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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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furchtbar ungerührten Augen auf mich. Mit einem Mal spürte ich erneut seine brennenden Küsse auf meiner Haut, und ich fühlte, wie ich rot wurde und
die Fassung verlor. Er wandte sich ab und schwang sich mit einem behänden Sprung auf Stoirm. Die vier Krieger gaben ihren Reittieren die Sporen, entfernten sich mit einem Klirren von Waffen und Zaumzeug und nahmen die Staubwolke, die sie aufwirbelten, mit sich.
    Colins Miene verdüsterte sich. Mit traurigem Blick sah er mich einige Augenblicke lang an. Dann zuckte er mit einer ohnmächtigen Bewegung die Achseln und entfernte sich. Sàra hielt den Blick stur auf ihre Fußspitzen gerichtet. Ich wollte schon fragen, was passiert sei, doch sie kam mir zuvor und legte alle Schärfe, zu der sie fähig war, in ihre Worte.
    »Du solltest besser wieder hineingehen, Caitlin.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Behutsam zog ich die Tür hinter mir zu. Drinnen angekommen, nahm ich den Kopf in die Hände, damit er nicht platzte, so sehr schmerzte er. Ich spürte ein Gewitter am Horizont, das nichts Gutes für mich verhieß. Eilig machte ich mich daran, mir das Gesicht zu waschen, mich anzuziehen und ein wenig Ordnung in mein Haar zu bringen, wobei ich versuchte, nicht an Liam und die Ereignisse des gestrigen Abends zu denken. Doch das war vergebene Mühe. Dann setzte ich mich auf den Bettrand und wartete in der Stille der Kate.
    Sàra ließ sich Zeit. Dann kam sie herein, knallte die Tür zu und begann, sichtlich verärgert im Raum auf und ab zu gehen, wobei sie eine Haarsträhne um den Finger drehte. Sie warf mir mehrere Blicke zu, in denen eine solche Mischung von Wut und Trauer stand, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief. Offensichtlich wusste sie nicht, wie sie das Thema, das sie umtrieb, anschneiden sollte.
    »Liam ist fort!«, begann sie schließlich.
    Ihr Ton war so scharf, dass ich zusammenzuckte. Aufgebracht marschierte sie hin und her und warf mir drohende, feindselige Blicke zu.
    »Er sagt, er weiß nicht, wann er zurückkehrt. Die Männer glauben, dass der gestern getötete Soldat ein Deserteur aus Fort William war. Angus hat versichert, der Mann sei allein gewesen. Dafür sprechen auch der beklagenswerte Zustand seiner Uniform und sein mehrere Tage alter Bart. Aber Liam will kein Risiko
eingehen. Er hat eine Brigade organisiert, um sich zu vergewissern, dass sich in den Hügeln nicht noch weitere Soldaten verbergen.«
    Sie unterbrach sich und pflanzte sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor mir auf. Sie wirkte betrübt.
    »Außerdem hat er gesagt, dass er nachdenken muss, bevor er zurückkommt.«
    »Nachdenken?«, wiederholte ich. »Aber worüber? Und warum?«
    »Das hat er uns wohlweislich nicht verraten. Doch er hat Colin befohlen, sich von dir fernzuhalten. Und den Grund dafür kannst du dir ja wohl denken!«
    Ihre verbittert zusammengepressten Lippen verzogen sich plötzlich zu etwas, das ganz nach einem sarkastischen Lächeln aussah.
    »Was? Das ist lächerlich!«, rief ich fassungslos aus.
    »Ach ja? Wirklich? Du hast meine Brüder verhext, und jetzt gehen sie einander an die Kehle.«
    »Aber ich habe überhaupt nichts getan!«, verteidigte ich mich und richtete mich auf.
    Ich wurde immer zorniger. Wie konnte sie nur so etwas Dummes denken? Ich hatte nichts getan... nun ja, nicht wirklich... Schön, vielleicht ein wenig, aber ganz und gar ohne Absicht!
    »Du hast nichts getan?«, entgegnete sie wütend. »Oh! Ich habe dein kleines Spiel gestern Abend genau mitbekommen! Das ganze Dorf hat es gesehen. Du hast mit Colin kokettiert, das war offensichtlich. Und Liam hat dich buchstäblich mit den Augen verschlungen, das war ebenfalls klar. Nachdem du gestern umgefallen bist, haben sie sich deinetwegen gestritten. Das war eine erbärmliche Vorstellung, glaube mir. Man hätte meinen mögen, zwei Kinder zankten sich um ihr Lieblingsspielzeug. Ich habe mich geschämt, noch nie habe ich erlebt, dass meine Brüder sich so streiten. Liams Herz hattest du schon erobert, was keine geringe Leistung ist. Daran haben sich vor dir schon mehrere Frauen erfolglos versucht, aber das reichte dir offenbar nicht! Du musstest sie beide haben! Und das ist jetzt dabei herausgekommen. Du kannst stolz auf dich sein!«

    Verwirrt ließ ich mich zurück aufs Bett sinken. Das war doch alles ganz falsch. Ich sollte Liams Herz erobert haben? Was wusste sie denn davon?
    »Liam glaubte, er könnte mich in sein Bett holen, Sàra«, gab ich in bissigem Ton zurück. »Vielleicht ist

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