Schwert und Laute
nicht viel mit diesem Tand anzufangen, daher ...«
»Aber Eure Ehefrauen doch?«
Er setzte sich wieder vor mich hin und sah mich aus seinen grauen Augen an.
»Ich habe keine Frau, Caitlin. Noch nicht.«
»Aber gewiss eine Liebste, oder?«
»Auch nicht. Ich schenke Euch den Kamm; Eurer ist nicht mehr viel wert. Nehmt ihn bitte an.«
»Und was verlangt Ihr dafür?«
Er lachte offen heraus.
»Das ist ein Geschenk. Ich will nichts dafür haben. Doch wenn Ihr unbedingt handeln wollt... nun, ich würde keine Form des Danks von Eurer Seite ablehnen.«
Ich bewunderte den wunderhübschen Kamm, der im Sonnenlicht in allen Farben schimmerte. Noch nie hatte ich von einem Mann ein so schönes Geschenk bekommen. Ich ließ ihn durch mein Haar gleiten.
»Danke.«
»Und was ist mit dem Hemd?«
»Danke, aber ... lieber nicht. Ich warte, bis ich eines in meiner Größe finde.«
»Wenn Ihr mir gestattet, mich von der genauen Größe zu überzeugen, könnte ich vielleicht eines für Euch auftreiben.«
»Colin!«, rief ich aus, empört über seine Kühnheit. »Seid Ihr Frauen gegenüber immer so direkt?«
»Nein. Nicht immer.«
Sein entwaffnendes Lächeln besänftigte mich. Dann rief man nach ihm, was ihm ein Stöhnen entlockte.
»Esst, es sind noch Käse und Äpfel in der Tasche. Wir müssen bald aufbrechen, denn jeden Augenblick kann die Garde mit Verstärkung auftauchen.«
Meine kurzzeitig verflogene Angst kehrte mit einem Mal zurück, und mit ihr die harte Wirklichkeit. Colin, der ein Knie auf den Boden gesetzt hatte, um sich zu erheben, hielt inne.
»Seid unbesorgt, alles wird gut gehen, Caitlin«, sagte er, um mich zu beruhigen. »In einem oder zwei Tagen seid Ihr in Sicherheit.«
Seufzend zuckte ich die Achseln.
»Ich werde persönlich darüber wachen«, setzte er hinzu, als wolle er seiner Aussage zusätzliches Gewicht verleihen. »Darauf gebe ich Euch mein Wort.«
Ich glaubte ihm. Colin hatte versprochen, mich zu beschützen, während ich schlief, und hatte sein Wort gehalten. Er ging zu seinem Bruder, der beim Karren auf ihn wartete. Kurz traf mein Blick seine unergründlichen blauen Augen, dann wandte Liam sich ab. Ich schützte Gleichgültigkeit vor, biss in den Brotkanten und machte mich erneut daran, mit dem Kamm meine Haare zu säubern. Vielleicht sollte ich doch zum Bach gehen.
Ich beugte mich über das Wasser und wrang mein Haar aus, das jetzt gut nach Lavendel duftete. Ich glättete es mit den Händen und fuhr mit den Fingern hinein, um es zu entwirren. Eine flüchtige Bewegung im fließenden Wasser, die von einem leisen »Plop« begleitet wurde, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich beugte
mich von neuem vor. »Plop, plop.« Ein kleiner Frosch. Ich lächelte; es war Monate her, dass ich zuletzt Jagd auf die schlüpfrigen Tierchen gemacht hatte. Ganz in Erinnerungen versunken, streckte ich einen Finger aus, um es zu streicheln, doch es sprang auf die Kiesel. Um dem Tierchen zu folgen, trat ich auf einen großen Stein, der aus der Strömung ragte.
»Hallo, kleiner Fr ...«
»Wir brechen auf, beeilt Euch, Caitlin...«
»Ahh!«
Ich fuhr hoch, und mein Herz schlug heftig. Mein Fuß rutschte auf dem Stein aus, auf den ich mich gestützt hatte, und ich fand mich im Bach sitzend wieder. Ich war bis unter die Arme durchnässt. Der Schreck und das kalte Wasser entrangen mir einen zweiten Schrei.
»Also, so etwas! Ihr hättet Euch ruhig bemerkbar machen können. Herrje! Bereitet es Euch eigentlich Freude, die Menschen immer so zu erschrecken? Meine Güte! Ihr hättet mich umbringen können ...«
»Entschuldigt, ich wollte nicht...«
Ich warf Liam einen mörderischen Blick zu und betrachtete dann betrübt mein Kleid.
»Herrgott! Jetzt schaut Euch an, in welchem Zustand ich bin!«
Er starrte mich mit völlig ausdruckslosem Blick an, und seine Arme hingen reglos zu beiden Seiten seines Körpers hinunter.
»Was seht Ihr mich so an?«, stieß ich hervor.
Jetzt fehlte nur noch, dass er zu lachen anfing, damit ich völlig außer mir geriet. Doch zu meinem großen Pech tat er genau das. Zuerst verzogen sich seine Züge, wie von widerstreitenden Gedanken hin und her gezerrt, und wandelten sich dann zu einem leisen Lächeln. Seine Schultern begannen leicht zu zucken. Dann konnte er offensichtlich nicht länger an sich halten und platzte vor Lachen heraus. Ich dagegen hatte eher Lust, in Tränen auszubrechen und ihm den Hals umzudrehen.
»Ihr elender ...! Macht Euch gefälligst nicht über mich
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