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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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von ihm zurückzuziehen.
    Erneut sah ich zu Liam und Meghan. Er schaute mich kalt und vorwurfsvoll an und biss die Zähne zusammen. Offensichtlich billigte er mein Verhalten nicht. Ich, die Mörderin, stellte mich öffentlich mit seinem Bruder zur Schau. Ich gefährdete die relative Sicherheit seines Clans. Die junge Frau, die kurzzeitig seine Aufmerksamkeit verloren hatte, folgte seiner Blickrichtung und sah mich. Ihre Miene verdüsterte sich. Ihr Blick verdammte mich von vornherein, durchbohrte mich gnadenlos. Ich begriff, dass ich mir soeben eine Todfeindin geschaffen hatte. Sie schlang die Arme um Liams Hals, fuhr fort, mich aus dem Augenwinkel zu beobachten und küsste ihn mitten auf den Mund. Angewidert wandte ich den Blick ab. Die Raubkatze markierte ihr Revier. Ein Finger legte sich unter mein Kinn und erinnerte mich an meinen Begleiter. Colin warf einen Blick auf die Szene und sah mich dann wieder an, ein wenig düster.
    »Meghan... ist sehr anhänglich. Hmmm... aufreizend wäre vielleicht das bessere Wort. Die Männer können ihr nur schwer widerstehen.«
    »Das sehe ich«, gab ich ein wenig kühl zurück.

    Er hielt meinen Blick fest und hinderte mich daran, mich von neuem abzuwenden. Benommen vom Alkohol legte ich den Kopf an seine Brust. Colin wurde von einem heftigen Begehren umgetrieben, das ich nicht teilte.
    »Komm«, flüsterte er.
    Er führte mich zu der fraglichen Bank, die unter einem der Küchenfenster stand. Der Bratenduft hing noch in der Luft. Das Klappern des Geschirrs und das Geplauder der Frauen mischten sich mit dem Festlärm. Sanft drückte er mich auf die Bank. Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen in der Hoffnung, dass sich dann nicht mehr alles um mich drehen würde.
    »Caitlin.«
    Colin hatte sich vor mich hingekniet und die Hände auf meine Knie gelegt.
    »Hmmm...«
    Ich hatte die Augen geschlossen und hielt mich an der Bank fest, die sich immer noch drehte. Colins Hände glitten an meinen Schenkeln hinauf, wobei er meine Verletzung streifte. Vor Schmerz zuckte ich zusammen. Verlegen entschuldigte er sich und nahm meine Hände, um sie zu küssen.
    »Meine schöne Irin...«
    »Oh! Colin... nein, das geht nicht.«
    »Tuch... Caitlin... Sei die meine...«
    »Ich kann nicht. Ich mag dich gern, Colin, aber...«
    »Du hast mich gern, aber du liebst mich nicht. Ist es das? Aber vielleicht, mit der Zeit...«
    Betrübt sah ich ihn an. Aus halb geschlossenen Augen erforschte er meinen Blick. Mein Herz schlug im Rhythmus der raschen Musik, die mich verzauberte. Vor mir tanzte Colins Gesicht auf und ab. Die Müdigkeit und der Alkohol vertrugen sich nicht gut. Mit einem Mal fühlte ich mich wie die letzte aller Dirnen. Wie eine gemeine Diebin nahm ich Colins Zärtlichkeiten und Küsse und gab ihm dafür nichts zurück. Ich begehrte Liam und ließ mich von Colin umwerben. Ich musste diesem traurigen Schauspiel ein Ende bereiten. Vergeblich versuchte ich, mich loszumachen, doch er drückte mich wieder an sich.
    »Colin... Ich...«

    Er erstickte meinen Widerspruch mit seinen Lippen.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn du zu Bett gingest, Caitlin«, ließ sich eine leise, kalte Stimme hinter Colin vernehmen.
    Auf der Stelle erstarrte ich. Colin gab mich ein Stück weit frei, ohne allerdings seinen Griff vollständig zu lösen. Er drehte sich nicht einmal um, sondern sah mich nur durchdringend an. Ich sah, dass sein Blick sich verhärtete. Liam, der immer noch seine Rothaarige an seinem Arm hängen hatte wie eine Jagdtrophäe, betrachtete uns mit angewiderter Miene. In kaum verhohlener Wut bombardierte die Frau mich mit Blicken, die wie smaragdgfarbene Blitze wirkten, während ihr hübscher Mund mir ein engelhaftes Lächeln schenkte.
    »Heiliger Jesus! Ich glaube, die Arme hat ein wenig zu viel gezecht«, bemerkte sie unschuldig.
    »Sie hat kaum etwas getrunken«, entgegnete Colin zu meiner Verteidigung. »Sie ist müde, das ist alles.«
    Er hatte sich ihr zugewandt, ließ aber besitzergreifend eine Hand auf meiner Taille liegen.
    »Kaum?«, rief sie mit schriller Stimme aus. »Sàra hat ihr den ganzen Abend immer wieder den Becher vollgeschenkt. Und ich dachte, nur die Zigeuner wüssten zu trinken.«
    Empört riss ich den Mund zu einer Entgegnung auf, doch mein Verstand ging im Alkoholnebel unter. Ich konnte nur ein paar Worte des Protests stammeln. Daher warf ich Liam, der sich ganz offensichtlich sehr unwohl fühlte, einen forschenden Blick zu. Meghan, die meine Verwirrung

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