Schwert und Laute
lockerte es, damit der Stoff meines Hemds weniger scheuerte. Ich steckte die Nase unter meine Arme und zog eine angeekelte Grimasse. Puh! Jetzt fehlte nur noch, dass ich mir Ungeziefer einfing. Diese Männer beherbergten gewiss ganze Kolonien davon. Alles in allem waren diese Highlander tatsächlich nichts als Wilde ohne Bildung und ohne Manieren.
Vom Fuß der Anhöhe, auf der ich mich befand, drang Gelächter zu mir. Zwischen den Ästen des Erlendickichts hindurch, das mich von den Männern trennte, konnte ich den Schein des Feuers erkennen, und es gab mir einen leichten Stich. Im Grunde meines Herzens wäre ich ganz gern dort bei ihnen gewesen, so ungeschliffen sie auch sein mochten, und hätte ihren Geschichten gelauscht, um die meinige ein wenig zu vergessen. Ich hätte lieber am Feuer gesessen, um den feuchten Tau zu vertreiben, der meine Kleider zu durchdringen begann. Und vielleicht auch, um... die Wärme kräftiger Arme zu spüren, die sich tröstlich und beschützend um meine Schultern legten. Ich begann zu zittern und bezweifelte, ob meine einzige Decke ausreichen würde, um mich in dieser Nacht warm zu halten. Aber ich konnte nicht zu den anderen gehen, ohne das Gesicht zu verlieren. So erschöpft und angeschlagen, wie ich von dem langen Weg war, würde ich vielleicht rasch einschlummern.
Als ich eine Bewegung im Rücken wahrnahm, fuhr ich herum und zerriss dabei das Netz meiner Spinne. Vor dem sternenübersäten Himmel zeichnete sich eine Silhouette ab. Schweigend ging der Mann vor mir in die Hocke. Ich wartete. An den silbrigen Reflexen, die auf seinem Haar spielten, hatte ich Colin erkannt. Bei Liam wären sie golden gewesen.
»Wollt Ihr die Nacht hier verbringen? Es ist ein wenig kalt, findet Ihr nicht?«
»Würde Euch das denn etwas ausmachen?«, gab ich zurück und ließ meine Antwort sarkastisch klingen.
Er sagte nichts. Ich konnte erkennen, wie sein Profil sich neigte. Schließlich ließ er sich auf die Knie nieder.
»Würdet Ihr mir glauben, wenn ich es Euch versicherte?«
Nun wusste ich nicht, was ich antworten sollte.
»Es macht mir etwas aus, was Euch geschieht«, fuhr er fort. »Caitlin, ich möchte, dass Ihr wisst... Also, ich möchte mich entschuldigen. Und Euch danken.«
Mir entfuhr ein höhnisches Auflachen.
»Ich habe nur aus Angst so reagiert«, fuhr er leise fort.
»Ach, tatsächlich? Und sagt mir, was war der Grund für Eure Angst?«
»Ich habe um Euch gefürchtet.«
Er kam näher, bis er mich fast berührte.
»Ich habe so etwas schon öfter gemacht«, sagte ich. »Ich bin nicht in Watte gepackt aufgewachsen, versteht Ihr?«
»Eure Handlungsweise war nur so... unerwartet. Warum habt Ihr das getan?«
»Täuscht Euch nicht über meine Absichten. Meine Tat war zwar allen nützlich, aber ich habe mich um mein Los gesorgt... vor allem!«
Ich legte eine Pause ein. Die letzten Worte hatte ich betont, damit er richtig verstand, dass ich von ihnen nur erwartete, dass sie ihr Versprechen hielten. Meinen Teil des Handels hatte ich erledigt. Er war mir so nahe, dass ich seinen Atem hören konnte.
»Ihr habt Eure kostbare Ladung, und ich habe immer noch eine Aussicht, heil aus allem herauszukommen.«
»Diese Idee mit der Schwindsucht, ist die Euch einfach so gekommen, oder ...?«
Ich musste lachen.
»Mein Bruder und ich haben diese List benutzt, wenn wir an den Marktständen gestohlen haben. Wenn die Händler uns festhalten konnten, dann überließen sie uns danach gern ihre Waren, von denen sie glaubten, dass sie mit der Tuberkulose verunreinigt waren. Diese Krankheit ist ja sehr ansteckend; warum sollten sie für einen Apfel oder einen Kohlkopf die Gefahr eingehen, sie sich zuzuziehen?«
»Unsere Mutter ist an diesem Leiden gestorben, Caitlin. Jetzt versteht Ihr vielleicht, warum wir, als wir Euch Blut spucken sahen ... Einen Moment lang habe ich wirklich geglaubt ...«
»Oh! Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.«
»Und wie geht es Eurer Hand?«
Ich betrachtete meinen Verband, der in der Dunkelheit als heller Fleck zu erkennen war, und schloss die Finger darüber.
»Das geht schon. Der Schnitt ist nicht besonders tief. Außerdem habe ich darauf geachtet, mir die Linke zu verletzen. Ich bin nämlich Rechtshänderin.«
Er nahm meine Hand, öffnete sie und legte die Finger leicht auf den Stoff.
»Ihr friert; Eure Hand ist ja ganz eisig.«
»Ich...«
Er zog mich an sich und umarmte mich.
»Colin...«
»Tuch...«
Mit einer zärtlichen Bewegung bettete er meinen
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