Schwert des Aufruhrs
sinken.
»Frieden.«
Nicht Krieg, wie mit Sicherheit viele der hier Versammelten gedacht hatten. Tara ertappte sich dabei, dass sie betete. Darum, dass die Menschen Redburn zuhörten. Um des Glaubens willen.
»Mancher wird sagen, dass Victor hart arbeitete, hart kämpfte und immer siegte. Immer, wenn es darauf ankam. Aber Victor hat auf Trellwan seine allererste Einheit verloren. Er verlor seine Mutter und seine erste große Liebe durch Attentate. Er verlor Freunde und Kameraden in tausend Schlachten auf hundert Planeten. Natürlich hat er nicht immer gesiegt«, stellte Redburn fest und zwang sich selbst zur Ruhe. »Natürlich nicht. Aber das kann ich Ihnen versichern. Victor wurde niemals besiegt. Weil er niemals, nicht ein einziges Mal, aufgab.«
Jetzt hatte der frühere Exarch seine Zuhörer gepackt. Das spürte Tara. Zumindest die meisten von ihnen lauschten gefesselt seinen Worten, obwohl es hier natürlich auch einige gab, die Victor auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden und sich gewünscht hatten, er würde aufgeben. Umdrehen. Es einfach sein lassen und endlich sterben.
Doch als Redburn die Liste der Ereignisse aufzählte, gegen die Victor >gekämpft< hatte, einschließlich der Kontroverse über seine Entscheidung, als letzte Versöhnungsgeste einer Inneren Sphäre gegenüber -die lange unter harten Kampfhandlungen gelitten hatte -, auf seinen Thron zu verzichten, erinnerte er all jene, die mit Victors Geschichte halbwegs vertraut waren, daran, welch ein wahrhaft großer Mann er gewesen war. Und die Litanei der Mühen, der persönlichen Schicksalsschläge und großen Siege riss selbst Tara mit. Tara, die sie bis ins Detail kannte. Sie hörte das Hämmern nicht mehr, mit dem Redburn einen
Nagel nach dem anderen in den Sarg der Senatsloyalisten trieb, die für Victors Tod verantwortlich waren. Sie schloss wieder die Augen und hüllte sich in eine wohlige Decke aus Erinnerungen und patriotischen Gefühlen.
Bis eine Hand ihren Ellbogen berührte und warmer Atem ihr Ohr kitzelte.
»Countess?«
Es war mehr als ein Flüstern. Kräftig und bestimmt.
»Countess. Es ist so weit.«
Tara öffnete langsam die Augen und schaute nach rechts, wo sich ein buddhistischer Mönch zu ihr herabbeugte. Sie wollte sich widersetzen, aber sie hatte die Aufforderung erwartet. Sie alle hatten sie erwartet. Gerade heute. Eine weitere schreiende Ungerechtigkeit.
Noch hielten sich die Störungen in Grenzen. Mönche und Akoluthen, und sogar ein paar junge Priester, die sich durch die Außengänge bewegten und kleine Notizen überbrachten oder einen vorgewarnten Offizier an Arm oder Schulter berührten.
Redburn sprach weiter, hielt die Menge ungeachtet der Störungen im Bann seiner Worte. Seiner Botschaft.
»Nicht, als an allen Grenzen Krieg drohte«, verkündete er, während Tara aufstand und leise die Bank verließ. »Nicht einmal, als selbst gute Männer die Ohren verschlossen. Victor blieb standhaft. Er kämpfte weiter. Sein ganzes Leben lang kämpfte er.
Und am Ende kämpfte er sogar um sein Leben und zerschlug eine finstere Verschwörung, deren Anstrengungen den Frieden erneut bedrohten.«
Zerschlagen hatte er sie nicht. Nicht wirklich. Nur behindert.
»Auch die Verschwörer konnten ihn nicht besiegen.«
Ein Priester näherte sich den Paladinen, die in der ersten Reihe saßen. Ein anderer trat vor und stellte sicher, dass auch die sechs in Victors Ehrenwache ihn sahen. Dass sie verstanden.
»Er hat sie besiegt.«
Das hatte er. Tara gab Redburn recht. Sie blieb kurz am Ende der Bank stehen und blickte nach vorn zu Damien Redburn. Ihre Blicke trafen sich und sie gab ihm recht. Doch das war nur eine Schlacht in einem sehr viel größeren, längeren Krieg.
Und nun wurde es Zeit, auszuziehen und für Victors Erbe zu kämpfen.
»Jetzt?«, fragte Julian. »Ausgerechnet jetzt kommen sie?«
Seine geflüsterte Frage reichte kaum weiter als bis zu Prinz Harrison. Möglicherweise hörten Sandra und Amanda Hasek sie auch noch. Caleb beugte sich mit fragender Miene näher und suchte sichtlich nach einem Sinn. In der Rede. Und in den Störungen.
In Julians plötzlicher Unterhaltung mit Harrison Davion. Aber alle anderen verstanden sofort, als sich die Nachrichten durch das Kirchenschiff verbreiteten. Offiziere entschuldigten sich nach einem kurzen
Antippen, so leise sie konnten. Ein nervöses Tuscheln breitete sich aus, als die Paladine einer nach dem anderen ihre Plätze verließen und sich in einer Ecke des Saales
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