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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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hundert«, meinte Bussard bescheiden. »Es braucht nicht viel, einen Drachen zu steuern.«
    Martha übernahm es, die kleine Keramikschutzhütte des Sendemasts zu knacken. Das abweisende, fensterlose Gebäude wirkte so gut wie unzerstörbar, eine praktische Notwendigkeit in nahezu menschenleerem Gebiet. Alex hatte noch keine Ödland-Vandalen gesehen; es ging das Gerücht, die größeren Gangs seien von einem Aufgebot der Texas Ranger aufgespürt und gnadenlos abgeknallt worden. Man hatte ihm jedoch versichert, daß sich immer noch ein paar Vandalen herumtreiben würden; Plünderer, Abräumer, Einbrecher, HobbyVerrückte aus der Stadt. Für gewöhnlich reisten sie in Gruppen.
    Martha stellte fest, daß der Relaismast zu einer Kette gehörte; es handelte sich um eine Übertragungsanlage für elektronisches Geld. Die Tatsache, daß die Einheit mitten im Niemandsland stand, ließ darauf schließen, daß die transferierten Beträge nicht unbedingt staatlich sanktioniert waren. Martha begann den langwierigen, allerdings größtenteils automatisierten Prozeß, herauszufinden, wie man sie umsonst benutzen konnte. Die meisten Netzwerke, zumal die öffentlich zugänglichen, besaßen eine Kennung, um miteinander kommunizieren zu können. Wenn man unter dem Deckmantel einer geeigneten Netzwerkidentität die richtige Anfragesequenz wählte, erhielt man mehr oder weniger kostenlose Online-Zeit.
    Währenddessen packte Bussard die Ornithopter aus. Dabei handelte es sich um Flugdrohnen in Hohlbauweise, mit raffinierten Gelenken aus Schaummetall und einer Verkleidung aus einzelnen schwarzen Plastik-›Federn‹. Aus der Ferne konnte man die drei Ornithopter leicht mit echten Bussarden verwechseln. Allerdings nur unter der Voraussetzung, daß einem die dünnen, ausfahrbaren Antennen und die kahlen Metallköpfe entgingen, die mit Videokameras von der Kapazität menschlicher Augen ausgerüstet waren.
    Die geflügelten Apparate in der Luft zu halten, erforderte einen großen Rechenaufwand. Wie die meisten Raubvögel brachten die Ornithopter den Großteil der Zeit mit ausgebreiteten Schwingen im passiven Schwebeflug zu, wobei die Rechenchips in ihren verdrahteten Bäuchen auf halbe Leistung heruntergefahren wurden, so daß der Stromverbrauch minimiert war. Nur wenn sie auf Turbulenzen stießen, flogen die Ornithopter annähernd wie richtige Vögel weiter. Obwohl die Maschinen für militärische Zwecke entwickelt worden waren, wirkten sie empfindlich und zerbrechlich.
    Mit der Routine, die langer Übung entsprang, hakte Bussard das Brustbein des ersten Ornithopters am Ende eines langen Wurfstocks ein. Er bog die gefiederten Schwingen des Geräts zurück, dann rannte er mit den langen, federnden Schritten eines Speerwerfers über die Hügelkuppe vor und schleuderte die Maschine beidhändig in die Luft.
    Der Ornithopter stabilisierte sich in freiem Flug mit einem schwach vernehmbaren Schlagen der Schwingen, legte sich mit Computerpräzision auf die Seite und begann zu steigen.
    Den Wurfstock über die Schultern gelegt und ihn mit seinen langen, schlaffen Händen festhaltend, stolzierte Bussard zurück zum Heck des Wagens. »Hol den anderen Vogel«, forderte er Alex auf.
    Alex erhob sich von der Stoßstange und kletterte in den Laster. Er nahm den zweiten Ornithopter vom Wandhaken und trug ihn nach draußen.
    »Was ist eigentlich das große Bündel neben dem Radkasten?« fragte Alex.
    »Das ist der Paraglider«, antwortete Bussard. »Den brauchen wir heute nicht, aber wir nehmen ihn trotzdem gerne mit. Für den Fall, daß wir selber fliegen wollen, weißt du.«
    »Ist das ein bemannter Paraglider?«
    »Yeah.«
    »Also, dann möchte ich damit fliegen.«
    Bussard klemmte sich den Ornithopter unter den Arm und nahm die Sonnenbrille ab. »Jetzt hör mir mal zu, Kleiner. Wenn du damit fliegen willst, mußt du erst lernen, damit umzugehen. Das Ding hat keinen Motor. Das ist ein echter Gleiter, und wir müssen ihn mit dem Laster hochschleppen.«
    »Also, ich hab Lust. Fangen wir an.«
    »Das ist scharf«, sagte Bussard und bleckte seine gelben Zähne. »Aber das würde mir deine Schwester übelnehmen. Weil du nämlich vom Himmel runterplumpsen würdest und dann nur noch ein blutiger Fleischklumpen wärst.«
    Alex ließ sich das durch den Kopf gehen. »Ich möchte, daß du's mir beibringst, Boswell.«
    Bussard zuckte die Achseln. »Da verlangst du aber eine Menge, Pillenfreak. Was springt für mich dabei raus?«
    Alex runzelte die Stirn. »Also, wie

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