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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Diebeskunst widerstehen. WARNUNG: In der Krypta soll sich ein sehr gefährliches Ungeheuer aufhalten.
     
    »Die krakeligen Buchstaben sind verdammt schwer zu lesen«, sagte das rothaarige Mädchen stirnrunzelnd.
    »Kein Wunder – sie sind ja auch vor Jahrhunderten geschrieben worden«, sagte der Dieb mit dem schwarzen Bart.
    Der Dicke sagte: »Ich habe noch nie von einer Diebesgruft gehört – wir haben doch den Müllplatz, die Verbrenner und das Binnenmeer.«
    »Die Zeiten und Sitten ändern sich«, sagte der schwarzhaarige Dieb philosophisch. »Eine Epoche der Anbetung wird auch mal wieder durch eine Epoche des Realismus abgelöst.«
    »Warum wird aber der Schädel Ohmphal genannt?« fragte der dicke Dieb. »Warum ist nicht vom Schädel des Ohmphal die Rede?«
    Der schwarzhaarige Dieb zuckte die Achseln.
    »Wo hast du das Pergament gefunden?« fragte ihn die Rothaarige.
    »Im doppelten Boden einer halb verrotteten Kiste aus unseren Lagerräumen.«
    »Bei den Göttern, die es nicht gibt«, lachte der dicke Dieb, der sich noch immer über den Text beugte, »die Diebeszunft muß damals ganz schön abergläubisch gewesen sein! Sich vorzustellen, daß wertvolle Juwelen an einen Schädel verschwendet wurden! Wenn wir diesen Ohmphal zu fassen kriegen, werden wir seine Rubinaugen in klingende Münze eintauschen.«
    »Aye!« sagte der schwarzhaarige Dieb. »Und gerade darüber wollte ich mit dir sprechen, Fissif: wie man an Ohmphal herankommt.«
    »Da gibt es gewisse Schwierigkeiten, wie du, Krovas, o Herr, sicherlich weißt«, erwiderte der fette Dieb, der schnell seine bisherige Einstellung änderte. »Selbst heute noch, nach vielen hundert Jahren, denkt man nur mit Schaudern an die Krypta von Votishal mit dem Schloß und dem Ungeheuer. Es gäbe niemanden in der Diebeszunft, der ...«
    »In der Diebeszunft niemand, das ist wahr!« unterbrach ihn der schwarzhaarige Dieb scharf. »Aber«, – und seine Stimme wurde leiser –, »da gibt es Leute außerhalb der Zunft, die dazu in der Lage wären. Hast du schon gehört, daß vor kurzem ein gewisser Hansdampf namens Grauer Mausling wieder nach Lankhmar zurückgekehrt ist? Und daß in seiner Begleitung ein großer Barbar ist, der den Namen Fafhrd trägt, zuweilen aber auch der Monstrentöter genannt wird? Wir haben eine kleine Rechnung mit den beiden zu begleichen, wie du weißt. Sie haben unseren Zauberer Hristomilo erschlagen. Die beiden jagen gewöhnlich allein – doch wenn du ihnen diesen verlockenden Vorschlag machst ...«
    »Aber Herr«, wandte der Dicke ein, »in diesem Falle würden sie doch mindestens zwei Drittel der Beute beanspruchen.«
    »Genau!« sagte der schwarzhaarige Dieb mit grimmigem Humor. Die Rothaarige begriff und lachte laut auf. »Genau! Und deshalb habe ich dich erwählt, Fissif, den glattzüngigsten aller Betrüger.«
     
    Seit dieser Konferenz waren die restlichen zehn Tage des Monats der Schlange vergangen und die ersten fünfzehn Tage des Monats der Eule. Auch jetzt, am fünfzehnten Tag, war bereits die Nacht hereingebrochen. Wie ein dunkles Tuch umspannte kalter Nebel das alte steinerne Lankhmar, die Hauptstadt des Landes Lankhmar. Heute abend war der Nebel noch früher gekommen als gewöhnlich und wallte nun durch die gewundenen Straßen und Gassen. Und er wurde noch dicker.
    In einer Straße, die vielleicht noch schmaler und stiller war als die übrigen – Marktstraße geheißen – leuchtete gelber Fackelschein aus der breiten Tür eines großen Steinhauses. Diese weit geöffnete Tür in einer Gasse, die sonst im Dunkeln lag, hatte etwas Unheimliches.
    Die Menschen mieden überhaupt die Gegend während der Nacht. Und ihre Angst war nicht unbegründet, denn das Haus hatte einen schlechten Ruf. Wie man hören konnte, war es das Haus, in dem die Diebe Lankhmars ihre Pläne schmiedeten, ihre Palaver abhielten und ihre privaten Streitereien schlichteten – das Hauptquartier, in dem Krovas, der bekannte Meisterdieb, seine Befehle erteilte –, kurz, das Zentrum der Diebeszunft Lankhmars.
    Doch jetzt kam ein Mann diese Straße entlanggeeilt, von Zeit zu Zeit nervös über die Schulter schauend. Er war dick und humpelte ein wenig, als hätte er gerade einen weiten harten Ritt hinter sich. Er trug eine fleckige alte Kupferkiste, etwa so groß, daß sie einen Menschenschädel enthalten mochte. Er blieb im Eingang stehen und sagte ein Losungswort – scheinbar ins Leere, denn im langen Korridor vor ihm war niemand zu sehen. Doch schon antwortete

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