Schwert des Aufruhrs
Krallen der Jadefalken zu halten. Dann war er zurück nach Terra gerufen worden, mit einem Befehl, den er nicht verstanden und ablehnend aufgenommen hatte.
»Du bist für Victor zurückgekehrt«, sagte sie, gleichzeitig verstehend und entschuldigend.
»Ich kam für meinen Exarchen zurück. Der Mord an Victor löste ein Chaos aus, und die Zukunft der Republik stand auf der Kippe. Möglicherweise gilt das immer noch.« Er sah sich um. »Möchtest du ihm die Ehre erweisen?«
»Das möchte ich.«
McKinnon drehte sich um und begleitete sie hinauf zu Victors Sarkophag. Der Steinsarg wurde von einer Panzerglasscheibe verschlossen, die den Paladin im Tod beschützte, wie es der Republik im Leben nicht gelungen war. Natürlich hatte Tara einen Bericht über die tatsächlichen Umstände seines Todes erhalten. Dafür hatte Redburn gesorgt, und McKinnon ebenfalls. Was für eine Verschwendung. Was für eine verdammte, sinnlose Verschwendung.
Victor war zwar nie sehr groß gewesen, aber trotzdem hatte er Ausstrahlung besessen. Davon war jetzt nichts mehr geblieben. Was noch vor ihr lag, war der gut erhaltene Leichnam eines Mannes von einhundertacht Jahren, mit schlohweißem Haar, ähnlich dem McKinnons. Doch während dieser robuste Gesundheit verkörperte, hatte Victor schließlich die hagere Zerbrechlichkeit ereilt, die auf die meisten Menschen wartete.
»Er sieht gut aus«, stellte sie fest und trat einen Schritt zurück. »Friedlich.«
»Es ist ein kleines Heer der besten Bestatter auf dem Planeten nötig, um diesen Eindruck aufrechtzuerhalten. Eine vier Monate aufgebahrte Leiche ansehnlich zu halten ist keine leichte Aufgabe. Und jeder Einzelne von ihnen betrachtet es als große Ehre, dabei mithelfen zu dürfen.«
»Sicher ebenso wie eine komplette Ehrengarde. Zumindest während der Öffnungszeiten.«
McKinnon schüttelte den Kopf. Einzelne Haare fielen ihm in die Stirn. »Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Die Paladine lassen ihn nicht allein. Nie. Einer von uns hält hier immer Wache.«
»Haltet ihr wirklich Wache oder leistet ihr ihm nur Gesellschaft?« Sie trat noch ein Stück weiter zurück und wandte sich zu ihrem Freund um. »David, wie konntet ihr so etwas zulassen? Das alles?«
McKinnon fasste sie beim Arm und zog sie zurück zu den Sitzreihen. »Du bist auf dem Laufenden.« Das war keine Frage.
»Zwei Wochen Reisezeit, selbst bei der Expressbeförderung meines Landungsschiffes, lässt einem reichlich Zeit zum Lesen. Eine Menge Zeit, in der ich nicht in Präfektur IX bin.«
»Wir haben dich nicht leichtfertig zurück ins Sol-system gerufen. Falls du glaubst, wir würden einen Feldzug für eine Werbetour unterbrechen, tust du mir und unserem neuen Exarchen Unrecht. Jonah Levin braucht dich. Deshalb bist du hier.«
»Warum rede ich dann nicht mit Exarch Levin?«, fragte sie. Eine so dringende Angelegenheit, dass sie nicht einmal in ein Hotel einchecken durfte, um sich nach einer langen Raumreise frisch zu machen, stand in krassem Widerspruch zu einem frühmorgendlichen Besuch an Victor Steiner-Davions Sarg.
McKinnon erhob sich und ging mit langsamen, aber entschiedenen Schritten auf und ab. »Es könnte politisch besser sein, wenn du in dieser Sache Distanz hältst. Das gibt dir eine Chance, Vernunft zu predigen, ohne als Sprachrohr des Exarchen zu erscheinen.«
Eine Aufgabe, für die sie bestens geeignet war. Tara Campbell war der Medienliebling der Republik, für Militärs und Politiker gleichermaßen. War es schon, seit sie sich den Stahlwölfen entgegengestellt hatte. Ihre Vorliebe für Uniformen statt Adelsroben hatte mehrere Modehäuser zu paramilitärischen Kollektionen inspiriert, und jede neue Frisur konnte einen Trend auslösen. Immer mehr Modelle tendierten in jüngster Zeit sogar zur selben Färbung. Ihr platinblonder Schopf wurde mit jedem Tag normaler.
Und ihre politischen Ansichten waren nicht minder gefragt. Bereits Taras Ankunft auf Terra hatte Einfluss auf Kommentatoren und Politiker gezeigt, beides Personengruppen, die die öffentliche Meinung sorgsam beobachteten.
»Du bist wirklich der Meinung, dass sich Exarch Levin keinen Rückzug leisten kann?«, fragte sie mit leicht resignierter Stimme.
»Unmöglich. Der Senat hat die Konfrontation provoziert, als er statt einer Untersuchung ein Misstrauensvotum ins Gespräch brachte. Niemand - damit meine ich: Niemand im Senat - will ein öffentliches Gerichtsverfahren für Geoffrey Mallowes. Die Senatoren betrachten das
Weitere Kostenlose Bücher