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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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seiner sorgfältig vorbereiteten Rede ab. Er beugte sich vor und ergriff die Seiten des polierten Rednerpults. Ganz sicher vermittelte dies den Eindruck ehrlicher Offenheit.
    »Und nun werde ich, zu Ehren seines Andenkens, nach Hause reisen. Zurück nach New Avalon. In dieser Trauerzeit und im Vorfeld von Staatsfeiem, die auf der Geburtswelt der Menschheit anstehen, ist es erforderlich, dass ich meinen rechtmäßigen Platz an der Seite meines Vaters einnehme, unseres Ersten Prinzen.«
    Dann richtete sich Caleb zu einer militärisch geraden Haltung auf. Von jetzt an war der Rest eine Routine, die er gedankenlos abspulen konnte. Was er häufig auch tat.
    Die Stimme des Kommandeurs hallte über den Platz. »Grüßt!«
    Calebs Arm zuckte in einem zackigen Gruß nach oben. Er war stolz auf diese jungen Männer und Frauen, die dem Wohl der Vereinigten Sonnen Jahre ihres Lebens opferten.
    »Und ... ab.«
    Fünfhundert Arme sausten abwärts. Starke Arme. Stark genug, Caleb zurück nach New Avalon zu tragen.
    Auch wenn Kommandeur Gadbois den Thronfolger nur ungern ziehen ließ. Während die Kadetten zur getragenen Musik der Kapelle im Paradeschritt vorbeimarschierten, löcherte er Caleb.
    »Müsst Ihr so schnell wieder abreisen, Sire Davion? Hatte Euer Reiseplan nicht einen einwöchigen Aufenthalt auf Firgrove vorgesehen?«
    Das stimmte. Doch dieser Plan war aufgestellt worden, bevor die Ereignisse weit entfernt von den Hinterwäldlerregionen der Mark Peripherie eine dramatische Wendung genommen hatten. Nachdem er im Juni bereits einen kurzen Abschiedsbesuch bei Duke Marsin absolviert hatte, hatte Caleb den Zeitplan drastisch beschleunigt, um rechtzeitig für diese Zeremonie auf Firgrove zu sein. Er war nicht bereit, auch nur eine Sekunde länger als nötig zu bleiben.
    »Mein Landungsschiff startet in einer Stunde. New Avalon ruft.«
    Zumindest hatte seine Tante gerufen. Und sicher würde sein Vater froh sein, ihn zu sehen. Würde er Caleb als Regenten auf New Avalon lassen? Oder ihn mit nach Terra nehmen, damit er sah und gesehen wurde? Das war die einzige Frage, die noch zu klären war.
    »Duke Marsin wird es bedauern, Eure Unterstützung zu verlieren«, versuchte sich Gadbois recht unbeholfen als Politiker. »Eure lange Rundreise durch unsere Systeme war für die Menschen in der Mark Peripherie ein großartiges Erlebnis.«
    »Das war es sicher«, stimmte ihm Caleb freundlich zu, obwohl es ihn drängte, Masons Ausbruch beim Ladeanflug zu wiederholen: Wir verschwenden unsere Zeit damit, eine Einödmark mit Illusionen der Gleichwertigkeit zu babysitten. Die Marsins waren noch Bauern, als unsere Familien schon über Welten und interstellare Reiche regierten. Und während die Davions die Marsins in den Herzogsstand erhoben, hatte Masons Familie alles verloren, da die Draconis-Weiten auch Harrow's Sun verschlangen. Gerecht konnte man das nicht nennen.
    »Es war mir ein Vergnügen, die Welten der Mark Peripherie zu besuchen«, log Caleb. Die letzte Kadettenformation zog vorbei und ließ einen leeren Exerzierplatz zurück. Er verabschiedete sich mit Händedruck und militärischem Gruß vom Kommandeur der Akademie, und mit einem kurzen Nicken von den letzten zukünftigen Soldaten.
    Endlich fertig. Noch bevor seine Leibwächter in Position gegangen waren, verließ er schon die Bühne und machte sich mit schnellem Schritt auf den Weg zu seinem Wagen. Mason holte ihn unterwegs ein, ohne ein Wort zu sagen. Sein angedeutetes Lächeln sprach Bände. Auch Mason war froh, von Firgrove, das nie mehr als ein unvermeidlicher Aufenthalt vor dem Flug zurück nach New Avalon gewesen war, abreisen zu können. Und nach Hause.
    Was Victors Tod betraf, der berührte Caleb kaum. Ein entfernter Verwandter, den er in fünfunddreißig Jahren nur ein einziges Mal getroffen hatte. Für den jungen Adligen bedeutete Victor nicht viel mehr als ein Name. Victor Steiner-Davion war alt gewesen, älter noch als Calebs Vater, und hatte seine Zeit hinter sich gehabt.
    Und es war noch etwas gewesen, eine Position, die Caleb bewusst nicht angesprochen hatte. Die Ehre, auf die Victor verzichtet hatte, etwas, das Caleb nie begriffen hatte. Es war die Position, die Caleb wichtiger war als alles andere, und die er eines Tages einnehmen würde.
    Dann würde er möglicherweise sagen können, was er dachte, ohne Angst haben zu müssen, er könnte zu eifrig klingen. Zu jung.
    Wenn er Erster Prinz der Vereinigten Sonnen war.
    Ich habe Victor Steiner-Davion nicht gekannt.

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