Schwerter und Eiszauber
die Mädchen zu wenden (machte sie das zu einem Ungeheuer? Nun ja, vielleicht), und seither war sie ziemlich gut zurechtgekommen, indem sie alles von sich fernhielt.
Außerdem waren da die Aufregung der Reise nach Lankhmar gewesen und die Gefahren von Khahkhts Eis-Magie und die erneute Aufregung der Ankunft des Mauslings und Fafhrds und die Erkenntnis, daß Fafhrd in der Tat eine jüngere Ausgabe Odins zu sein schien (lag hier der Grund, warum der Odin-Gott verblaßt war und sich eine Flüsterstimme zugelegt hatte?). Sie wußte es nicht; sie wußte nur, daß dadurch alles sehr qualvoll und verwirrend wurde, und sie hätte es heute nicht ertragen, in die Sänfte zu steigen. (Ja, sie war ein Ungeheuer.)
Sie spürte einen scharfen Schmerz am Hals und erkannte, daß sie in ihrer Aufregung am freien Ende der Schlinge gezogen hatte, die unter ihrem Mantel herabhing. Sie lockerte den Strang wieder und zwang sich stillzusitzen. Es war inzwischen ganz dunkel geworden. Sie hatte recht: Dunkelfeuer ließ tatsächlich schwache Flammen aufsteigen, ebenso Höllenschein. Sie hörte Teile der Gespräche an den Lagerfeuern und Fetzen des neuen Liedes und Gelächter, das von der dazugehörigen Geschichte ausgelöst wurde, die nun die Runde machte. Obwohl es sehr kalt war, bewegte sie sich nicht. Im Osten wurde es silbrig-hell, ein milchiger Streifen wölbte sich empor, und schließlich rückte der weiße Mond in Sicht.
Nun wurde es wieder lebendiger im Lager, und nach einer Weile kamen die Träger und lösten Odins Galgen aus den Felsspalten und hoben ihn und auch die Sänfte an. Afreyt stand auf, bewegte die steifen Gelenke und trat mit den kalten Füßen auf. Die Kolonne marschierte in westlicher Richtung über das mondsilberne Gestein, auf dem Rücken die grotesken Waffen und die beiden größeren Lasten. Einige Männer humpelten bereits ein wenig (schließlich waren sie Seeleute und das Marschieren nicht gewöhnt), doch alle schritten im Takt des neuen Odin-Liedes energisch aus, geduckt vor dem Ostwind, der jetzt kräftig und gleichmäßig wehte.
Fafhrd hatte soeben am glimmenden Ende der ersten Fackel den zweiten Brand entzündet, und seine Umgebung war wärmer geworden, als der hohe Gang, dem er folgte, in einer so weiten Höhle endete, daß das Licht in seiner Hand darin unterzugehen schien. Das Geräusch des fortgeworfenen Fackelstummels, der auf den Felsboden prallte, weckte ferne und schwache Echos, und der Nordling blieb stehen und sah sich um. Plötzlich fielen ihm zahlreiche Lichtpunkte auf, die wie Sterne anmuteten – in Wirklichkeit handelte es sich um kleine Glimmerflächen im Gestein, die das Licht seiner Fackel spiegelten. In mittlerer Entfernung entdeckte er eine unregelmäßig geformte Säule aus glimmerdurchsetztem Stein und auf dieser Säule ein kleines helles Bündel, das seine Aufmerksamkeit erweckte. Im nächsten Augenblick hörte er weit über sich gewaltigen Flügelschlag, dann herrschte einen Augenblick Stille, und wieder wurden die Flügel bewegt – als kreise in der pechschwarzen Höhle ein riesiger Aasvogel.
»Mara!« rief er zu der Säule hinüber, und die Echos prallten zurück, und dazwischen tönte schrill und schwach sein eigener Name, der wiederum Echos auslöste. Er erkannte plötzlich, daß der Flügelschlag aufgehört hatte und daß einer der fernen Glimmersterne sehr schnell größer wurde, als bewege er sich mit großer Geschwindigkeit genau auf ihn zu, gleichzeitig hörte er ein Pfeifen in der Luft, als stürze sich ein großer Falke auf ihn.
Er schnellte vor dem hellen Schwert zur Seite, das auf ihn zuzuckte, und hieb gleichzeitig mit seiner Axt auf eine Stelle unmittelbar dahinter. Die Fackel wurde seiner Hand entrissen, etwas wie ein Ledersegel streifte ihn an den Knien, und wieder wurden die mächtigen Flügel bewegt, ganz in der Nähe, und dann noch einmal, gefolgt von dem schrillen Schmerzensschrei eines Mannes, in dem trotz aller Pein, die darin zum Ausdruck kam, auch Empörung lag.
Als er sich aufrappelte, sah er seine Fackel auf dem Felsboden flackern, durchbohrt von dem hellen Schwert, das ihm den Brand aus den Fingern geschlagen hatte. Flügelschlag und Geschrei entfernten sich. Fafhrd stellte den Stiefel auf den Fackelgriff und machte Anstalten, das Schwert aus dem Holz zu ziehen, doch als er den Schwertgriff umfassen wollte, berührten seine Finger eine schuppige Hand, schmaler als die seine, die fest um das Metall lag und (davon überzeugten sich seine tastenden Finger)
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