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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ihn an.
    »Wo ist Ginny?«, stammelte sie.
    »Sie hat das Kind verloren... Da war Blut, so entsetzlich viel Blut. Ach, Anna... Ginny ist tot.«
    Die Nachricht traf die junge Frau wie ein Schlag ins Gesicht. Ihr brach das Herz, doch ihre Augen blieben trocken. Sie hatte keine Tränen mehr.
    »Sie war mir wie eine Schwester«, sagte sie apathisch.
    Ihre Gliedmaßen fühlten sich taub an, und langsam überwältigte sie der Schlummer.
    »Wie geht es Coll?«, fragte Liam und nahm die kostbare Last von den Knien seiner Frau.
    »Er schläft... Ihm war so kalt, da habe ich ihn in meinen Umhang gewickelt, und dann ist er eingenickt. Ich glaube, jetzt geht es ihm besser...«
    Liam strich mit der Hand über das Gesicht seines Sohnes. Es war kalt, und seine Haut war grau. Der Vater ließ die zitternde Hand am Hals des Kindes hinuntergleiten und seufzte erleichtert,
als er den Puls spürte. Er war schwach, aber das Herz schlug.
    »Sie haben den kleinen Robby getötet... Ich habe alles gesehen... Mit dem Bajonett. Er war noch keine drei Jahre alt, Liam ... Das hat mir die Kraft gegeben, mit Coll zu fliehen... Sie hätten ihn auch umgebracht.«
    Ihre Stimme klang immer stockender, und ihr Kopf sackte schwer herab. Liam schlang die Arme um ihre schmalen Schultern, und sie schmiegte sich mit geschlossenen Augen an seine Brust.
    In der Höhle war es dunkel. Das Stöhnen der Überlebenden mischte sich mit den Musketenschüssen, die immer noch aus dem Tal hallten. Der Sturm tobte weiter, wenn auch nicht mehr so heftig wie zuvor. Der beißende Rauchgestank stieg bis hierher auf und brannte in den schon vom Weinen geröteten Augen der Flüchtlinge.
    Mehrere Männer waren auf die Suche nach Überlebenden ausgezogen, um sie hier zu sammeln und dann nach Appin hinunterzuführen. Auf dem Gebiet ihrer Nachbarn, der Stewarts, hofften sie, eine Zuflucht für die Frauen und Kinder zu finden.
    Liam fragte sich, wie sie dorthin gelangen sollten. Sie waren bereits zu Tode erschöpft und unterkühlt. Anna war ebenfalls eingeschlafen. Sie war wachsbleich, und ihre Lippen nahmen langsam einen besorgniserregenden Blauton an. Er zog sie und Coll fester an sich, aber im Grunde seines Herzens wusste er schon jetzt, dass sie verloren waren.
    »Mein Gott, lass mich mit ihnen gehen«, wisperte er. »Ich könnte es nicht ertragen, ohne sie zu leben.«
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Sein Clan, sein Tal waren verloren. Sein Vater, seine Schwester tot. Wie viele andere würden ihnen noch folgen? Seine Frau und sein Sohn... Von lautlosem Schluchzen geschüttelt, schloss er die Augen und vergrub das Gesicht in Annas goldenem Haar. Und dort überließ er sich endlich dem Schmerz, der ihm den Atem raubte.

Man kämpft nicht gegen die Macht des Schicksals.

    Aischylos

2
Dunning Manor, 28. Mai 1695
    »Dann treten König Malcolm und sein Vasall MacDuff auf, und Malcolm sagt: ›Lass uns ’nen stillen Schatten suchen und durch Tränen unser Herz erleichtern.‹ Und MacDuff antwortet ihm: ›Lieber lass uns, das Todesschwert ergreifend, wacker aufstehn für unser hingestürztes Recht. An jedem Morgen heulen neue Witwen, und neue Waisen wimmern; neuer Jammer schlägt an des Himmels Wölbung, dass er tönt, als fühlt’ er Schottlands Schmerz und hallte gellend den Klagelaut zurück. ‹‹‹ 3
    Ich sah zu Lady Catherine Dunning. Sie schien schon halb zu schlafen, daher schlug ich das Buch zu, legte es auf den Nachttisch und zog ihre Decke hoch.
    »Danke, mein Kind«, murmelte sie mit halb geschlossenen Augen. »Das wäre dann alles für heute Abend. Ich bin erschöpft. Außerdem muss es bereits nach zehn sein, und Ihr braucht ebenfalls Eure Ruhe.«
    »Ihr seid sehr freundlich, Mylady«, antwortete ich. »Mein Ausritt heute Nachmittag hat mich ermüdet. Eure Stute ist recht lebhaft, und ich muss meine ganze Kraft zusammennehmen, um sie zu lenken. Euer Sohn Winston dagegen ist ein ausgezeichneter Reiter und ein guter Lehrer noch dazu. Ich glaube, dass ich mich einigermaßen schlage.«
    »Das freut mich sehr. Ihr seid gewiss die Einzige, der es gelingt, meine Stute zu reiten. Bonnie ist sehr temperamentvoll, aber Euch scheint sie gern zu mögen.«

    Aus ihren wässrigen blauen Augen sah sie mich forschend an und sprach dann weiter.
    »Behandelt Winston Euch anständig?«
    »Ja, Mylady«, log ich.
    »Und Lord Dunning?«
    Dieses Mal vermochte ich ihrem fragenden Blick nicht länger standzuhalten. Ich sagte Lady Catherine nicht gern die Unwahrheit, doch in diesem

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