Schwert und Laute
Flammen und aufgeregten Tänzern, der uns trennte. Mein Herz setzte einen Schlag aus und begann dann wie wahnsinnig zu hämmern.
Liam wurde von Thomas und einigen Männern, die ich nicht kannte, begleitet. Auch er trug ein blaues Barett, an dem eine Adlerfeder steckte, und auf seinen dunklen, im Nacken mit einem Lederband zusammengebundenen Haaren tanzten warme, kupferfarbene Reflexe. Ein Heidezweig schmückte sein Emblem. Er hatte seine Stiefel gegen Brogues ausgetauscht, die typisch schottischen geschnürten Schuhe aus weichem Leder, deren Riemen sich um seine unterhalb der Knie von roten Bändern gehaltenen Strümpfe wanden. Ich bemerkte, dass Meghan ihn ebenfalls gesehen hatte. Sie ließ ihn nicht aus den Augen und warf ihm jedes Mal, wenn er in unsere Richtung sah, ein übermäßig strahlendes Lächeln zu.
Meghan entschuldigte sich und beeilte sich, zu ihm zu gehen. Mit einem flauen Gefühl im Magen beobachtete ich, wie sie sich an ihn heranmachte und jedes Mal, wenn er ihr etwas ins Ohr sagte, die Augen verdrehte und gluckste wie eine dumme Gans. Ich spürte ein seltsames Unbehagen, so etwas wie einen Klumpen in der Brust, der mich am Atmen hinderte. In einem Wirbel aus flammenfarbenen Haaren zog sie ihn unter die anderen Tänzer.
Einige Männer trauten sich, mich um einen Tanz zu bitten, doch ich musste höflich ablehnen, da meine Verletzung mir das nicht erlaubte. So trank ich ruhig meinen Wein und schlug mit
dem Fuß den Takt zur Musik. In einem unaufhörlichen Wirbel aus farbigen Plaids drehten sich die Tänzer zu wilden Rhythmen. Ich konnte nicht umhin, Liam und Meghan aus dem Augenwinkel zu beobachten. Gewiss hatte sie sein Bett bereits geteilt. Kein Mann, der etwas auf sich hielt, konnte dieser engelhaften Schönheit gegenüber kalt bleiben. Wer war ich schon im Vergleich zu ihr? Klein und ein wenig rund um die Hüften und Schenkel. Sicher, ich erweckte Gefallen, aber ich war nicht die Art Frau, von der Männer träumen. Die beiden zusammen zu sehen, drückte mich zutiefst nieder. Inzwischen war die Sonne hinter dem Meall Mor untergegangen und hatte den Tag mit sich genommen. Die Nacht beanspruchte ihr Recht und lockerte das Gemüt vor allem der bezechten Tänzer. Immer wieder füllte Sàra meinen Weinbecher nach. Thomas war wieder zu ihr getreten und sagte ihr Dinge, die sie zum Lachen brachten. Als Colin den beiden einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, verzog sie nur das Gesicht, stieß ein heiseres Lachen aus und verschwand mit ihm in der Menge der ausgelassenen Tänzer. Das Fest nahm seinen fröhlichen Verlauf, und die Wirkungen des Alkohols begannen sich bemerkbar zu machen.
Colin legte den Arm um meine Taille und zog mich an sich. Meghan strich Liam eine Haarsträhne zurück. Sie schmiegte sich an ihn, streichelte ihm über die Wange und näherte ihre Lippen seinem Mund, bis sie ihn streiften. Unwillkürlich drückte ich mich jedes Mal, wenn Liam die schöne Rothaarige berührte oder ihr zulächelte, fester an Colin. Durch die Flammen hindurch fing ich Liams Blick auf. Seine düstere Miene wurde vom Feuer angestrahlt, und die starken Schatten, die es warf, hoben die kräftige Knochenstruktur hervor. Colins Hand drückte sich gegen meinen Rücken und streichelte ihn mechanisch. Er schmiegte sich an mich, und sein warmer Atem strich durch mein Haar. Ich war zu müde und zu benommen vom Wein, um mich zu rühren, und ließ ihn wider besseres Wissen gewähren.
Meghan presste sich an Liam, dessen Blick ich unter seinen dichten Augenbrauen nicht deuten konnte. Er drehte sich zu der Schönen um, die sich an seinen Arm hängte, und wandte mir sein aristokratisches Profil zu.
Musst du wirklich dorthin zurückkehren?, hörte ich wieder seine Stimme. Nein, ich wünschte das nicht, doch ich hatte keine andere Wahl mehr. So bald wie möglich musste ich nach Irland aufbrechen. Colin drückte mich an sich und streichelte drängend meinen Rücken und meine Hüften.
»Komm«, flüsterte er. »Da hinten ist eine Bank frei, du musst dein Bein ausruhen.«
»Vielleicht sollte ich lieber zurückgehen.«
»Jetzt schon?«
Mit den Fingerspitzen streichelte er meine Wange, dann meinen Hals.
»Nicht, Colin...«, murmelte ich und schloss die Augen.
»Warum denn nicht, Herrgott? Du könntest bei mir bleiben... Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas zu Leide tut, Caitlin ...«
»Ich habe ein wenig zu viel getrunken... Ich muss zurück. Mir dreht sich der Kopf«, stammelte ich in dem vergeblichen Versuch, mich
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