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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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ebenso wie die Koteletten, und um seine Augen hatten sich Lachfältchen eingegraben. Ansonsten hatte sich der fünfundsechzigj ährige Nachfolgerfürst gut gehalten. An der Kraft seines Händedrucks, einer der Faktoren hinter seinem Spitznamen >der Bär<, war kein Zweifel möglich, ebenso wenig wie an der guten Linie in den dunkelbraunen Augen, einer Freude, die vor Sterlings Eintreffen am Hofe lange Jahre verschwunden gewesen war.
    »Wird auch Zeit, Neffe«, erklärte der größere Mann mit grob freundlichem Ton. Obwohl sie eigentlich Vettern waren, hatte Julian Harrison immer nur als Onkel gekannt. »Fast hätten wir ohne dich angefangen.«
    In so großer Nähe der Palastreporter zwang sich
    Julian zu einem Lächeln. Allzu schwer fiel es ihm nicht. »Ich sehe, du trägst wieder deinen eigenen Stil.«
    Es war ein verbreiteter Witz, für den Harrison selbst die Verantwortung trug. Der Prinz zog im Allgemeinen paramilitärische Uniformen mit dem Rangumhang eines Adligen vor. Zumindest war das die Kleidung, die ihm sein Butler jeden Morgen zurechtlegte. Bei Paraden oder öffentlichen Veranstaltungen hatte er jedoch die Neigung, Uniformjacke und gestärktes Uniformhemd gegen ein buntes TShirt zu tauschen, das er als Geschenk erhalten hatte oder das ihm einfach nur zusagte.
    Es war eine seiner populäreren Eigenheiten. Die Linie der >Harrybären<, von Excalibur Collectibles jeden Monat um ein weiteres Sammlerstück erweitert, war grundsätzlich in der neuesten Modeentgleisung des Ersten Prinzen gekleidet.
    Harrison öffnete den Mund, presste ihn dann aber fest zu, um nicht zu lachen. Der Erste Prinz konnte nämlich nicht leise lachen. Sein dröhnendes Gelächter kam tief aus dem Bauch und wäre für den heutigen Tag nicht angemessen gewesen.
    Wieder schüttelte er die Hand seines Champions. Am vorderen Bühnenrand wedelte ein Adjutant hektisch mit den Armen, weil dies den präzisen Zeitplan der Zeremonie durcheinanderbrachte. Aber davon ließ sich der Prinz nicht beeindrucken. »Schön, dich zu sehen, Julian.«
    Julian wünschte sich, er hätte auf gleiche Weise antworten können, doch sein Schweigen war die schnellste Art, dem Prinzen deutlich zu machen, dass es Probleme gab. Und es war besser, er erfuhr es jetzt, als dass Julian gezwungen war, ihn nach der Zeremonie zu einem Gespräch beiseite zu ziehen, wenn Reporter und Zuschauer sich um die Bühne drängten und die Leibwache in höchste Alarmbereitschaft versetzten, weil alle Welt einen Augenblick mit dem Prinzen suchte. Also blieb Julian stumm und ließ sich einen Hauch von Besorgnis anmerken.
    Bei allem polternd lauten Auftreten war Harrison keineswegs ein Dummkopf. Er schlug Julian gut gelaunt auf den Rücken und zerrte ihn mit zum Rednerpult, wo er in Kürze seine Ansprache halten würde.
    Ein einziger, kurzer Blick aus dem Augenwinkel. Das war alles.
    Julian nickte.
    »Liebling«, rief Harrison Sterling McKenna zu. Er reichte Julian an die Allianz-Fürstin weiter. »Wärst du so nett, auf meinen Neffen aufzupassen? Ich möchte nicht, dass er wieder abhanden kommt.«
    McKenna hakte sich bei Julian ein und zog ihn beiseite. Der Erste Prinz der Vereinigten Sonnen blieb allein am Rednerpult stehen.
    Das war einer der gefährlichsten Augenblicke im Leben eines jeden Herrschers. Selbst im Friedenspark, mit kontrolliertem Zutritt und vom besten Sicherheitsteam der Inneren Sphäre überprüften Gästen. Nach Victors Tod - der geheimsten Version des
    Berichtes nach, den er gelesen hatte, durch Gewalteinwirkung verursacht - war Julian noch angespannter als sonst.
    Victor Steiner-Davion hätte es verdient gehabt, im Bett zu sterben. Es machte Julian zu schaffen, dass dies dem Paladin nicht vergönnt gewesen war. Er hatte sich dieses Privileg verdient gehabt, das unter den Fürsten der Inneren Sphäre so selten war. In einer Gesellschaft, in der die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich über einhundert Jahren lag, sprach es Bände, dass interstellare Fürsten im Mittel nicht einmal siebzig erreichten.
    Das hatte Julians Vater ihm damals erklärt, als Julian aus der Schule gekommen war und gefragt hatte, warum seine Familie ihr Geburtsrecht nicht ausnutzte.
    »Siebzig!«, hatte er ausgerufen. »Da freue ich mich lieber auf noch vier Jahrzehnte oder länger mit meiner Familie.«
    Natürlich hatte Julian es nachgeprüft, und tatsächlich hatte sein Vater recht gehabt. Es machte ganz den Eindruck, dass Fürsten der Inneren Sphäre gut daran taten, interstellare Reisen,

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