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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Ultralight gefallen?«
    »Phantastisch!« versicherte Alex. »Als ich dir und deiner Maschine begegnet bin, hab ich erst angefangen zu leben, Boswell.«
    Bussard kicherte. »Ich hab doch gewußt, daß es dir gefallen würde, Mann.«
    Alex entdeckte einen grauen Laptop unter Boswells Fahrersitz und zog ihn hervor. Er klappte ihn auf und plazierte die Zeitanzeige in der Ecke: 12. Mai 2031, 9:11:46 AM. Dann machte er sich daran, den Inhalt der Festplatte zu durchforsten. »He, Bussard, da ist ja die Kongreßbibliothek drauf«, sagte er. »Nettes Maschinchen!«
    »Das ist die Kongreßbibliothek von 2015«, meinte Bussard stolz.
    »Tatsächlich?«
    »Yeah, die Fassung, die unmittelbar nach der Datenverstaatlichung rauskam«, sagte Bussard. »Das ganze Online- Material! Der vollständige Datensatz, alles unverschlüsselt und ungekürzt! Nach den Einsprüchen hat man versucht, für einen Großteil von dem Zeug das Copyright zu erneuern, weißt du.«
    »Yeah, als ob die Regierung es danach wieder hätte zurückkriegen können!« bemerkte Alex schniefend.
    »Du würdest dich wundern, wie viele Hänger die Daten daraufhin zurückgegeben haben!« meinte Bussard vielsagend. »Die haben Cops losgeschickt, um das Zeug von Universitäten und so wieder einzutreiben… Mann, meine Kongreßbibliothek geb ich erst dann wieder her, wenn man sie irgendwann meinen steifen Fingern entreißt!«
    »Wie ich sehe, hast du auch die Ausgabe von 2029.«
    »Yeah, das meiste davon hab ich… In der 29er-Ausgabe gibt's 'ne Menge gute neue Sachen, aber an die klassische Ausgabe von 2015 kommt sie nicht heran. Ich weiß nicht, man kann über die Notstandsregierung sagen, was man will, aber was Public Domain anging, lag sie gar nicht so verkehrt.«
    Alex öffnete die Bibliothek von 2015, aktivierte eine bildliche Darstellung der Datenbestände, klickte sich in der Cyberspace-Architektur wahllos durch drei fraktale Bedeutungsebenen und wählte aus purem Zufall einen kleinen cremefarbenen Würfel aus. Das Ding entfaltete sich wie eine Origami-Blume, und vor sich erblickte er die digitale True-Color-Replik eines illustrierten französischen Manuskripts aus dem zwölften Jahrhundert.
    So war es eigentlich immer, wenn man mit der Bibliothek herumspielte. Er hatte sich schon häufiger mit der Bibliothek beschäftigt, damals, als er die Nase vom Kabelfernsehen gestrichen voll gehabt hatte, aber seiner Ansicht nach wurde dieser große, elektronische Buchstabenhaufen irgendwie überschätzt. Es gab arme Irre, deren gesamte Habseligkeiten in einer Papiertüte Platz fanden, aber sie besaßen einen billigen Laptop und einen größeren Brocken von der Bibliothek, und damit hockten sie in irgendeinem Loch, klickten darin herum und hoben ab und lasen irgendwelches Zeug und machten sich Anmerkungen dazu und Hypertext, und dann kamen sie mit einer pathetischen, wirren, verschrobenen, beknackten, paranoiden Theorie über ihr eigenes Schicksal und das der Welt wieder zum Vorschein… Die Bibliothek konnte es durchaus mit so manchen Drogen aufnehmen, wenn es darum ging, gescheite Leute in menschliche Wracks zu verwandeln.
    Alex schaute gelangweilt vom Bildschirm hoch. »Und worauf stehst du so, Martha?«
    »Ich stehe auf Drachen«, antwortete sie. »Auf Ballons, Düppel, Ultralights, Fallschirmdrachen… Aber Fallschirmspringen mache ich am liebsten. Ich steh auf Gebäudespringen.«
    »Du stehst auf Gebäudesprengen, Martha?«
    Sie fuhr auf dem Vordersitz herum und funkelte Alex an. »Keine Anschläge auf Gebäude, du Idiot! Gebäudesprünge! Ich jage nichts in die Luft! Ich klettere bloß irgendwo rauf, wenn der Wind günstig steht, und springe mit dem Fallschirm davon ab.«
    »Oh. Hab's kapiert. Tut mir leid.« Alex dachte darüber nach. »Und wo springst du so runter, Martha?«
    »Brücken sind schon gut«, meinte sie und entspannte sich ein wenig. »Berge sind klasse. Wolkenkratzer sind megacool, aber da hat man's mit dem privaten Sicherheitsdienst, blöden Stadtbullen und vorschriftshörigen Normalos und so zu tun… Am coolsten sind richtig hohe Sendemasten.«
    »Ach, ja?«
    »Ja, ich mag die richtig großen, alten, die ohne Stützdiamant.« Sie zögerte. »Dabei habe ich meinen Fuß verloren.«
    »Oh. Ach ja. Okay.« Alex nickte mehrmals hintereinander. »Und wie bist du Storm Trouper geworden?«
    Martha schüttelte den Kopf. »Ich gebe dir einen Rat, Kleiner. Das solltest du nie jemanden fragen.«
    Kein Problem. Alex wandte sich wieder dem LaptopBildschirm

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