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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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viele Blitzableiter. Ganze Gruppen der hohen Metallstangen ragten stumm an jeder Ecke der Allee auf und umringten den Exerzierplatz wie ein lockerer Zaun.
    Trotzdem wartete Caleb und achtete gar nicht darauf, was sonst noch geschah. Deshalb reagierte er auf das falsche Stichwort.
    »Mit großem Stolz gedenken wir des Dahingeschiedenen. Ein großer Mann, Soldat und Adliger des Reiches«, intonierte Kommandeur Laurent Gad-bois.
    Natürlich sprach er von Victor Steiner-Davion. Caleb aber hörte nur >Adliger des Reiches< und stand in Erwartung seiner Vorstellung auf, bevor Gadbois fertig war. Der weißhaarige Offizier nickte.
    »Außerdem freuen wir uns über die Ehre, die uns Prinz Harrison Davion erwiesen hat«, erklärte der Milizoffizier, »mit dem Besuch seines Sohnes und Erben. Die Militärakademie Firgrove wird sich an diese Ehre lange erinnern, trotz des traurigen Anlasses. Dass uns die Nachricht vom Hinscheiden Victor Steiner-Davions zeitgleich mit seinem Eintreffen er-reichte, werten wir als glückliche Fügung. Denn niemand ist besser geeignet, uns bei dieser kurzen Abschiedszeremonie zu führen, als der Duke of Tay-geta, Ehrenkommandeur der Davion Guards und unser zukünftiger Erster Prinz. Caleb ... Hasek ... Sandoval... Davion.«
    Caleb setzte ein starres Lächeln auf und ließ sich unter dem wachsamen Blick der Holovidkameras seine Verärgerung nicht anmerken. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, herumstehen zu müssen, während Gadbois seine schwachsinnige Vorstellung abspulte. Ja sicher, er hatte auf voller Aufzählung seiner Titel und Namen bestanden. Wer sonst in den gesamten Vereinigten Sonnen konnte sich auf eine Abstammung von allen drei führenden Adelshäusern berufen? Von den Herzögen der Marken Capella und Draconis ebenso wie von der Herrscherlinie?
    Aber es behagte ihm nicht, wie der ranghöchste Offizier der Akademie seinen Namen dehnte. Das ließ ihn hochtrabend klingen, und nicht angemessen ergeben.
    »Karrieren sind schon für weniger ruiniert worden«, raunte Mason von der Seite.
    Mason Lambert, ein langjähriger Freund und einer von Calebs klügsten Ratgebern, saß eine Reihe hinter ihm und zwei Plätze weiter seitlich. Seine Stimme reichte nur bis zu Caleb und vielleicht noch zu ein paar Leibwächtern. Deshalb sagte Caleb nichts.
    Er nickte nur.
    Sich seines Bildes in der Öffentlichkeit wie immer sehr bewusst, zupfte Caleb am Saum seiner grünen Uniformjacke und zog sie gerade, als er von der Tribüne für Ehrengäste auf die kurze Treppe an der linken Seite der Bühne trat. Er machte einen prachtvollen martialischen Eindruck. Der vergoldete Säbel klimperte an seiner Seite, als er die Stufen hinaufstieg. Mitsamt den weißen Handschuhen und den Leggings über den - nur an den Aufschlägen sichtbaren - dunklen Hosenbeinen trug er die volle Ausgehuniform eines Offiziers der Vereinigten Sonnen. Wie es sein Vater von ihm erwarten durfte.
    Er würde noch ein einziges Mal für die Holos posieren, seine Rede halten und die Vereinigten Sonnen bejubeln.
    Zum letzten Mal auf dieser Rundreise.
    Victor Steiner-Davions Tod hatte ihn begnadigt. Jetzt konnte er diese Tour durch die Achselhöhle der Vereinigten Sonnen endlich beenden. Endlich war Schluss mit der Öffentlichkeitsarbeit, zu der ihn sein Vater in die hintersten W ink el des Reiches abkommandiert hatte, während sein Vetter Julian die Freude New Avalons und die sehr viel angenehmeren kern-wärtigen Welten genoss. Schluss mit dem Händeschütteln und Kleine-Kinder-Küssen. Schluss mit Presseterminen vor Akademieklassen und Einkaufszentren.
    Caleb hielt kurz an, schüttelte die Hand des Kommandeurs, und wartete, dass die Journalisten ihre Standbilder schossen. Ein staubiger Salbeigeschmack legte sich auf seine Zunge. Der Wind zupfte an seinen schwarzen Locken, nur dort nicht, wo Schweiß das dickere Haar hinter den Ohren an den Schädel klebte. Er lächelte, nickte Gadbois zu und trat an das Rednerpult, das auf dem vorderen Teil der Bühne stand.
    »Danke, Kommandeur Gadbois. Auch für mich ist es eine Ehre, mich für diese traurige Zeremonie hier an der Firgrove-Akademie befinden zu können.«
    Die Ehemaligen der Akademie waren der Bühne am nächsten, auf den Tribünen zu beiden Seiten des Exerzierplatzes. Während der Trauerrede und der Ansprache des Akademiekommandeurs hatten sie gestanden. Jetzt warteten sie aus Respekt vor Caleb Hasek-Sandoval-Davion, der das Senken der Fahnen auf Halbmast leiten würde. Es waren ältere Männer und

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