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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Beine gaben unter mir nach, um mich wurde es schwarz, und ich stürzte in tiefste Finsternis.
    Dann fühlte ich mich sanft gewiegt. Befand ich mich auf dem Schiff, das mich nach Irland brachte? Nein, wohl eher auf einem Karren, der mich dem Tod entgegentrug. Ich schlug die Augen auf und sah, dass ich in den Armen eines Mannes lag. Es war zu dunkel, um seine Züge zu erkennen. Was tue ich hier? Was ist geschehen? Mit einem Mal stand mir wieder die blutüberströmte Leiche des Soldaten vor Augen... Der drohende Schatten des Galgens tauchte aus dem Nebel meines alkoholisierten Geistes auf und erhob sich vor meinen Augen. Von neuem wurde mir schlecht.
    »Colin...«, stöhnte ich und versuchte, die Übelkeit zu unterdrücken. »Ich fühle mich nicht... besonders wohl. Lass mich herunter ...«, brachte ich schließlich mit ausgetrocknetem Mund heraus.
    Behutsam setzte er mich auf dem Gras ab und hockte sich ohne ein Wort vor mich hin. Mühsam erhob ich mich auf die Knie, beugte mich vor und wartete darauf, dass die Übelkeit verging. Ich verzog das Gesicht, als ein stechender Schmerz meinen Schenkel durchfuhr. Meine Kehle schnürte sich zu, und ich vermochte mein Schluchzen nicht länger zurückzuhalten.
    »Oh mein Gott!«, rief ich und wiegte mich vor und zurück. »Oh mein Gott! Ich dachte, das wären...«
    Die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich ließ mich in das taufeuchte Gras sinken und vergrub das Gesicht in meinen Röcken, um heiße Tränen zu weinen. Dann spürte ich, wie mich Arme umschlangen und an einen kräftigen, warmen Brustkorb zogen. Ich schmiegte mich an eine tröstliche Schulter und erkannte dann ihren Geruch wieder. Diese Mischung von männlichem Duft und Kiefern, in der ich seit meiner Ankunft in Glencoe schlief...
    »Liam...«, stieß ich zwischen zwei Schluchzern hervor.
    »Tuch !«, gab er zurück. »Das war wahrscheinlich nur ein Deserteur.«
    »Oder auch nicht... Und vielleicht war... war er auch nicht allein. Liam, sie haben mich gefunden...«
    Er wiegte mich sanft und streichelte mein Haar, und mein
Schluchzen verklang nach und nach. Seine große Hand, die auf meinem Rücken lag, glitt langsam in mein Kreuz hinunter, verhielt dort und löste in mir eine Woge wohliger Schauer aus. Die andere Hand spielte zärtlich mit meinem Haar. Dann löste er sich ein wenig von mir. Ich konnte ihn kaum sehen, doch ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Mund. Seine stoßweisen Atemzüge verrieten mir, dass er seine Gefühle nur mit größter Mühe beherrschte.
    »Wir werden dafür sorgen, dass sie dich nicht finden.«
    Ich strich mit den Fingern über seine Wangen und spürte, wie er unter meiner Berührung erbebte. Dann streichelte ich seinen kantigen, breiten Kiefer, der sich unter der Haut verspannte. Wie eine Blinde prägte ich mir seine Züge ein.
    »Liam... Morgen verlasse ich das Tal. Ich will deinen Clan nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    Er presste mein Becken noch fester an sich. Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, dass er zitterte.
    »Nein, Caitlin, du bist noch nicht ausreichend genesen... Warte noch ein wenig, wir werden Nachforschungen anstellen...«
    »Die Soldaten werden zurückkommen. Ich muss fort...«
    »Sag nichts mehr, a ghràidh, meine Liebste«, murmelte er.
    Seine Hand gab meinen Nacken frei und legte sich um mein Kinn. Mit einem Finger zog er den Umriss meines Mundes nach und streifte dann sanft mit den Lippen darüber. Diese flüchtige Liebkosung entflammte mich vollständig und ließ nie gekannte Empfindungen in mir aufsteigen. Dann vergrub er das Gesicht in meinem Haar und seufzte leise.
    »Caitlin, ich kann ihn nicht gewähren lassen... Colin... Ich kann nicht zulassen, dass er dir den Hof macht. Das ist zu hart. Aber ich selbst vermag es auch nicht. Ihretwegen...«
    Sein Atem wärmte mich. Langsam wandte ich mich ihm zu, suchte ihn, und wieder streiften sich unsere Lippen. Ein kurzes Zurückweichen, ein Zögern, und dann pressten sich seine heißen Lippen begierig auf meinen Mund. Unsere Zungen kosteten einander, und der herbe Torfgeschmack des Whiskys vermengte sich mit den Zimt- und Muskataromen des Weins. Unser Atem vermischte sich.

    Er stöhnte leise. Seine Hände glitten über meinen Rücken und meine Flanken und kehrten dann zu meinen Brüsten zurück und umschlossen sie. Er drückte mich ins Gras, und ich schmolz buchstäblich unter ihm dahin. Unzusammenhängende Gedanken huschten durch meinen umnebelten Verstand. Nur Minuten zuvor hatte er der ansehnlichen

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