Schwert und Laute
ignorierte, sprach mit honigsüßer Stimme weiter.
»Ich bin mir sicher, dass Colin nichts lieber täte, als sie ins Bett zu bringen. Nicht wahr, Colin? Sie ist natürlich ganz niedlich...«
»Sàra wird dich begleiten«, schaltete sich Liam ein, direkt an mich gerichtet.
»Ich muss mit dir reden«, fuhr er dann, an Colin gewandt, fort.
»Dazu habe ich keine Lust, nicht heute Abend.«
»Es muss sein, Colin.«
»Lass Colin sie doch zudecken... wie heißt sie noch? Ach ja, Caitlin. Du kannst morgen mit ihm sprechen«, säuselte Meghan.
Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn und lächelte mir affektiert
zu. Dann ließ sie eine Hand in Liams Hemdausschnitt gleiten und legte den Kopf an seine Schulter, als wolle sie sagen: Er gehört mir! Wehe dir, wenn du ihn anrührst!
»Das reicht jetzt, Meg!«
»Komm schon, Liam... du hast mir gefehlt. Heute Abend wirst du mich nicht los. Seit deiner Rückkehr aus Arbroath warte ich schon auf dich...«
Liam warf ihr einen kurzen Blick zu, in dem ich einen gereizten Ausdruck erkannte.
»Du weißt, dass ich sehr viel zu tun hatte.«
»Allerdings, ja.«
Sie warf mir einen hasserfüllten Blick zu, als sei ich die Ursache dafür, dass Liam sie vernachlässigt hatte.
»Aber heute Abend wird gefeiert, und...«
»Meghan, du solltest zu den Frauen in die Küche gehen«, befahl er.
»Warum?«, sträubte sie sich. »Sie sind so viele, dass sie das Saubermachen und Aufräumen schon schaffen.«
Erzürnt über diese uncharmante Zurückweisung ging sie erneut zum Angriff über und richtete ihre Gehässigkeit jetzt gegen mich.
»Sagt einmal, in welcher Herberge habt ihr die da denn überhaupt aufgelesen? Sie muss ja außerordentlich begabt sein, dass du sie freiwillig mitgenommen hast, liebster Liam. Und sie gegen eure Waffen einzutauschen, also so etwas... Ich hoffe wenigstens, dass du...«
»Schweig still, Meghan!«, brüllte Colin plötzlich.
Er hatte sich aufgerichtet und durchbohrte sie mit einem bösen Blick. Ich legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn daran zu hindern, ein Geschrei heraufzubeschwören. Aber die unausstehliche Kreatur hatte ihr letztes Wort noch nicht gesprochen und spitzte weiter ihre Natternzunge.
»Liam! Sag mir nicht, dass du bei dieser... dieser Dirne gelegen hast!«
Liams Züge erstarrten. Er nahm ihre Hand, die in seinem Brusthaar spielte, und entfernte sie schroff. Sie zog eine entsetzte Miene.
»Liam!«
Ich stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. Sie trieb ihr Spielchen zu weit.
»Du bist jetzt still, Meghan Henderson.«
Er hatte die Worte zwischen den Zähnen hervorgestoßen. Rasch schob er die schöne Rothaarige von sich. Die Situation wurde immer grotesker.
»Bring mich bitte zurück, Colin...«, sagte ich ganz leise.
Er schickte sich eben an, mir beim Aufstehen zu helfen, als mich der Hufschlag eines galoppierenden Pferdes aus der inzwischen allzu peinlichen Lage erlöste. Schreie erklangen, die Musik verstummte, und ein unheilschwangeres Schweigen senkte sich über die erstarrten Tänzer. Das Pferd wieherte laut, während der Reiter etwas schrie, das ich nicht verstand. Eine schwere Masse krachte von dem Tier und schlug mit einem dumpfen Knall auf; direkt vor den Füßen des Laird, der, von den Schreien alarmiert, hinzugetreten war. Wir näherten uns dem reglosen Haufen, der auf dem Boden lag.
Mir wich alles Blut aus dem Gesicht. Vor Verblüffung schluckte ich heftig, als ich den roten Rock der Soldaten der Krone erkannte. Der Mann lag auf dem Rücken. Seine Augen starrten ins Leere, und der Mund war im Tod zu einer Grimasse verzogen. Seine Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt, eine klaffende Wunde, die sich düster von der Leichenblässe seiner bläulich marmorierten Haut abhob. Ich hielt mich mit beiden Händen an Colins Arm fest.
Mein Kopf drehte sich immer heftiger, und ich schwankte auf meinen schon unsicheren Beinen. Plötzlich schob sich ein anderes Gesicht vor das des Soldaten, und ich sah wieder Lord Dunning in seinem blutdurchtränkten Hemd vor mir.
»Oh mein Gott! Oh mein Gott!«, stotterte ich, und Übelkeit stieg in mir auf. »Sie haben mich gefunden...«
Besorgt drehte sich Colin zu mir um. Ich spürte, wie seine Finger mich zurückhielten. In meinen Ohren brauste es, und mein Blick umwölkte sich. Ich sah den Galgenstrick vor mir, spürte, wie die Schlinge sich um meinen Hals legte... Ich erstickte, und unter mir öffnete sich die Falltür...
»Oh mein Gott! ...«, wiederholte ich unablässig.
Die
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