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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gejagt?«
    Martha schüttelte den Kopf. »Wir können sie nicht alle jagen, Mann. Wir sind hinter den großen her.«
    Bussard hob die Sonnenbrille an, wischte sich Lachtränen ab und rückte sich die Kappe auf dem schwitzenden Schädel zurecht. »Hinter dem F-6«, sagte er, allmählich wieder ernst werdend. »Wir wollen den F-6, Pillenfreak.«
    »Und werden wir heute einen F-6 finden?« fragte Alex.
    »Heute nicht«, meinte Bussard. »Aber wenn mal einer kommt, dann wird Jerry ihn bestimmt finden.« Er kletterte hinten in den Wagen.
    Alex betrachtete nachdenklich die Spur der Verwüstung, die der Tornado hinterlassen hatte. Martha rückte näher an ihn heran und senkte die Stimme. »Du hast es jetzt doch nicht etwa mit der Angst bekommen?«
    »Nein, Martha«, antwortete er bedächtig. »Ich habe keine Angst.«
    Sie glaubte ihm. »Das habe ich gleich gemerkt, als du deinen Kunstflug im Ultralight absolviert hast. Du bist wie deine Schwester, bloß nicht so… ich weiß nicht… nicht immer so beschissen erstklassig und perfekt.«
    »Also, ich hätte es anders ausgedrückt«, meinte Alex.
    »Und was den F-6 angeht«, vertraute Martha ihm rasch an und blickte sich über die Schulter um, »das Ding ist sozusagen virtuell. In der realexistierenden Atmosphäre hat es so was noch nicht gegeben. Der F-6 existiert bloß in Jerrys mathematischen Simulationen. Aber wenn der F-6 zuschlägt, wird die Truppe zur Stelle sein. Und wir werden ihn dokumentieren.«
    Bussard kletterte mit einem Bündel langer Stäbe, Stoff und einer dicken Spule Drachenschnur wieder aus dem Wagen. Er und Martha machten sich an die Arbeit. Der Drachen bestand aus einem höchst ungewöhnlichen Stoff und erinnerte an befeuchtete blaue Seide mit in den Stoff eingeschmolzenen Plastiklatten. In das Plastik eingelassen war ein Gitternetz aus haardünnen Drähten.
    Die beiden Trouper setzten den Kastendrachen mit geradezu rührendem Stolz zusammen. Alex verspürte das vage Bedürfnis, sie zu fotografieren, als gehörten sie einem exotischen Volksstamm an und führten einen komplizierten Tanz auf.
    Als sie die verschiedenen Stäbe und Querstreben des Kastendrachens eingesteckt und verkeilt hatten, maß dieser zwei Meter in der Breite. Martha mußte ihn mit beiden Händen festhalten - nicht wegen seines Gewichts, das vernachlässigbar war, sondern weil er so leicht Wind fing.
    Bussard wickelte nun die Schnur ab. Die Drachenschnur ähnelte stark der Zuleitung eines altmodischen Kabelfernsehers. Bussard befestigte die beiden Führungsdrähte des Drachens an einer speziellen Kupplung am Kabelende, dann schraubte er den Kabelstecker sorgsam in einen Gewindeknopf, der mitten auf einem der Hohlstäbe saß.
    Auf einmal erwachte der Drachen zu gespenstischem Leben und schüttelte sich wie ein in Panik geratener Flugsaurier. »He!« schrie Bussard. »Hast du etwa vergessen, mit diesem Scheißding 'ne Diagnose durchzuführen?«
    »Falsch gebootet, Mann!« gab Martha zurück, die mit den Pantoffeln über den Boden rutschte, während sie den Drachen zu bändigen versuchte. »Strom aus!«
    Bussard sprang hinten in den Wagen und hämmerte auf den Laptop des Drachen ein. Der Drachen beruhigte sich wieder.
    »Smarter Stoff«, erklärte Martha und schüttelte den Drachen mit einer Mischung aus Stolz und Verärgerung. »Smart genug, um einem manchmal ganz schön auf die Nüsse zu gehen, aber er ist unglaublich tragfähig.«
    »Ist ein prima Gerät«, meinte Bussard zurückhaltend, bootete den Drachen neu und wartete geduldig, bis das Startprogramm auf dem Bildschirm erschien. »Wenn er gut aufgelegt ist, reicht ihm die Thermik über 'nem Campingkocher schon völlig aus.«
    Der Drachen erwachte unvermittelt wieder zum Leben und vibrierte wie ein Trommelfell. »Das gefällt mir schon besser«, sagte Martha. Sie trug den Drachen in die vorherrschende leichte Brise hinaus.
    Bussard befestigte die Spule mit Drachenschnur an der hinteren Stoßstange des Wagens und schaute zu, wie Martha den großen Drachen mit einem Überhandwurf in die Luft schleuderte, worauf er lautlos in den Himmel emporstieg.
    Der Drachen zog mit energischen kleinen, genau kalkulierten Rucken Schnur nach, bis er auf eine kräftigere Luftströmung traf. Dann gewann er rasch an Höhe und schwang sich gewandt mit einer Reihe anmutiger halber Parabeln immer weiter empor.
    »Smarter Stoff«, sagte Alex, unwillkürlich beeindruckt.
    »Tolle Sache… Wie viele Megabytes stecken da eigentlich drin?«
    »Ach, bloß ein paar

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