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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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der Schlinge zu ziehen, erschienen mir ziemlich gering. Wir waren nur zu siebt, und ich bezweifelte, dass ich den Männern eine große Hilfe sein würde. Wenn sie die Waffen entdeckten, würden Liam und seine Männer mit Sicherheit unter Arrest gestellt, und ich ... Es würde gewiss nicht lange dauern, bis die Soldaten herausfanden, wer ich war und damit auch, was ich getan hatte.
    »Warum flieht ihr nicht? Schlagt euch doch in die Wälder«, flüsterte ich Colin zu.
    »Kommt gar nicht in Frage. Nach all der Mühe, die wir uns gemacht haben, werden wir unsere Ladung nicht im Stich lassen. Nein, vollkommen unmöglich.«
    »Herrgott noch mal! Sie werden euch festsetzen.«
    »Da müssen sie sich aber große Mühe geben.«
    »Colin, sie sind doppelt so viele wie ihr, das ist lächerlich!«
    Ohne die Soldaten aus den Augen zu lassen, lächelte er. In seinem Blick lag ein eigentümliches Leuchten, eine seltsame Mischung aus Wahnsinn, Hellsichtigkeit und Belustigung. Für ihn schien der Tod nur eine profane Konsequenz zu sein, die man in Kauf nehmen musste, wenn man mit hohem Einsatz spielte. Wer nicht wagte, der gewann eben nicht!
    »Ihr seid verrückt«, wisperte ich.
    Er quittierte meine Bemerkung mit einem leisen, spöttischen Lachen. Ich musste etwas unternehmen, für Ablenkung sorgen.
Einen Anfall, einen hysterischen Ausbruch, irgendein Unwohlsein vortäuschen. Ich sah mir den Captain an. Er besaß einen lebhaften Blick und ein aufmerksames Frettchengesicht. Das war kein Fisch, der in jeden Angelhaken biss, da brauchte man schon einen fetten Köder. Vielleicht... Eine Idee stieg in mir auf. Ich stieß Colins Knöchel mit dem Fuß an.
    Er verstand mich falsch. »Schon gut, die tun Euch nichts; das werde ich nicht zulassen«, flüsterte er.
    »Ich möchte Euren Dolch.«
    Er sah mich aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Macht Ihr Scherze?«
    »Sehe ich so aus?«
    »Und was wollt Ihr mit meinem Sgian dhu anfangen?«
    »Ich habe nichts, um mich zu verteidigen, falls ...«
    Er warf mir einen zögernden Blick zu.
    »Könnt Ihr denn etwas damit anfangen?«
    Die Frage war so dumm, dass ich lächeln musste.
    »Wenn ich nicht gewusst hätte, wie man sich einer Waffe bedient, dann befände ich mich jetzt nicht hier bei Euch, Colin.«
    »Hmmm ...«
    Er fuhr unauffällig mit der Hand in seinen Stiefel, zog den Sgian dhu hervor und ließ ihn unbemerkt in meine Hand gleiten.
    »Nur als letzten Ausweg, Caitlin ...«
    »Ich weiß. Seid unbesorgt.«
    Ich schloss die Finger fest um die Klinge, die scharf wie ein Rasiermesser war. Vor Schmerz stiegen mir die Tränen in die Augen. Colins Aufmerksamkeit wurde von dem, was sich vor uns abspielte, vollständig in Anspruch genommen. Liam ließ soeben eine der Kisten öffnen. Langsam glitt ich von meinem Pferd und betete zu Gott, dass meine List aufgehen würde. Wenn nicht, dann erwartete mich mit Sicherheit der Strick.
    »Caitlin ...«
    Colin versuchte, mich am Arm festzuhalten, aber ich wich ihm gerade noch aus.
    »Aber was treibt Ihr denn, verflucht noch einmal?«, brummte er tonlos.
    »Mir ist ziemlich unwohl...«

    »Steigt sofort wieder auf Euer Pferd, das ist nicht der richtige Moment ...«
    Der Captain war auf unser Streitgespräch aufmerksam geworden, hob den Kopf und sah in unsere Richtung. Liam wurde bleich, als er sah, dass ich auf sie zukam. Hinter mir hörte ich Colin zetern.
    »Caitlin... Verflucht noch mal!«
    Abrupt begann ich zu husten und spie in meine Hand. Liam starrte mich jetzt in blankem Entsetzen an. Ich stolperte über einen Stein, und der Captain kam mir zu Hilfe und stützte mich beim Aufstehen. Wieder hustete ich und spuckte stöhnend aus.
    »Um Gottes willen, Caitlin!«
    Liam stieß den Soldaten beiseite, der mich verblüfft ansah.
    »Diese Frau ist ja krank«, stellte der Captain erschrocken fest.
    »Habt Ihr vielleicht ein wenig Wasser?«, fragte ich mit schwacher Stimme. »Wir haben nur noch Branntwein... und mein Mund ist so trocken...«
    Das war er wirklich, und mein Zittern brauchte ich keineswegs vorzutäuschen. Liam blieb angesichts meiner ausgestreckten, mit Blut und Speichel beschmierten Hand wie angewurzelt stehen.
    »Wasser?«, stotterte der Captain. »Was habt Ihr, Frau?«
    Ich tat einen Schritt auf ihn zu und klammerte mich mit meiner blutigen Hand an seinem Rock fest.
    »Bitte... Wasser.«
    »Aber diese Frau hat ja die Schwindsucht, Herrgott! Rührt mich nicht an!«
    Brutal stieß er mich mit dem Fuß fort. Ich fiel in den Schlamm, hustete und spuckte

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