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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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aufgegangen. Hinter
den Katen erstreckten sich lange schwarze Streifen aus gepflügter Erde, auf denen in der warmen Jahreszeit die verschiedenen Getreidesorten golden leuchten würden. Am Rande der Felder wuchs Flachs. Weiter weg, hinter den von einer weitläufigen Koppel umgebenen Stallungen, befanden sich zwei Gebäude, von denen das größere wahrscheinlich die Scheune darstellte, in der das Getreide gelagert wurde. An der Wand des zweiten, das sicherlich die Brauerei und die Destillerie beherbergte, waren leere Fässer gestapelt. Ein alter Destillierkolben aus getriebenem Kupfer, der mit Grünspan überzogen war, markierte als Wahrzeichen den Eingang.
    Ich erkannte Bonnie, die zusammen mit einigen Highland-Ponys auf der Koppel weidete. Die Ponys waren etwas kleiner als die Pferde, auf denen die Leute aus dem Süden ritten, aber dank ihrer Robustheit waren sie besser an das raue Klima angepasst, das hier herrschte.
    Als sie mich kommen hörte, blähte Bonnie vor Freude die Nüstern.
    »Geht’s dir gut, meine Süße?«, flüsterte ich ihr ins Ohr und streichelte ihr über das Gesicht.
    »Süß« war eine sehr schmeichelhafte Beschreibung, denn sie besaß einen ziemlich widerspenstigen Charakter und zögerte nicht, jeden zu beißen, der sich ihr näherte. Merkwürdigerweise war ich die Einzige, die von dieser Regel ausgenommen war.
    Die Stute beschnüffelte meine Röcke auf der Suche nach ihrem täglichen Leckerbissen.
    »Tut mir schrecklich leid, Bonnie, heute habe ich nichts für dich.«
    Sie tastete meine leere Hand ab und warf ihre feuchten Lippen auf.
    »Gefällt es dir hier?«, fragte ich sie lachend.
    Sie schnaubte laut, um mir ihr Missfallen kundzutun. Bei dem Gedanken, dass ich mich eines Tages von ihr trennen musste, zog sich mein Herz zusammen. Doch ich konnte sie nicht mit nach Irland nehmen; ich würde sie verkaufen müssen, um meine Schiffspassage zu bezahlen.
    »Ach Bonnie«, seufzte ich betrübt, »du wirst mir fehlen...«

    Laute Stimmen, die aus den Stallungen kamen, unterbrachen meinen Gedankengang. Neugierig humpelte ich hinüber und versteckte mich hinter der halb geöffneten Tür. Also schliefen doch nicht alle Dorfbewohner. Als ich Liams Stimme erkannte, erstarrte ich. Er schien reichlich schlecht gelaunt zu sein. Offenbar hatte er den Disput mit seiner Schwester noch nicht verkraftet.
    »Du weißt genau, wie John darüber denkt! Du musst dich von ihr fernhalten, darfst dich nicht in sie vernarren.«
    »Mich fernhalten? Das will ich nicht, Liam. Ganz gleich, was John oder sogar du dazu zu sagen haben.«
    Ich fuhr zusammen. Die Brüder stritten miteinander. Der Anstand befahl mir, nicht hinzuhören, sondern wegzugehen, doch meine Neugier war stärker, da ich vermutete, der Gegenstand dieses Familienstreits zu sein.
    »Colin, du weißt genau, dass sie nicht hier bleiben kann. Das ist zu gefährlich für den Clan.«
    »Dann ziehe ich mit ihr eben anderswo hin. Nach Inverness oder Glasgow. Oder sogar auf die Inseln. Ich will nicht, dass sie fortgeht.«
    »Sei doch nicht so töricht. Herrgott, sie wird wegen Mordes gesucht! Du würdest der Beihilfe angeklagt, und der Clan könnte von neuem geächtet werden. Willst du das?«
    Ein Schweigen folgte, währenddessen ich mein Herz laut pochen hörte. Kein Zweifel, ich war der Grund. Colin wollte mich bei sich behalten, und man schlug ihm seinen Wunsch ab.
    »Sag mir, dass sie dir gleichgültig ist, Liam, und ich lasse sie gehen. Aber lüg mich nicht an. Dazu kenne ich dich zu gut. Ich habe gesehen, wie du sie angeschaut hast.«
    »Überhaupt nichts weißt du...«
    Doch die Worte wurden ohne besondere Überzeugung ausgesprochen. Ein sarkastisches Auflachen ließ mich zusammenzucken. Also hatte ich mir das seltsame Leuchten in Liams Blick doch nicht eingebildet. Colin hatte es ebenfalls bemerkt.
    »Wirklich?«
    Ein düsteres Schweigen trat ein, dann sprach Colin weiter.
    »Gib zu, dass du sie ebenso begehrst wie ich. Seit Anna habe ich deine Augen nie wieder so leuchten gesehen.«

    »Du weißt ganz genau, dass es nie wieder eine Frau in meinem Leben geben wird, seit Anna...«
    »Seit Anna gestorben ist? ... Und Meghan? Was ist mit ihr? Du willst mich doch gewiss nicht glauben machen, dass deine Beziehung zu ihr vollkommen unschuldig ist! Sie erweckt ja wohl in jedem Mann, der sich ihr nähert, zügelloses Begehren.«
    »Lass Meghan da heraus.«
    »Dann stell du dich nicht zwischen Caitlin und mich!«
    »Colin, denk doch nach.«
    »Das habe ich schon

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