Schwert des Aufruhrs
und Material in das Gebiet verschoben, ohne dass die Spione des Exarchen etwas davon bemerkten.
Zumindest hofften sie das.
»Morgen versammeln sie sich, um Abschied von Victor zu nehmen.«
Im Innern des Neurohelms klang Conners Flüstern lauter, als es wirklich war. Er hatte das stimmakti-vierte Mikro abgeschaltet, doch es gab Dinge, die konnte man nicht laut aussprechen.
»Alle werden sie in Paris vers amm elt, sein. Vincent Kurita. Harrison Davion. Der Exarch!«
Der Plan war recht einfach. Sie würden die Stadt und die Kathedrale der Republik erobern. Die Umstände eines Geiselaustauschs vermeiden. Dort waren alle an einem Ort versammelt, um ihre Forderungen zu stellen und dauerhafte Entscheidungen zu fällen. Falls sie die Adligen des Senats anerkannten und sahen, dass Exarch Levin seine Macht dazu gebrauchte, eine über Jahrhunderte gewachsene Autorität zu zer-schlagen...Handelten sie trotz allem unter Zwang und würden sich bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, in alle Winde zerstreuen. Das wusste auch Conner.
Aber, verdammt, sie mussten es zumindest versuchen. Sie mussten deutlich machen, dass Exarch Levin zu weit ging und eine Spaltung der Republik riskierte. Hier ging es nicht mehr nur um Geoffrey Mallowes und die Senatorin von Skye, in welches dunkle Verlies Levin sie auch geworfen hatte. Auch nicht um die angebliche Ermordung Victor Davions oder die kleine Verschwörergruppe von Adligen, die versucht hatte, ihre eigenen Ziele zu fördern.
Es ging nicht einmal um Conners Vater. Nein, das tat es nicht!
Es ging um Menschenführung und den gerechten Einsatz von Macht. Und darum, wer am besten geeignet war, diese Macht zu kontrollieren. Und das war seit jeher und auch in Zukunft der Adel.
Oder?
Er sah, wie sich die Uhr Mitternacht Ortszeit näherte, und wusste, dies war nicht der geeignete Zeitpunkt für Selbstzweifel. Dafür war es zu spät. In der nächsten Stunde würden in den Regionen Belgien, Frankreich und Schweiz kleinere Unruhen ausbre-chen. Zivile Organisationen wie Stones Erben und selbst vereinzelte Überreste der Kittery-Renaissance würden für reichlich Aufsehen sorgen.
Währenddessen würden loyalistische Kräfte in der belgischen Miliz Depots in Besitz nehmen und den stärkeren Militäreinheiten, die Conner benötigte, Gelegenheit geben, sich unbemerkt zu sammeln und nach Frankreich durchzubrechen. Die Maginotlinie aus Feldlagern, die der Exarch aufgebaut hatte, würde ins Landesinnere zurückfallen, um sie zu stoppen, doch bis dahin würde es bereits zu spät sein. Sie waren viel zu weit entfernt. Außerdem hatte Conner schnelle Einsatztruppen aufgestellt, die seiner Hauptstreitmacht vorauseilten.
»Jetzt geht es drum, Vater. Was sonst kann man tun, wenn man den üblichen Methoden, seine Forderungen vorzubringen, nicht mehr trauen kann? Wenn die eigene Regierung einen im Stich lässt?«
Man nimmt die Sache selbst in die Hand.
Und lässt es darauf ankommen.
Victor Steiner-Davion hat oft genug >das Recht freier Menschen< beschworen, >selbst über ihr Schicksal zu entscheiden! <. Selbst Prinz Harrison hat seinen verstorbenen Onkel erst kürzlich in diesem Sinne zitiert, als er das hochmütige Vorgehen des Exarchen verurteilte.
Warum wird der Senat dann derart aggressiv dafür beschimpft, dass er sich mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln der Entmündigung so vieler Menschen entgegenstemmt?
- S enatorin L ina D erius (Nationalpartei, Liberty),
Liberty, 22. Mai 3135
Terra
Präfektur X, Republik der Sphäre l.Juni 3135
Tara Campbell betrachtete es als eine der großen Ungerechtigkeiten dieses Tages - wenn auch bei Weitem nicht als die einzige -, dass auf Grund einer schwer nachvollziehbaren bürokratischen Regelung, die die an der Trauerfeier beteiligten Delegationen nach Nationalität auflistete, die Steiners und Davions - das Lyranische Commonwealth und die Vereinigten
Sonnen - mehrere Dutzend Reihen vom Altar der Kathedrale entfernt saßen, weit hinter den Bänken für die unmittelbaren Verwandten.
Ebenso wie die Tatsache, dass sie selbst erheblich weiter vorn und auch noch neben den Delegierten aus der Konföderation Capella saß.
Das zweifelhafte Vergnügen, Daoshen Liaos Bekanntschaft zu machen, hatte sie schon auf dem Ball des Exarchen gehabt, und darüber hinaus hatte sie an diesem Morgen bei der letzten Besichtigung des Sarges vor der Feier Zeit in seiner Gegenwart zubringen dürfen. Als er jetzt in einer blutroten Robe mit schweren Goldbrokatstickereien
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