Schwert des Aufruhrs
Frauen. Pensionierte Offiziere. Ein paar niedrige Adlige, aber niemand, der Calebs Zeit wert war.
Die Zukunft gehörte anderen. Zwischen und hinter den Ehemaligen starrten fünfhundert AVS-Kadetten in makelloser Ausgehuniform zu ihm hoch, perfekt in Reih und Glied angetreten. Obwohl sie gerade einmal halb so alt waren wie er, identifizierte sich Caleb mehr mit diesen Kindern als mit den abgehalfterten Veteranen. Junge, begeisterte Gesichter. Die meisten von ihnen freuten sich gewiss auf ihre zwei Jahre Dienstzeit auf Firgrove.
Aber nicht alle. Caleb bemerkte auch die gelegentlichen Blicke zur Seite.
Denn neben den Kadetten war in ebenso perfekter Disziplin eine Verbundwaffenkompanie von New
Syrtis aufmarschiert, für diese Zeremonie von seiner Tante Amanda abko mm andiert. Für ihn abkommandiert. Ein Glied Grenzgänger-II-Kröten formte die Front der Formation. Im grellen Sonnenlicht glänzten die verspiegelten Visierplatten der Rüstungen leuchtend blau. Dahinter stellten zwei wuchtige Kelswer- Truppentransporter die zweite Reihe.
Und hinter ihnen, als Krönung der Formation, stand ein Vollstrecker. Fünfzig Tonnen Metall und Myomer in breitbeiniger Positur. Die MultiAutokanone war zwar auf den Boden gerichtet, aber sie war bereit. Immer bereit. Caleb hatte andere Vorstellungen, aber wäre Julian hier gewesen, hätte er die Zeremonie vermutlich lieber im Innern des schweißtreibenden Cockpits absolviert als auf der Bühne.
Und nach dem Ausdruck auf den Gesichtern der Kadetten zu schließen, wäre er da nicht der Einzige gewesen.
Eifer und Begeisterung. O ja, diesen Ausdruck kannte Caleb. Ein Teil der Kadetten hoffte darauf, für einen Posten in einer der benachbarten Garnisonen ausgelost zu werden, wo sie mehrere Jahre fortgeschrittene Kampfausbildung erwarteten und ein Posten in einem echten Regiment der Armee der Vereinigten Sonnen.
In Haus Davions Militär.
In seinem Militär.
»Vor fünfundachtzig Jahren«, begann er seine kurze Ansprache, »als er kaum älter war als viele von euch hier, machte Victor Steiner-Davion seinen Abschluss am Nagelring, einer guten Akademie im damals gemeinsamen Reich der Vereinigten Sonnen und des Lyranischen Commonwealths. Er schloss mit cum laude ab. Und so führte er auch sein Leben. Mit Ehren. Er war vor allem ein Student der Kriegskunst - und erst in zweiter Linie einer der Politik. Ein Menschenführer für seine Zeit, in der Generäle über die Nachfolgerstaaten herrschten und die Innere Sphäre sich im permanenten Kriegszustand befand. Jene Zeiten brauchten eine Persönlichkeit wie ihn. Sie hatten Glück. Und dasselbe gilt für uns, die wir ihn kennen durften.«
Und weil die Republik wegen des Ablebens ihres greisen Helden jetzt ein riesiges Theater machte, durfte Caleb nach Hause zurückkehren und seinen Vater nach Terra begleiten. Das war das wirklich Entscheidende, drängte es ihn zu sagen. Doch ein Fürst, selbst ein zukünftiger Fürst, musste über so offensichtlichen Belangen stehen.
Stattdessen nickte Caleb nur dem Kapellmeister zu, und zu den traurigen Klängen des Letzten Geleits senkte der Ehrentrupp der Kadetten die Fahnen der Akademie auf Halbmast. Caleb drehte sich um und kehrte der Versammlung den Rücken zu, um die Zeremonie zu verfolgen. Als Erstes senkte sich die Fahne der Vereinigten Sonnen, gefolgt von denen Firgroves und der Militärakademie.
Als das Senken der Fahnen vorüber war, wandte Caleb sich wieder zu seinen Zuhörern um.
»Wir wünschten, wir könnten Victors durch eine gemeinsame Trauerperiode im gesamten Reich gedenken, doch der ComStar-Kollaps macht das nahezu unmöglich und schlichtweg undurchführbar. Stattdessen haben alle Welten die Anweisung erhalten, im Andenken an unseren toten Vetter eine eigene Trauerzeit von dreißig Tagen abzuhalten. Nutzen Sie diese Zeit, um an die harte Arbeit zu denken, die der Weg hierher erfordert hat, und an die Opfer, die Ihnen vielleicht noch bevorstehen.« Er gestattete sich eine längere Pause. »Nutzen Sie diese Zeit, um über das Leben eines beispielhaft selbstlosen Helden nachzudenken. Victor hat gegen die Clan-Invasoren gekämpft und sie besiegt. Er hat im Heiligen Krieg gegen Blakes Wort gekämpft. Er hat ComStar als Präzentor Martialum angeführt und sich Devlin Stone bei der Gründung einer neuen Terranischen Hegemonie angeschlossen ... der Republik der Sphäre. Victor Ian Steiner-Davion war vieles für viele. Sein Tod jedoch ist ein Verlust für uns alle.«
Nun wich Caleb vom Text
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