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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hatte.
    »Bis jetzt vielleicht nicht; aber wie ich Tom kenne, wird es sicherlich nicht lange dauern, bis er kühner wird. Er ist kein sehr geduldiger Mensch, und ich kann dir ebenfalls versichern, dass er nicht besonders sesshaft ist, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und wenn ich selbst kühner würde?«, drohte sie. »Um Himmels willen, ich bin zweiundzwanzig! Wenn ich Lust habe, mir einen Mann ins Bett zu holen, dann wirst du mich nicht daran hindern! Mische ich mich in deine Angelegenheiten und frage, wer das deine wärmt?«
    »Zügle deine Zunge, Weib, ehe du sie dir verbrennst«, schrie er mit drohender Stimme. »Willst du deine Tugend wegwerfen?«

    »Und was ist mit der Tugend der schönen Meghan Henderson? Sie umschwänzelt dich wie eine läufige Katze. Und sag mir nicht, dass sie dir nicht bereits ihre Gunst geschenkt hat.«
    »Das ist nicht dasselbe, Sàra, und das weißt du ganz genau. Du bist meine Schwester, und ich werde nicht zulassen, dass du dich mit Tom MacSorley entehrst. Der Mann ist nichts für dich, er wird dir das Herz brechen.«
    Er war außer sich vor Wut. Plötzlich krampfte sich mein Magen zusammen, und ich stand ebenfalls auf und verließ die Kate. Ich hatte keine Lust, mich mitten in einem Familienzwist wiederzufinden. Und ich wollte auch keine weiteren Einzelheiten über diese Meghan hören, bei der es sich wahrscheinlich um die junge Frau mit dem flammenfarbenen Haar handelte, die ich heute Nachmittag gesehen hatte. Ich setzte mich auf die Bank neben der Tür und wartete darauf, dass der Sturm vorüberzog.
    »Besser, man verlässt die Arena, wenn die Löwen aus dem Käfig gelassen sind.«
    Bei Colins Worten fuhr ich zusammen. Er war mir nach draußen gefolgt und setzte sich jetzt neben mich. Wir konnten den Disput verfolgen, der in vollem Gange war.
    »Was macht dein Bein?«
    »Besser, glaube ich.«
    Sein Arm streifte meinen.
    »Sàra hat wirklich Haare auf den Zähnen. Sie weiß genau, wie sie Liam in Rage bringt.«
    »In der Tat, das ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Seit dem Tod unseres Vaters hütet er unsere Schwester wie ein rohes Ei.«
    »Er ist der Älteste, gewiss fühlt er sich verantwortlich.«
    »Ich weiß«, seufzte er. »Aber Sära hat Recht, es steht ihm nicht mehr an, sich in ihre Entscheidungen einzumischen. In ihrem Alter müsste sie schon längst verheiratet sein und drei oder vier Kinder haben. Liam ist zu streng. Was Tom angeht, muss ich allerdings zugeben, dass er im Recht ist. Der Mann ist ein richtiger Spitzbube. Liam kennt ihn sehr gut. Früher haben sie zusammen Raubzüge auf die Ländereien der Campbells unternommen. Dann, als Liam Anna kennen gelernt hat, hat er versucht, sie ihm abspenstig
zu machen. Doch Anna hat sich für meinen Bruder entschieden, und ich glaube, Tom hat das nie verwunden. Er ist sogar so weit gegangen, ihm zum Tausch seine Schwester Maìri anzubieten. Meiner Meinung nach eine ganz niederträchtige Sache. Aber Tom ist eben, wie er ist. Wenn er etwas begehrt, dann nimmt er es sich ohne Umschweife und kennt kein Pardon. Deswegen ist er im Kampf auch so ein gefährlicher Gegner. Seine Feinde fürchten ihn wie die Pest. Ich teile Liams Meinung, aber Sàra ist stur wie ein Maulesel. Sie wird weiter Umgang mit diesem Menschen pflegen, allein schon um Liam zu trotzen. Sie muss die Wahrheit selbst erkennen, und das versteht Liam einfach nicht.«
    Am Himmel lugten einige schüchterne Sterne hervor. Der Mond war hinter einem Nebelschleier nur als verschwommene Sichel zu erkennen. Durch die Feuchtigkeit kam einem die ohnehin frische Luft noch kühler vor. Flüchtig streifte Colins Hand meinen Handrücken. Verlegen stand ich auf, um ein paar Schritte zu gehen. Seit unserer Ankunft im Tal hatte er keine Annäherungsversuche mehr unternommen. Seine Besuche waren freundschaftlicher Natur gewesen, nichts weiter. Mit einer gewissen Erleichterung hatte ich geglaubt, er habe die Idee aufgegeben, mich hier bei sich zu behalten. Nicht, dass ich ihn nicht gemocht hätte, ganz im Gegenteil. Ich spürte mich aufrichtig zu Colin hingezogen, aber sein Bruder zog mich ebenso an, nur... nun ja, auf andere Weise. Die Situation wurde immer verworrener.
    »Hast du immer noch die Absicht, nach Irland zurückzukehren?« , fragte er hinter mir.
    Ich fuhr herum. Er beobachtete mich aus halb geschlossenen Augen.
    »Die Garde sucht mich, Colin, und sie wissen, dass Liam ein Macdonald ist. Irgendwann werden sie gewiss die Verbindung ziehen. Und ich möchte nicht,

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