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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Wahnsinn zu treiben. Unglücklicherweise war das Programm Kryptware - es verschlüsselte sich automatisch jeden gottverdammten Monat und mußte bezahlt werden, bevor es wieder lesbar wurde -, aber sie bezahlte die Leasinggebühr aus eigener Tasche, obwohl ihr die archaische Notwendigkeit, für ein Programm gutes Geld bezahlen zu müssen, völlig gegen den Strich ging.
    Jane klickte das Programm mehrmals an. Es öffnete sich. Auf dem Bildschirm erschienen Jerrys Anweisungen.
     
    Kalibrierung heute 2100 HQ-Jurte
     
    11. März 2031
    A BLE : Greg Foulkes, Carol Cooper
    B AKER : Rudy Martinez, Jane Unger
    AERODROMTRUCK : Boswell Harvey, Martha Madronich, Alex Unger
    R ADARBUS : Peter Vierling, Joanne Lessard
    N AVIGATION , N ACHSCHUBJEEPS : Joe Brasseur
    R ESERVETEAM : Ellen Mae Lankton, Ed Dunnebecke, Jeff Lowe
    N ETZWERKKOORD : Mickey Kiehl
     
    Das ABLE-Team bricht um 0630 auf, stellt entlang Unwetterverlauf Monitore auf und deckt Nordflanke ab. Der Radarbus startet um 0700, stellt Drachenrelais auf und deckt das Kaff Paducah rund ums SESAME-Netz ab. Baker startet um 0800 und kümmert sich den Vormittag über um die Masten an der linken Flanke. AERODROM startet hinter Trockengrenze um 0900 und kümmert sich um Düppelstart und VR–Ornithopter. Charlie startet gegen 1200 und kümmert sich um Sekundär-Übertragungsmasten.
     
    Also fuhr sie mit Rick. Wie reizend. Wie es aussah, würde man Alex hinten im Aerodromtruck verstauen. Falls Alex meinte, Kunstflug im Ultralight sei eine haarige Sache, würde ihn Bussard schon noch eines Besseren belehren, wenn er auf die Tube drückte und ihn mit dem Ornithopter über VR in den Kern hineinschickte…
    Janes Laptop gab ein blechernes Klingeln von sich. Sam und Mickey rissen sich gleichzeitig die VR-Helme vom Kopf. »Verdammt noch mal!« sagte Mickey und rieb sich die Ohren. »Das sollte sie besser mal bleiben lassen!«
    Sam stand mit belämmertem Gesichtsausdruck auf. »Wenn Ellen Mae möchte, daß man essen kommt, dann sollte man schleunigst die VR verlassen und essen gehen, mehr kann man dazu nicht sagen.«
    »Mir wär's lieber, sie würde was anderes nehmen als 'ne Bohrfutter-Triangel von fünfzig Dezibel, Mann.«
    Jane lächelte still vor sich hin. Es machte Spaß, für die gute alte Ellen Mae ein bißchen im Netz herumzuspielen.
     

DRITTES KAPITEL
     
    Alex arbeitete sich über fünf Ebenen eines komplizierten Alptraums empor und stellte fest, daß ihn jemand in die Rippen knuffte. Er blickte eine Weile völlig benommen in die sich verjüngende Spitze des Wigwams hinauf, dann faßte er eine schlaksige junge Frau ins Auge, die neben seinem Schlafsack stand.
    »Hey, Pillenfreak«, sagte sie. Sie hatte eine schmale Nase und leuchtende Augen und war mit einer ärmellosen Jacke mit vielen Taschen und Jeans bekleidet.
    »Ja«, krächzte Alex. »Hi.«
    »Ich bin Martha, erinnerst du dich? Du bist unserem Jagdteam zugeteilt. Steh auf, Mann!«
    »Stimmt«, murmelte er. »Wo ist hier die Sauna?«
    Martha lächelte schwach. Sie streckte den langen Arm aus - die Fingerspitzen waren schwarz lackiert. »Die Latrinen sind dort drüben.« Der Arm schwenkte herum, wie eine Kompaßnadel. »Der Laster wird noch von der Solaranlage aufgeladen. Du hast zehn Minuten Zeit.« Sie ging hinaus und ließ die Eingangsklappe des Wigwams offen, so daß boshafter Sonnenschein hereindrang.
    Alex setzte sich auf. Er hatte die ganze Nacht nackt in einem gepolsterten Stoffsack auf einer großen, runden BubblepakMatte geschlafen. Der Schlafsack war alt, staubig und zerrissen, und Alex war sich ziemlich sicher, daß zwei Personen von zweifelhafter Sauberkeit ausgiebig darin gevögelt hatten. Was den Bubblepak anging, so genoß er bei den Storm Troupern offenbar geradezu religiöse Verehrung. Nach allem, was er bislang gesehen hatte, verbrachten die Trouper ihr halbes Leben liegend, sitzend und schlafend auf teppichbedecktem Bubblepak aus kondomdünner, aber lederartig zäher, luftgefüllter Transparentfolie. Bubblepak war eines der wesentlichen Elemente ihres Nomadenkosmos: Bubblepak, Papier und Stangen; Chips, Kabel & Daten; Wind, Wolken & Staub. Soeben hatte er die Nacht in einem Zeltkegel aus polymerisiertem, recyceltem Zeitungspapier verbracht, ein Gebilde aus Papier, Stangen und Schnur, wie die Sachen, die Kinder mit Schere und Karton bastelten.
    Alex stand langsam auf. Seine Knie zitterten, und Arme und Rücken taten ihm weh; das Rückgrat kam ihm vor, als bestünde es aus aufeinandergestapelten

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