Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Ben Lomond, und im Norden zeichneten sich die Gipfel des Ben More, des Oss und des Lui vor dem Purpur des Himmels ab, der mit dem der Hügel verschmolz. Ihre schneebedeckten Gipfel spiegelten sich in dem lang gestreckten, dunkelblauen Band, das sich erstreckte, so weit das Auge reichte, unergründlich und undurchdringlich – so wie Liams Blick, der mir seit der Episode am Bach nicht aus dem Kopf ging.
    Wir schlugen einen schmalen, schlammigen Weg ein, der am Loch entlangführte. Immer wieder blieb der Karren in den tief ausgefahrenen Wagenspuren stecken. Das rief den Missmut der Männer hervor, die ständig anhalten mussten, um ihn anzuschieben, was uns beträchtlich aufhielt. Ich ritt in Gesellschaft des großen Rothaarigen, Donald MacEanruigs, dessen höfliche Arroganz sein Interesse an meiner Person nicht verbarg. Er betätigte sich als Führer, zeigte mir die markanten Landschaftspunkte und nannte mir die Namen der Gipfel und Täler. Liam und Colin waren nicht besonders redselig. Sie kamen mir sogar unruhig vor. Donald hatte mir erklärt, dass wir uns auf Campbell-Territorium befanden. Daraus schloss ich, dass sie sich nicht besonders gut mit den Mitgliedern des besagten Clans verstanden.
    »Die Garde«, warnte plötzlich einer der Männer.
    Ich hob den Blick und sah nach vorn. Auf der Straße zeichneten sich die Silhouetten mehrerer Reiter ab. Deutlich erkannte ich die Rockschöße der roten Uniformen, die über die Kruppen ihrer Pferde fielen. Mein Herz begann zu rasen, und meine Finger schlossen sich krampfhaft um die Zügel. Liam und Colin,
die sich hinter mir leise unterhalten hatten, verstummten sogleich.
    Ich hatte das Gefühl, als stünde die Zeit still. Die Karawane war langsamer geworden, und die Männer hatten sich in Erwartung neuer Befehle zu ihrem Anführer umgewandt. Liam nahm seine Pistole ab und ließ sie unauffällig in die Falten seines Plaids gleiten. Er schien rasch die Möglichkeiten zu überschlagen, die sich uns boten. Nichts als Wälder auf der einen Seite und der See auf der anderen. Blieb noch der Rückzug, doch angesichts des Zustands der Straße hatten wir nicht die geringste Aussicht, rasch genug die Flucht anzutreten.
    »Sie sind zu viele, und es ist zu spät, um zu fliehen, ohne sie zu alarmieren. Dann hätten wir sie auf den Fersen, und wir kämen nicht allzu weit, außer wir würden die Waren zurücklassen. Wir stecken in der Zwickmühle. Wir müssen das Risiko eingehen und versuchen, an ihnen vorbeizukommen, ohne Verdacht zu erwecken. Donald, reite nach vorn und sorge dafür, dass sie zuerst die Kiste öffnen, in denen sich der Tand befindet. Vielleicht geben sie sich damit zufrieden. Ihr kennt die Regeln: kein Blutvergießen, außer es ist unbedingt notwendig.«
    Dann lenkte er sein Pferd neben mich. Sein Bein streifte mich, und ich spürte seine Anspannung. Beunruhigt sah er mich an.
    »Caitlin, Ihr sagt kein Wort und schaut die Männer nicht einmal an. Wenn sie Euch etwas fragen, lasst Ihr mich an Eurer Stelle antworten. Und versteckt vor allem das da.«
    Er zog meinen Umhang über den inzwischen etwas verwaschenen Blutflecken zusammen. Auf dem braunen Stoff hatten sie eine schwärzliche Färbung angenommen, so dass man sie nicht als das, was sie waren, erkannte; aber im Beige der Streifen und auf meinem Hemd war das bräunlich rote Blut unverkennbar.
    Unter metallischem Klirren und dem dumpfen Geräusch der Hufe auf dem schlammigen Boden zog die Garde an uns vorbei. Einige Soldaten schienen eingenickt zu sein und ignorierten uns vollständig. Andere musterten uns offen. Ich wich ihrem Blick aus. Kein Wort fiel. Nachdem der letzte Reiter uns passiert hatte, entspannte ich mich ein wenig, doch meine Erleichterung sollte nur kurz währen.

    Plötzlich kam die Kavallerie unter lautem Geschrei und Hufgestampfe zum Halten. Dann rief ein Mann uns an.
    »He, ihr dahinten! Anhalten, im Namen des Königs!«
    Ich erstarrte und fing Liams Blick auf.
    »Kein Wort«, warnte er mich.
    Ich nickte. Er warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der Captain und zwei weitere Soldaten auf uns zukamen.
    »Heda, Ihr, Macdonald!«, schrie der Captain. »Wir wollen Eure Kisten inspizieren.«
    Die Soldaten näherten sich dem Karren. Liam folgte ihnen, und Colin, der wie die anderen Highlander die Hand auf den Knauf seiner unter dem Plaid versteckten Pistole gelegt hatte, schloss zu mir auf. Die Abteilung bestand aus sechzehn bewaffneten und kräftigen Männern. Unsere Aussichten, den Kopf aus

Weitere Kostenlose Bücher