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Schwert des Aufruhrs

Schwert des Aufruhrs

Titel: Schwert des Aufruhrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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den Kopf. Der Posten war eine Mischung aus alt und neu. Beide Männer trugen unter einem Seidenkimono Schutzkleidung, und sie waren mit Katanas und Nakajima-Laserpistolen bewaffnet. Über ihnen flackerten Fackeln, obwohl noch eine Stunde bis zum Einbruch der Dämmerung blieb, und die Flammen wurden von Erdgas gespeist, durch eine im Innern der Bambus-stecken verborgene Leitung. Ein Samurai hielt ein kleines Sichtgerät, das Infrarot-Signaturen registrierte.
    Der Koordinator des Draconis-Kombinats ging nicht leichtfertig auf Reisen.
    Tatsächlich war die Wahl seiner Residenz nur in zweiter Linie wegen der einfachen Schönheit auf das Naturreservat oberhalb Ishinomaki gefallen, und vor allem auf Grund der Abgelegenheit und leichten Sicherung. Die Blumengärten verbargen Detektoren, und einige der kleinen Teepavillons waren in Wirklichkeit Sicherheitsposten, vollgestopft mit Elektronik und Soldaten. Selbst die beiden BattleMech, die konstant an der nördlichen und südlichen Zufahrt Wache hielten, waren hinter hohen, wuchtigen Zypressenständen kunstvoll versteckt.
    Sie kam unter Kirschbäumen heran, von denen vollkommene rosa Blüten wie Schnee zu Boden regneten. »Schön«, sagte sie. Aber es klang nüchtern. Tonlos.
    »Blumen gefallen dir nicht?«
    Die Stimme rührte von einem Punkt knapp unter ihrem rechten Ellbogen her. Yori zuckte zur Seite, und ihre Hand flog zum Heft des Katanas in ihr em Obi.
    Kisho saß im Schneidersitz im tiefen Schatten eines der Kirschbäume und lehnte mit dem Rücken am silbergrauen Stamm. Weißrosa Blüten hingen im dunklen Haar des Novakatzen-Mystikers und bedeckten seine Schultern und seinen Schoß. Die Au-gen glichen dunklen Höhlen. Unergründlich und schweigend.
    »Mischt ihr Mystiker euch immer in die Gedanken anderer Leute ein?«, fragte Yori unter wütendem Starren.
    »Auch wenn du möglicherweise etwas anderes gehört hast, wir können keine Gedanken lesen.« Kisho deutete ein höfliches Nicken nicht einmal an. Nur sein Mund bewegte sich. Ansonsten regte er keinen Muskel. »Hauptsächlich beobachten wir. Und jetzt gerade habe ich bemerkt, dass du Selbstgespräche führst, Kurita Yori-san.«
    Er hatte recht. Wenn überhaupt, hatte sie sein Wa gestört, nicht umgekehrt. Der Name Kurita und Tor-anagas Patronat gestattete ihr, ungeachtet der Provokation auf eine Entschuldigung zu verzichten. Aber sie senkte trotzdem höflich den Kopf. »Du hast recht, Kisho-san.« Ihr Tonfall wurde sanfter. Höflicher. »Ich wollte deine Meditation nicht stören.«
    »Es war keine Meditation. Nur der Versuch, einen Abend fern der feindseligen Blicke deiner ... Kameraden zu verbringen.«
    Womit er Katsuwe und die anderen Samurai im Gefolge des Koordinators meinte. Sie weigerten sich, den Mystiker zu akzeptieren, betrachteten ihn als Betrüger und möglichen Spion für die im Kombinat lebende Fraktion der Novakatzen. Ungeachtet seiner Abstammung war Kisho kein Samurai. Und damit nicht vertrauenswürdig.
    Damit ging es ihm nicht viel anders als Yori. Und jetzt wurde ihr bewusst, dass sie den jungen Nova-katzen-Krieger selbst kaum anders behandelte. Sondern wie einen Ausgestoßenen.
    Einen Aussätzigen.
    Ihre Wangen wurden heiß. »Du beschämst mich mit ihnen, Kisho-san. Ich entschuldige mich für uns alle.«
    Und weil ihre Ehre ihr nicht gestattete, es dabei zu belassen, verließ Yori den Gartenweg und senkte sich auf das blütenbedeckte Gras. Sie war von duftenden Blüten umgeben, und schließlich wurde auch der Gestank der Ebbe schwächer, bis nur noch die bloße Andeutung von Verwesung unter dem süßen Duft blieb - diese jedoch hartnäckig. Yori kniete sich hin, setzte sich auf die Waden, in einer Haltung, aus der sie jederzeit kampfbereit aufspringen konnte. Es war eine nahezu instinktive Entscheidung.
    »Ich bin nicht dein Feind.«
    Kisho sprach leise, war aber nicht mit sich im Reinen. Seine Haltung ähnelte der angenehmen Stille am Morgen vor einem schweren Gewitter, wenn die Tiere nervös umherrannten und im Zwitschern der Vögel eine ängstliche Note mitschwang. Sie spürte große Wut in ihm. Und Wut entstand entweder aus Angst oder Ungewissheit. Hatte er Angst vor ihrem Namen? Oder war er aus freien Stücken ein Ausgestoßener und nicht bereit, eine Brücke zu den anderen jungen Kriegern des Gefolges zu schlagen?
    »Nein«, antwortete sie, und entschied sich, seine Bemerkung wörtlich zu nehmen. »Du bist nicht mein
    Feind. Doch ich habe viel zu lange mit meinen Ängsten gelebt, um sie

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