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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Alex.
    »Mist, daran hab ich nicht gedacht… Na gut.« Sie rammte die mit Socken bekleideten Füße in die unverschnürten Geländestiefel, öffnete die Tür und stieg alleine aus. Sie schüttelte sich vergnügt und machte ein paar Lockerungsübungen, wobei sie aussah wie ein Sacagawea aus der Unterliga. Alex fand die Aussicht von der Hügelkuppe höchst unerfreulich; Gruppen von Mesquitbäumen und Zedern, spärliches, ledriges Gras und in der Ferne drei gedrungene kleine Hügel. Die ganze Gegend hier war ehemaliger Meeresboden und so flach wie der Grund eines geleerten Fischteichs.
    »Du hast bestimmt ganz schön geblecht für den Wagen«, sagte Alex.
    »Nein, eigentlich war er sogar recht billig! Die Regierung hält sie trotzdem eher unter Verschluß, wegen des Sicherheitsrisikos.« Das klare Morgenlicht ergoß sich über die Landschaft, und die orangegelbe Sonne war zu hell, als daß man sie hätte anschauen können. »So ein Wagen steuert auf Befehl jedes beliebige Ziel mit Höchstgeschwindigkeit an. Und sie sind schwer auszumachen, weil sie kreuz und quer durch die Gegend springen und nicht auf Straßen angewiesen sind. Mit einer großen Wagenbombe an Bord kann man damit Anschläge machen wie nichts.« Sie lächelte vergnügt. »Das wurde beim Malayischen Wiederbesiedlungskrieg häufig so gemacht - das ist ein malayisches Angriffsfahrzeug. Ein Kriegsrelikt. Heutzutage sind sie natürlich bei den Schmugglern sehr beliebt.« Juanita wandte das Gesicht in den Wind und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Ich glaube, die Benutzung ist Zivilisten in Amerika immer noch untersagt. Jedenfalls in manchen Staaten.«
    »Und in Texas?«
    »Texas? - Da ist doch heutzutage alles erlaubt… Die Texas Ranger lieben jedenfalls diesen Wagen. Billig, schnell, straßenunabhängig - wieso auch nicht. Das einzige Problem dabei sind die Batterien. Das sind Supraleiter.«
    »Supraleiter sind bestimmt nicht billig.«
    »Nein, und sie verschleißen auch schnell. Aber sie werden allmählich besser… Irgendwann wird es nur noch solche Autos geben. Die machen einfach einen Mordsspaß. Ein Auto nur zum Spaß, wär das nicht stark?« Sie stolzierte beinahe auf Zehenspitzen in ihren großen, aber leichten Geländestiefeln um den Wagen herum. »Das Design ist einfach supergut. Findest du ihn nicht auch klasse?« Sie tätschelte den mit Gelenken versehenen Rand des Hinterrads. »Auf ein so elegantes Design kommen die Leute nur, wenn sie sich gegenseitig umbringen wollen.«
    Sie öffnete einen kleinen metallenen Werkzeugkasten hinter der Passagierzelle und fischte eine Sonnenbrille heraus. Die selbsttönenden Gläser verdunkelten sich in dem Moment, als sie die Brille aufsetzte. »Charlie ist meine fliegende Teufelsspinne… Eine richtige Schönheit, findest du nicht? Ich liebe ihn, wirklich… Abgesehen von der gottverdammten, hoffnungslosen militärischen Schnittstelle!«
    »Gehört der Wagen dir, Janey?«
    »Irgendwie schon«, sagte sie. »Nein. Nicht wirklich. Ich will ihn nicht auf meinen Namen registrieren lassen.«
    »Wem gehört er dann?«
    »Der Truppe.« Sie klappte den Werkzeugkasten zu, dann öffnete sie die Tür und kletterte wieder auf den Fahrersitz.
    Alex zögerte. »Weißt du, ich mag den Wagen irgendwie auch. Ich glaube, ich steh drauf.«
    Sie grinste. »Das glaub ich dir gern… Charlie, auf geht's!«
    Der Wagen fuhr behutsam den Hang hinunter.
    Alex betrachtete aufmerksam einen großen Büschel ausgerupften gelben Grases, das in der Nabe des rechten Vorderrads steckte. »Man sollte eigentlich meinen, es würde einem schlecht bei der ganzen Akrobatik, aber er fährt wirklich ganz sanft. Shit, ich hab schon in Rollstühlen gesessen, die schlimmer waren als das hier.«
    »Ach, ja? Nun, er wurde speziell so konstruiert. Damit man bei Höchstgeschwindigkeit mit den Automatikwaffen in der Stoßstange losballern kann. Charlie hat mal zu 'nem Kommandotrupp gehört, Tiger-Teams, der Tod kommt bei Nacht, militärische Sprengstoffanschläge und diese ganze widerliche Kacke… Auch im Zivilleben hat er jedenfalls immer noch gewisse Killerqualitäten.« Juanita duckte sich, als ein langer Mesquitzweig über die Windschutzscheibe peitschte, dann schloß sie mit einem Daumendruck wieder das Dach. »Die Truppe hat früher mal Stürme in alten Strandbuggies gejagt. Aber einmal haben wir bei 'nem F-4 den Kern angebohrt, und überall hat es gehagelt, und die Hagelkörner haben sie einfach kaputtgeschlagen, die Kühlerhauben und das

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