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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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entsetzlichen Einfluß noch eine Sekunde länger ausgesetzt war!
    Obwohl er durch das fürchterliche Übelkeitsgefühl durcheinander war, wußte er sofort, was er tun mußte. Schwankenden Schrittes eilte er zur Treppe, wobei er Fafhrd zuwinkte. Als er den Raum verließ, wandte er sich zufällig um und entdeckte etwas Seltsames an der Decke, dessen Bedeutung er nicht sofort begriff.
    Fafhrd bemerkte die Bewegungen des Mauslings kaum, geschweige denn seine Signale. Der Seitenblock zeigte sich jetzt immer gefügiger. Zwar hatte auch Fafhrd etwas von dem Übelsein verspürt, doch das hatte ihn, vielleicht wegen seiner größeren Entschlossenheit, nicht übermäßig belastet. Und jetzt konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit völlig auf den Stein. Das ständige Hebeln hatte den Block eine ganze Handbreit aus der Wand hervortreten lassen. Fafhrd packte ihn nun fest mit kräftigen Händen und ruckte ihn von einer Seite auf die andere, hin und her. Das dunkle zähe Zeug klebte daran fest, doch mit jeder Seitwärtsbewegung kam der Stein ein Stückchen weiter heraus.
    Der Mausling stürzte die Stufen hinab und kämpfte gegen ein allesumfassendes Schwindelgefühl an. Seine Füße traten gegen Knochen und schleuderten sie an die Wände. Was hatte er da eben an der Decke gesehen? Irgendwie schien das eine Bedeutung zu haben. Doch zuerst mußte er das Mädchen von der Lichtung schaffen. Sie durfte sich dem Haus nicht noch weiter nähern. Sie durfte es nicht betreten.
    Fafhrd begann das Gewicht des Steines zu spüren und wußte, daß er ihn bald frei hatte. Er war sehr schwer – immerhin fast einen Fuß breit. Zwei sorgsam berechnete Bewegungen bildeten den Abschluß. Der Stein neigte sich. Fafhrd fuhr hastig zurück. Gewichtig krachte der Block zu Boden. Ein buntes Glitzern sprang in der Höhle auf, die dahinter sichtbar wurde. Fafhrd steckte den Kopf hinein.
    Der Mausling stolperte auf die Tür zu. Einen verwischten Blutfleck hatte er an der Decke gesehen. Und direkt über dem Körper des Heiligen. Aber warum? Er war doch gegen den Boden gedrückt worden, nicht? War das Blut bei dem tödlichen Schlag so hoch gespritzt? Aber warum war es dann verschmiert? Egal. Das Mädchen. Er mußte sich um das Mädchen kümmern.
    Da war sie, fast schon in der Tür. Er konnte sie sehen. Er spürte den Steinboden leicht unter seinen Füßen vibrieren. Aber das kam doch nur, weil ihm schwindlig war, oder?
    Auch Fafhrd spürte die Vibration. Doch er dachte darüber nicht weiter nach, denn der phantastische Anblick seines Fundes hielt ihn gefangen. Die Höhle war bis dicht unter das Sims der Steinöffnung mit einer quecksilberähnlichen Flüssigkeit gefüllt, die allerdings nachtschwarz war. Und auf dieser Flüssigkeit ruhte ein Juwelenschatz, wie ihn Fafhrd sich nicht erträumt hatte.
    In der Mitte lag ein titanischer Diamant mit Myriaden seltsam geschliffener Facetten. Er war von zwei unregelmäßigen Kreisen umgeben, deren innerer aus zwölf Rubinen – jeweils Dekaeder – und deren äußerer aus siebzehn Smaragden – unregelmäßige Oktaeder – bestand. Zwischen diesen Juwelen, manchmal einzelne Steine berührend oder verbindend, befanden sich dünne, zerbrechlich wirkende Brücken aus Kristallen, Bernstein, grünlichem Turmalin und honiggelbem Orichalchum. All diese Objekte schienen weniger in der metallischen Flüssigkeit zu schwimmen als vielmehr darauf zu ruhen, wobei sie in der Flüssigkeit kleine flache Vertiefungen hervorriefen. Die Kristallstäbe glühten schwach, während jedes einzelne Juwel in einem Licht erglitzerte, das Fafhrd seltsamerweise als gebrochenen Sternenschein empfand.
    Sein Blick richtete sich auf die Quecksilberflüssigkeit, wo sie sich zwischen den Steinen auswärts wölbte, und er sah die verzerrten Spiegelungen von Sternen und Konstellationen, die er wiedererkannte – Sterne und Konstellationen, die jetzt am Himmel zu sehen gewesen wären, hätte nicht die Sonne ihre Strahlen ausgeschickt.
    Ein ehrfürchtiges Staunen überkam ihn. Er konzentrierte sich wieder auf die Steine. Das komplizierte Arrangement hatte etwas unendlich Bedeutsames, etwas, das in fremdartigem Symbolismus eine überwältigende Wahrheit zu verkünden schien. Darüber hinaus entstand der zwingende Eindruck einer inneren Bewegung, eines trägen Denkens, eines inorganischen Bewußtseins – etwa wie das, was die Augen sehen, wenn sie des Nachts geschlossen werden: nicht absolute Schwärze, sondern ein regsames Durcheinander vielfarbiger
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