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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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und einem zum Sprung geduckten Tiger als Rückenmotiv vor ihr den Mittelgang hinaufschlurfte, verspürte sie das Verlangen, ihm etwas Großes und Schweres ins Kreuz zu werfen. Einen Atlas beispielsweise. Stattdessen schob sie sich weiter an den äußersten Rand der Sitzbank und konzentrierte sich auf die Pracht der Umgebung.
    Zum Glück fiel es nicht schwer, sich von der Kathedrale faszinieren zu lassen. Die gewaltige Kuppeldecke erhob sich sechzig Meter über der Gemeinde und hatte eine Länge von fast einhundertfünfzig Metern. Nicht ganz hoch genug, um ein Landungsschiff darunter zu parken, aber fast hätte man einen Overlord dort seitwärts lagern können. Tara war sich ziemlich sicher, dass es ihr gelungen wäre, ein komplettes Bataillon BattleMechs hier aufzustellen, wäre sie bereit gewesen, mit deren Aufmarsch die großartige Vorhalle zu zertrümmern.
    An beiden Enden der Halle ließen Oberlichter durch Ehrfurcht gebietende Buntglasmotive das Tageslicht ins Innere. Sie zeigten religiöse und mehr oder weniger mythologische Motive. Am besten gefiel ihr das Bild eines Priesters, eines Mönchs und einer Erdmutter-Druidin, die gemeinsam vor dem Himmelstor warteten.
    Es klang zwar nach dem Anfang eines schlechten Witzes, aber das Bild war sehr geschmackvoll und elegant ausgeführt.
    Die Luft war feucht vom schweren Regen des Abends, sie schmeckte nach altem Holz und neuem Teppich. Eine träge Kälte schlich sich durch die Halle, während sie auf die letzten Besucher warteten. Die Kathedrale der Republik bot Sitzplätze für über viertausend Seelen, und zu dieser Feier waren alle Plätze mit Verwandten, nationalen und ausländischen Würdenträgern, einem kompletten Regiment Offiziere und den Freunden, Bekannten und Gönnern eines über hundert Jahre langen Lebens gefüllt.
    Victors durchsichtiger Sarg war bereits in das Hauptschiff gebracht worden und stand zwischen einer Ehrengarde aus sechs Paladinen vor dem Altar. David McKinnon. Heather GioAvanti. Drummond, Mandela, Avellar und Marik. Alle in Ausgehuniform. Alle den verstorbenen Kameraden im Blick, als wollten sie ihn zurück zum Dienst rufen.
    Tara verbrachte eine Weile mit geschlossenen Augen und nach vorne gebeugt, gedankenverloren. Sie stellte sich vor, was Victor zu dieser Zeremonie wohl gesagt hätte.
    Und was sie wohl jetzt stattdessen erwartete.
    »Sie sollten ihn schnell einbuddeln, bevor er es sich anders überlegt«, bemerkte Daoshen. Seine Stimme erhob sich klar über die geflüsterten Unterhaltungen ringsum.
    Der Kanzler der Konföderation klang eher amüsiert als bitter. So, als verlange die erste Szene im zweiten Akt seines Lebensdramas einen ungehörigen Kommentar auf Kosten der wirklich um Victor Trauernden.
    Tara öffnete die Augen, weigerte sich aber, sich zu ihm umzudrehen. Diese Genugtuung gönnte sie ihm nicht. Sie starrte geradeaus, die Bankreihen entlang, zu denen, die auf der Gästeliste vor ihnen standen. Überrascht stellte sie fest, dass vor den Paladinen und einem für Exarch Levin reservierten Platz eine fast leere Bank für die unmittelbare Familie stand. Victor hatte mindestens zwei noch lebende Kinder, einen Sohn und eine Tochter, sowie mehrere Enkel, von denen Tara wusste. Möglicherweise noch ein oder zwei Urenkel? Und sicher lebten auch noch einige Vettern und Cousinen ersten Grades.
    Aber auf der langen Bank saßen nur zwei Erwachsene und ein einzelnes Kind. Tara erkannte Simone Davion, weil sie sich Jahre zuvor auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung begegnet waren. Und natürlich Sir Kitsune. Ritter der Sphäre und Victors Sohn mit Omi Kurita, seiner Geliebten vor der Ehe mit Isis
    Marik. War es Simones Sohn, der da zwischen den beiden steif aufgerichteten Erwachsenen saß? Oder der Kitsunes?
    Erwartungsvolles Schweigen senkte sich über das Kirchenschiff. Diesmal wandte sich Tara um. Exarch Jonah Levin schritt zusammen mit seiner Gemahlin und dem früheren Exarchen Damien Redburn den leeren Mittelgang herauf. Ein Teppichläufer verschluckte ihre Schritte, als sich die drei bis zur vordersten Bank bewegten, wo sie Simone kondolierten -und sich vermutlich auch ihren Segen holten -, bevor sie sich zu den Familienmitgliedern setzten.
    Die Paladine füllten die Lücke in ihrer Bank, indem sie aufrutschten.
    Ein volles Haus.
    Tara schluckte einen Kloß in ihrer Kehle hinunter, als Bischof Wesley-Smith von der Neukatholischen Kirche aus der Sakristei trat. Der Freund und langjährige Ratgeber Victors würde die ökumenische

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