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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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dass meinetwegen hier die Dragoner auftauchen.«
    »Diese Sassanach -Hurensöhne!«, fluchte er.
    Er strich zart über meinen Arm.
    »Du brauchst jemanden, der dich beschützt, Caitlin. Ich könnte...«

    Seine Finger schlossen sich um meine. Er führte meine Hand an seinen Mund und küsste sie.
    »Colin... ich weiß zu schätzen, was ihr für mich getan habt, dein Bruder und du. Aber ich möchte nicht, dass ihr in diese Geschichte hineingezogen werdet.«
    »Dazu ist es ein wenig zu spät, findest du nicht?«
    Er legte den Arm um meine Taille und zog mich an sich.
    »Colin...«
    Schon liebkoste sein Mund meinen Hals und verhielt auf der Schnittwunde, die er lange küsste. Ich vermochte den wollüstigen Schauer, der mir über das Rückgrat lief, nicht zu unterdrücken. Der Aufruhr in der Hütte schien nachgelassen zu haben, doch der Sturm in meinem Körper tobte umso heftiger und schüttelte mich.
    »Ist dein Herz nicht frei? Wenn da kein anderer Mann ist...«
    Fieberhaft streichelte er meinen Rücken.
    »Nein, da liegt das Problem nicht, das weißt du genau.«
    »Ich sehe überhaupt keines, Caitlin.«
    Sein Mund wollte mehr. Er ließ die Lippen zu meinem Gesicht hochgleiten und küsste mich innig. Ich tat nichts, um ihn wegzustoßen, sondern ließ mich von dieser neuartigen Trunkenheit, die seine Berührungen von mir unbekannter Zärtlichkeit in mir auslösten, davontragen. Er zog sich zurück und nahm eine Strähne von meinem Haar zwischen die Finger, um sie zu streicheln. Er sah mich fragend an, als wolle er in meinem Blick bereits die Antwort auf Fragen finden, die er noch nicht gestellt hatte. Seine Stimme klang jetzt leise, sanft.
    »Um dich hier, bei mir, zu behalten, wäre ich bereit, alle Folgen zu tragen. Ich habe schon gestohlen, ich habe getötet und den Kopf schon in der Schlinge gehabt, und ich würde die Gefahren noch einmal eingehen. Für dich, Caitlin.«
    Er schluckte und strich unwillkürlich mit dem Finger über seinen Hals, dort, wo der Strick gelegen haben musste.
    »Es ist ein seltsames Gefühl, einen Strick um den Hals zu haben, kurz nachdem man gesehen hat, wie ein anderer Mann aufgehängt wurde.«
    »Ich möchte nicht, dass man dir meinetwegen erneut einen umlegt.«

    »Du wärest es wert«, flüsterte er und strich mit den Fingern über meine Wange.
    »Hier ist kein Platz für mich; in eurem Tal ist schon genug Blut geflossen...«
    Die Tür flog auf. Colins Hand erstarrte auf meinem Gesicht und erbebte. Liam blieb wie angewurzelt stehen und zog die Augen zusammen, als er uns erblickte. Colin sah seinen Bruder einen Herzschlag lang herausfordernd an. Sanft löste er sich dann von mir, wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Ich blieb reglos sitzen. Mein Herz schlug heftig, und Liams Blick durchbohrte mich. Verlegen und doch immer noch berauscht von Colins Küssen, musste ich die Augen schließen, um das Feuer, das meine Haut überlief, zu dämpfen. Als ich sie wieder öffnete, war Liam fort.

6
Der Ceilidh 4
    Im Morgengrauen weckte mich ein fröhlicher Chor von Jungvögeln, die in der Nähe des Fensters nisten mussten, aus dem Schlaf. Ich glitt aus meinem eigenen warmen, behaglichen Nest, kleidete mich an und schlich mich leise aus der Hütte, um Sàra nicht zu wecken.
    Mit noch schwachen Strahlen verjagte die Sonne die Nacht, die sich hinter die Berge zurückzog. Ein feiner Dunst hüllte das Tal und die Hügelausläufer ein. Über mir konnte ich die Umrisse der schneebedeckten Gipfel nur erahnen. Ich wandte mich zum Fluss, um meine Morgentoilette vorzunehmen. Immer noch ging ich unsicheren Schritts; die Wunde an meinem Schenkel hatte sich zwar geschlossen und die Entzündung war abgeklungen, doch der Schmerz war immer noch da und behinderte mich in meinen Bewegungen. Aber ich ertrug ihn klaglos, denn ich musste mich so rasch wie möglich erholen.
    Das Dorf lag noch im Schlaf. Ich war den Bewohnern bisher nicht offiziell vorgestellt worden, und sie schienen mir aus dem Weg zu gehen oder mich sogar zu übersehen. Vielleicht hielten sie mich für eine Sassanach. Fremde waren hier offensichtlich nicht willkommen, aber das konnte ich den Menschen nicht verübeln. Meine Anwesenheit wurde nur toleriert, weil Liam und Colin sie ihnen aufgezwungen hatte, und weil sie vorübergehend war, dessen war ich mir vollständig bewusst.
    Carnoch bestand aus etwa zwanzig von Küchengärten und Hühnerhöfen umgebenen Häuschen. Noch waren die Gemüsegärten leer, denn die Saat war gerade erst

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