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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Dürre.«
    »Wie trocken muß es eigentlich sein, bis Mesquit eingeht?«
    »Also, wenn es länger als ein Jahr überhaupt nicht regnet, dann geht alles ein. Der Mesquit, Kakteen, alles. Hier ist vor fünfzehn Jahren alles abgestorben.«
    »Schwere Wetter«, meinte Bussard düster.
    Martha nickte. »Im Moment sieht es hier ganz gut aus, aber das kommt daher, daß der Grassamen und dieses ganze Zeugs wieder gekeimt hat und daß die Gegend in letzter Zeit eine Menge Regen abbekommen hat. Aber, Mann, das ist der Grund, warum hier draußen niemand mehr leben kann. Es gibt kein Grundwasser mehr, die unterirdischen Wasseradern sind ausgetrocknet, und daher schlägt die Dürre jedesmal voll zu. Man kann die Tiere nicht tränken, daher verdurstet das Vieh und man geht pleite, einfach so.« Martha schnippte mit den Fingern. »Und irgendwas anbauen geht auch nicht, weil es keine Bewässerung gibt. Das neuartige genmanipulierte Getreide mit dem verbesserten Chlorophyll benötigt ständig eine Menge Wasser, um diese gewaltigen Wachstumsraten zu erreichen.«
    »Ich verstehe«, sagte Alex. Er ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. »Aber jetzt wächst da draußen jede Menge Gras. Man könnte doch immer noch Geld damit verdienen, daß man das Vieh auf dem Weideland hin und her treibt, anstatt es auf einer Ranch zu halten.«
    Martha lachte. »Klar, Mann. Wenn man dich ließe, könntest du das Vieh den alten Chisold-Trail entlangtreiben und in Topeka schlachten lassen, genau wie früher. Du bist nicht der erste, der diese Idee hatte. Aber das ganze Land gehört immer noch dem weißen Mann, okay? Der Grenzkrieg ist vorbei, und die große Zeit der Komantschen auch.«
    »Aber so hat doch keiner was vom Land«, wandte Alex ein.
    »Es ist immer noch in Privatbesitz. Die Schürf- und Förderrechte bringen immer noch ein bißchen Geld ein. Manchmal kommen Biomasse-Firmen hier raus, ernten die Büsche ab und verarbeiten sie zu Gasohol, Futter und so Zeug. Das ist alles in Staatsbesitz oder gehört irgendwelchen Erben aus der Stadt, ein fürchterliches Durcheinander.«
    »Was wir hier tun, ist unbefugtes Betreten von Privatbesitz«, verkündete Bussard. »Juristisch betrachtet. Deshalb beschäftigt die Truppe einen eigenen Rechtsanwalt.«
    »Joe Brasseur ist für 'nen Anwalt gar nicht so übel«, räumte Martha großzügig ein. »Er hat Freunde in Austin.«
    »Okay«, sagte Alex. »Das mit dem juristischen Aspekt kapier ich. Aber was war dann mit dem Bulldozer dort unten? Wollte jemand das Weideland freiräumen?«
    Martha und Bussard schauten sich an, dann brachen sie in
    Gelächter aus.
    »Ein Bulldozer«, kicherte Bussard. »Was für ein Typ. Ein Bulldozer. Dieser Typ ist das größte Greenhorn aller Zeiten!« Er faßte sich unter der von schwarzer Baumwolle umhüllten Taille an die bebenden Seiten.
    Martha klopfte Bussard mit der flachen Hand auf den Rücken. »Tut mir leid«, sagte sie und verkniff sich ein Grinsen. »Aber manchmal überkommt's ihn eben… Alex, versuch dir mal einen starken Sturm vorzustellen, okay? Einen richtig starken Sturm.«
    »Willst du damit etwa sagen, das sei die Spur eines Tornados?«
    »Allerdings. Etwa fünf Jahre alt.«
    Alex starrte hinunter. »Ich hab immer gedacht, Tornados würden bloß alles plattwalzen, was ihnen in die Quere kommt.«
    »Ja, auf einen F-4 oder F-5 trifft das sicherlich zu, aber das war ein kleiner, höchstens F-2. Diese Kurven sind ganz charakteristisch. Man nennt sie Sogflecken, verursacht von einem kleinen Wirbel innerhalb des großen, aber die Sogflecken kriegen immer den meisten Druck ab.«
    Alex blickte durch den abgestorbenen Mesquitwald zu der Spur der Verwüstung hinunter. Jetzt war ihm alles klar; die überlappenden, C-förmigen Kerben waren von einem schmalen Energiezacken verursacht worden, von einer in den Rand eines größeren Rades eingelagerten Sichel, die beim Vorrücken des Trichters wieder und wieder auf die Bäume eingeschlagen hatte. Der Tornado hatte die abgestorbenen Bäume gezaust, bis nur noch die Reste des zermanschten, zerfetzten Gezweigs an ihnen herunterhingen, aber der tödliche Sogfleck hatte alles zerfetzt, was ihm in die Quere gekommen war, hatte Baumstämme in Bodenhöhe abgekniffen, die Wurzeln herausgerissen, die Fetzen über den Boden verteilt und die Äste als einen Häcksel aus Spänen und Splittern wieder ausgespuckt.
    Alex leckte sich die trockenen Lippen. »Hab's kapiert. Echt geil… Habt ihr das mitangesehen? Habt ihr den damals

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