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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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diesen Moment, um Hals über Kopf in die Jurte zu stürmen, in Stiefeln, Shorts, T-Shirt und großen, schmutzigen Arbeitshandschuhen, mit zusammengebissenen Zähnen, das Haar mit einem Taschentuch verknotet. In vollem Lauf sprang sie über die Glasfaser-Stolperdrähte von Bussards vernetzten Laptops hinweg. »Alex!« schrie sie. »Alles in Ordnung?«
    Er blickte milde hoch. »Hast du das Handtuch dabei?«
    »Ich hab gehört, diese Schufte hätten dich solange Loopings fliegen lassen, bis du bewußtlos geworden bist!« Vor der Badewanne kam sie abrupt zum Stehen. Sie schaute Carol an, dann wieder Alex. »Stimmt das?«
    »Ich mag den Ultralight«, meinte Alex. »Interessante Dinger. Verschwinde aus meinem Bad.«
    Carol brach in Gelächter aus. »Dem geht's gut, Jane.«
    »Also, das hätten sie nicht tun dürfen! Wenn sie dir was getan hätten, dann hätte ich… na ja, du hättest ihnen sagen sollen, daß du auf keinen Fall…« Sie brach unvermittelt ab. »Scheiße! Ist ja jetzt auch egal. Wir müssen Stürme jagen. Wir müssen die Geräte kalibrieren.« Sie schlug sich mit einem der Arbeitshandschuhe an die schweißnasse Stirn. »Vergiß es… Alex, tu mir den Gefallen und versuch mal, für zehn gottverdammte Minuten keinen Ärger zu machen, okay?«
    »Ich hab doch nur gemacht, was du mir geraten hast«, erklärte Alex erschöpft. »Können wir nicht darüber reden, während du ein Bad nimmst?«
    »Alex, du machst mich noch rasend!« Juanita starrte ihn an. »Wenigstens scheint alles mit dir in Ordnung zu sein, hm? Weißt du, du siehst eigentlich gar nicht so schlecht aus! Du wirkst noch ein bißchen blaß und angegriffen, aber sauber gefällst du mir viel besser.«
    Alex wechselte erbost ins Spanische über, das sie in ihrer Kindheit zu Hause gesprochen hatten. »Hör mal, alle Welt wird glücklicher sein, wenn du mir vom Leibe bleibst und mich in Ruhe läßt!«
    Juanita wirkte überrascht. »Was? Beruhig dich.« Sie schüttelte den Kopf. »Okay, hab schon kapiert. Gut, ich gehe. Wie du willst.« Sie wandte sich mit finsterem Gesicht an Carol. »Peter und Rick! Für die beiden werd ich mir was Besonderes ausdenken.«
    Carol schürzte die Lippen. »Sei lieb, Janey.«
    »Ja, klar, schon gut.« Juanita ging hinaus.
    Alex wartete, bis seine Schwester außer Hörweite war. »Viel verändert hat sie sich ja nicht«, sagte er dann. »Wie haltet ihr bloß diese Scheiße aus?«
    »Ach, für uns ist sie ein Gewinn«, versicherte ihm Carol. »Ich mag Jane! Ich mochte sie sogar schon, als sie hier in dieser beschissenen Limousine aufgekreuzt ist! Ich steh auf deine Schwester.«
    »Hm«, machte Alex. »Wenn du das so sehen willst, ist das wohl deine Sache.« Er säuberte sich die Arme, dann blickte er sich in der Jurte um. »Wie lange dauert's eigentlich, bis man den demütigen Kandidaten bei euch richtige Klamotten gibt?«
    »Also, das ist deine Ansicht, Mann. Vielleicht laß ich mich ja überreden, dir einen Papieranzug zusammenzukleistern, der dir 'n bißchen besser paßt.« Carol zuckte die Achseln. »Aber dafür bist du mir was schuldig. Worauf stehst du?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, auf welchem Gebiet bist du Experte?«
    Alex überlegte. »Na ja, ich bin ziemlich gut darin, mit Kreditkarten komisches Zeugs zu bestellen. Das heißt, wenn ich 'ne verschlüsselte Telefonverbindung kriege.«
    Carol kniff die Augen zusammen. »Ui.«
     
    Charlies Schaden hielt sich in Grenzen. Ihm fehlte das, was man in dem Gewerbe als ›Gemüseklemmer‹ bezeichnete. Ein dünner Zweig westtexanischer Wilder Rose hatte sich bis in die Fulleren-Schmiere der rechten Vorderachse vorgearbeitet und war dort zu einer Masse aus verbranntem Karamel verflüssigt worden. Jane ging eine Weile Greg und Rudy zur Hand, kletterte auf Charlie hinauf und wieder herunter, unterzog Baker, das ältere Jagdfahrzeug, einem Diagnosecheck und hätschelte ein wenig Able, den dinosaurierhaften Strandbuggy mit Alkoholantrieb. Doch die Uhr tickte, während sich die beiden erfahrenen Mechaniker allmählich zu den komplizierteren Fehlern vorarbeiteten, und irgendwann spürte sie, daß deren Geduld mit ihrem Dilettantismus nachließ.
    Jane beschäftigte sich daraufhin eine Zeitlang mit dem Wartungskoloß, eine der strohdummen Maschinen, mit denen der Bundesstaat Texas seine Straßen instandhielt. Manchmal verdienten die Trouper ein wenig Geld damit, daß sie die kaputten Staatsroboter reparierten, außerdem hielten sie damit die Deputies des Sheriffs und die

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