Schwert des Aufruhrs
kastanienbraunes Haar und ausdruckslose, haselnussbraune Augen. Eine Art, durch Erik hindurchzublicken, die diesen sehr störte.
»Sind wir so weit?«, fragte der Mann.
»Dasselbe könnte ich Sie fragen.« Im Grunde hatte er das gerade getan. Aber der Hubschrauberpilot wartete nun mit der Geduld eines Felsens. »Wir haben die vorläufige Startfreigabe. Der Kapitän der Patriot wartet nur auf mein Zeichen, um die endgültige anzufragen.«
»Gut. Sie lassen den Brightstar bitte von einem Kran an Bord hieven.«
Ein sehr höflich formulierter Befehl, aber nichtsdestotrotz ein Befehl. In Erik stieg Wut auf, doch er beherrschte sich. Er blickte nach Norden, wo die Lichter von Annemasse unter dem wolkenschweren Himmel leuchteten, und dachte an das nahe Genf. Er war dabei, Terra den Rücken zu kehren, und er hatte sehr große Zweifel, ob er jemals auf die Geburtswelt der Menschheit zurückkehren würde. Aaron hatte genug über sein Gespräch mit Julian Davion und über Pläne erzählt, die beim Schwertschwur anliefen, um ihm klarzumachen, dass sich die Republik mit schnellen Schritten auf einen Scheideweg zubewegte. Zum Guten oder zum Schlechten. Auf Erfolg oder Niederlage. Die Räder waren in Bewegung.
Und um den Plänen seines Onkels zuvorzukommen, ihn vielleicht völlig überrumpeln zu können, brach Erik jetzt auf. Am Vorabend der Beisetzung Victor Steiner-Davions. Eines Ereignisses, das zu versäumen er ein wenig bedauerte.
»Sie sind sicher, dass es morgen stattfindet? Kein Irrtum möglich?«
»Konnten Sie den Lordgouverneur von St. Andre holen, bevor die Mauern einstürzten?«, fragte sein Gegenüber zurück. »Wir geben uns nicht mit Falschinformationen ab.«
Sehr passend. Aaron hatte ihn einmal zurückgelassen, vor einem Angriff, den der Lordgouverneur selbst in Auftrag gegeben hatte. Fast hätte es Erik das Leben gekostet. Lern oder stirb, das schien eine von Aarons bevorzugten Unterrichtsmethoden zu sein. Nun würde sich zeigen, wie gut sein Onkel selbst damit zurechtkam.
Und im wahrscheinlichen Chaos des darauf folgenden Kriegsrechts würde Erik den Planeten bereits verlassen haben und die Möglichkeit besitzen zu handeln. Er dachte nicht daran, auf die Chancen, die sich daraus ergaben, zu verzichten.
»Nach Ihnen.« Er deutete die Rampe hinauf.
Leere Augen starrten ausdruckslos zurück. Der Mann dachte nicht daran, Erik den Rücken zu kehren. Für keinen Sekundenbruchteil. »Ich bestehe darauf«, erwiderte er und bedeutete Erik mit einer Kopfbewegung, vorauszugehen.
Erik zuckte die Achseln. Im Stillen lachte er. Alle bildeten sich ein, ihn zu durchschauen. Aber sie alle unterschätzten ihn. Erik wusste, wann er in Sicherheit war und wo er sich auf gefährlichem Terrain bewegte. Es waren harte Lektionen gewesen, die er niemals vergessen würde. Und wenn die Zeit gekommen war, würde er allen zeigen, wie viel er gelernt hatte. Er drehte sich um und stieg die Rampe hinauf. Sein neuer >Freund< folgte in sicherem Abstand.
Er sah sich nicht nach Terra um.
Kein einziges Mal.
Conners Kolonne verließ Siegburg am Abend, bei Einbruch der Dunkelheit. Sein Kampfschütze gab die Geschwindigkeit von vierzig Stundenkilometern vor. Die langen Geschützarme schwenkten ständig erst nach rechts, dann nach links, und die Pilotenkanzel wiegte bei jedem Schritt vor und zurück. Von außen erweckte der Mech den Eindruck, unablässig nach einem Ziel zu suchen.
Aber noch täuschte das. Für mehrere Stunden Marschzeit, und hoffentlich noch sehr viel länger, bestand in dieser Hinsicht keine Gefahr.
Er reduzierte den Kühlmittelfluss durch die Kühlweste auf ein Minimum und verbrachte mehrere Kilometer damit, seine Nackenmuskulatur unter dem wuchtigen Neurohelm zu lockern. Seine Einheiten überquerten den Rhein bei Bonn und trafen sich mit Cray Stansills Veteranen der 10. Hastati. In der folgenden Stunde, zwischen Düren und Aachen, verstärkte Conner seine Streitmacht noch um die Mobile Infanterie Essen und eine Panzerkompanie aus der Ehrengarde Senatorin Vladistocks.
Kurz vor Mitternacht überquerte ein komplettes Bataillon die Regionsgrenze nach Belgien.
Die Kontrolle Belgiens war der Schlüssel zum Erfolg der Loyalisten. Dazu, und ausschließlich dazu, war Michael Richthofen unverzichtbar gewesen. Der Mann hatte die meisten Politiker und die Hälfte des Offizierscorps der regelmäßig in den Ardennen trainierenden Einheiten in der Tasche. Mit seiner Hilfe hatten die auf dem Planeten verbliebenen Senatoren Truppen
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