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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Panik, als der Rest der Loki-Fackel aus Rills Hand zu Boden fiel, nahm er sich die Zeit, das Stück vom Felsboden aufzunehmen und es tief in seine Tasche zu stopfen; es war kaum mehr als ein heißer schwarzer Brocken. Er verbrannte sich ein wenig die Finger, wie er hinterher feststellte, doch zum Glück war die Hitze nicht so groß, daß der Beutel Feuer fing.
     
    Afreyt saß neben der Sänfte auf einem flechtenbewachsenen Stein und ruhte sich aus; sie hatte ihren grauen Mantel eng um sich gezogen. Sie befand sich in dem breiten Gipfelpaß des Totenlandes (nahe der Stelle, an der Fafhrd seinen ersten Zusammenstoß mit den Mingols gehabt hatte, was sie aber nicht wußte). Von Zeit zu Zeit bewegte ein Windhauch aus dem Osten die geschlossenen Vorhänge der Sänfte, ein Lufthauch, der der Kühle des violetten Himmels zu entsprechen schien. Die Träger hatten sich zu den anderen Männern an einer der kleinen Feuerstellen weiter vorn und hinten gesellt, aus mitgebrachtem Holz entzündet, um während dieser Abendrast eine kleine Mahlzeit zu erwärmen. Der Galgen war auf Afreyts Anweisung vorsichtig abgestellt worden, Fundament und Oberteil in Felsspalten geklemmt, so daß er wie ein umgestürztes »L« am Boden lag, der Winkel wie ein schiefes Dach aufragend oder wie ein Dachbaum mit einem Stützpfosten.
    Das Licht der untergegangenen Sonne im Westen reichte eben aus, daß sie sich zu fragen begann, ob es wohl Rauch war, was sich da über dem schmalen Krater des Höllenschein-Berges in östlicher Richtung bewegte, während die Nacht im kalten Osten schon so weit fortgeschritten war, daß sie mit ziemlicher Sicherheit einen schwachen Schimmer am Gipfel Dunkelfeuers wahrzunehmen vermeinte. Wieder machte sich der Ostwind bemerkbar, und sie zog die Schultern hoch und schmiegte den Stoff der Kapuze enger an ihre Wangen.
    Die Vorhänge der Sänfte öffneten sich kurz. May glitt heraus und blieb vor Afreyt stehen.
    »Was hast du da um den Hals?« fragte sie das Mädchen.
    »Eine Schlinge«, antwortete May eifrig, wenn auch mit einer gewissen Feierlichkeit. »Ich habe sie selbst geflochten. Odin zeigte mir, wie man den Knoten macht. Wir alle werden dem Orden der Schlinge angehören; Odin und ich haben ihn heute nachmittag erfunden, während Gale schlummerte.«
    Zögernd hob Afreyt die Hand an den schmalen Hals des Mädchens und betrachtete in nervöser Faszination die dicke Schlinge. Ja, da war der grausame Henkersknoten, der sogar ziemlich eng zusammengezogen war, und hineingestopft war ein Strauß kleiner Bergblumen, die früher am Tage an den unteren Hängen gepflückt worden waren und inzwischen ein wenig verwelkt aussahen.
    »Ich habe für Gale auch eine gemacht«, fuhr das Mädchen fort. »Zuerst wollte sie sie nicht umlegen, weil ich das Ganze mit ausgedacht hatte. Sie war eifersüchtig.«
    Afreyt schüttelte mißbilligend den Kopf, obwohl ihre Gedanken ganz woanders waren.
    »Hier«, sprach May weiter und hob die Hand, die unter ihrem Umhang herabgehangen hatte. »Für dich habe ich auch eine Schlinge geknüpft, etwas größer. Schau, auch mit Blumen. Nimm die Kapuze ab. Du trägst sie natürlich unter dem Haar.«
    Einen Moment lang blickte Afreyt in die starren Augen des Mädchens. Dann streifte sie die Kapuze zurück, neigte den Kopf und half ihrem Haar hindurch. Mit beiden Händen zog May an Afreyts Halsansatz die Schlinge zusammen. »Na bitte«, sagte sie. »So sollst du sie tragen, nicht lose, aber auch nicht fest.«
    Unterdessen war Groniger herbeigekommen. Er brachte drei Schalen und ein kleines Gefäß mit Deckel, in dem sich Suppe befand. Als man ihm die Schlingen erklärt hatte, hob er die Augenbrauen, setzte ein breites Grinsen auf und rief: »Ein toller Einfall! Das wird den Mingols den Weg weisen, wenn sie das sehen, wissen sie, was sie erwartet. Der Kleine Kapitän hat uns da ein tolles Lied geschenkt, findet ihr nicht auch?«
    Afreyt nickte und streifte Groniger mit einem Seitenblick. »Ja«, sagte sie, »seine wundervollen Worte.«
    Groniger erwiderte ihren Blick auf ähnliche Weise. »Ja, seine wundervollen Worte.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn sprechen hören«, sagte May.
    Groniger teilte die Schalen aus und schüttete mit schneller Bewegung die dicke heiße Suppe hinein.
    »Ich bringe Gale ihre Portion«, sagte May.
    Barsch sagte Groniger zu Afreyt: »Iß, solange es noch heiß ist. Dann ruh dich aus. Wir marschieren bei Mondaufgang weiter, einverstanden?« Als Afreyt nickte, entfernte er sich

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