgendwie zu glücklich.«
    »Nein, ich bin keinem beschissenen Kult beigetreten! Na ja, also gut - ich bin es. Die Truppe ist ein Kult. Irgendwie. Aber man hat keine Gehirnwäsche mit mir gemacht. Darum geht es nicht.«
    Alex analysierte diese Bemerkung und speicherte sie ab. »Und worum geht's dann?«
    »Ich bin verliebt.« Juanita griff in die Müslitüte. »Und das ist schließlich was anderes. Angeblich.«
    »Du bist verliebt, Janey? Wirklich?«
    »Ja. Bin ich.«
    »Du?«
    »Ja, verdammt noch mal, natürlich ich!«
    »Okay, okay, tut mir leid.« Alex breitete die Arme aus. »Jetzt wird mir einiges klar. Ich kriege allmählich den Durchblick. Dein neuer Freund mag kein rotes Haar?«
    »Ich hab einfach aufgehört, mein Haar rot zu färben. Vor einem Jahr. Es paßte nicht mehr zu mir.«
    »Was mag dein Freund dann? Abgesehen von dir natürlich.«
    »Mein Freund mag richtig große Tornados.«
    Alex ließ sich in den Sitz zurücksinken.
    »Seine Leute nennt man Storm Trouper. Wir stehen auf schweren Wettern. Und dorthin bringe ich dich jetzt.«
    Alex schaute nach links. Am Horizont dämmerte es. Die Sterne im Osten blichen aus, und aus der Dunkelheit am Straßenrand tauchten Klumpen dunklen, giftgrauen Grüns hervor - Zedern und Wacholderbüsche. Alex wandte sich wieder seiner Schwester zu. »Ist das wirklich dein Ernst?«
    »Klar! Wir beschäftigen uns jetzt schon eine ganze Weile mit Stürmen.« Sie bot ihm die Papiertüte an. »Probier mal vom Müsli.«
    Alex nahm die Tüte und aß. Er war hungrig, und er hatte nichts gegen Regierungsfraß. Er erfüllte sämtliche Diätanforderungen, und das Zeug war so fade, daß es keinerlei Allergien hervorrief. »Damit beschäftigst du dich jetzt also? Du bestreitest deinen Unterhalt damit, Wirbelstürmen hinterherzujagen?«
    »Ach, nicht wegen des Unterhalts.« Sie griff nach unten und schaltete die Kartenleuchte ein, dann streckte sie sich und trommelte mit den Fingernägeln energisch gegen das Stoffdach. Sie trug ein kurzärmliges Hemd aus ungebleichter Baumwolle, und Alex bemerkte mit gelinder Bestürzung, daß ihre sommersprossigen Arme muskelbepackt waren. »Das ist was für die TV-Leute oder die Laborkittel. Für uns zahlt sich das nicht aus. Das ist ja gerade so cool daran. Wenn man zur Truppe gehört, dann fährt man einfach ab auf Stürmen.«
    »Verdammt noch mal, Janey!«
    »Ich mag Stürme. Ich mag sie sogar sehr. Stürme sind mein Leben!« Juanita lachte, lang und hoch und exaltiert. Alex hatte sie noch nie so lachen gehört. Es hörte sich an wie das Lachen von jemand anders.
    »Weiß Paps davon?«
    »Paps weiß davon. Paps kann mich meinetwegen anzeigen. Du kannst mich meinetwegen auch anzeigen, kleiner Bruder. Wenn's euch Kerlen nicht gefällt, wie ich lebe, dann könnt ihr mich mal!«
    Er grinste. »Verdammt noch mal, Janey.«
    »Ich bin ein großes Risiko für dich eingegangen«, sagte sie. »Deshalb möchte ich, daß du eines weißt.« Sie legte ihm die Hand auf die Schläfe und sah ihm in die Augen. »Ich tue das nicht deshalb für dich, weil ich dich für clever halte. Du bist nicht clever, Alex. Und wenn du Scheiße baust und ich wegen dir Schwierigkeiten kriege, dann ist es ein für allemal aus mit uns.«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten!«
    »Ich weiß, daß du mich nicht darum gebeten hast, aber trotzdem, wenn du mich und Jerry auseinanderbringst,

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