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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Mantel gewickelt und einen schwarzen Schal über den Kopf gezogen und schien fast ein Teil des dunklen Nebels zu sein. Prompt stieß einer der Händler mit ihr zusammen. Er half ihr um eine Pfütze und grinste mitleidsvoll, als sie sich mit zitternder Stimme über den Zustand der Straße und die vielfältigen Gefahren beschwerte, denen eine alte Frau ausgesetzt war. Senil vor sich hin murmelnd, setzte sie ihren Weg fort. »Komm, es ist ja nur noch ein kleines Stück, nur ein kleines Stück. Aber sieh dich vor. Alte Knochen sind zerbrechlich.«
    Ein Färberlehrling stieß hart mit ihr zusammen, und ging flegelhaft weiter, ohne sich nach ihr umzusehen. Er war kaum zwei Schritte weit gekommen, als ein wohlgezielter Fußtritt seine Kehrseite traf. Er fuhr ungeschickt herum, doch er sah nur die gebeugte alte Frau mit unsicher tappendem Stock davonschlurfen. Er riß Mund und Augen auf, trat einige Schritte zurück, kratzte sich verwundert und nicht ganz ohne böse Vorahnung den Kopf. Später gab er seiner Mutter die Hälfte seines Lohnes.
    Die alte Frau blieb vor dem Haus der Ivlis stehen, starrte mehrmals zu den erleuchteten Fenstern auf, als könne sie nicht mehr so gut sehen und wisse nicht ganz, wo sie war. Schließlich stieg sie mühsam die Stufen zur Tür hinauf und klopfte schwach mit dem Stab dagegen. Nach einer Weile klopfte sie ein zweites Mal und rief mit nervöser Stimme: »Lagt mich ein! Ich bringe dem Bewohner dieses Hauses Nachricht von den Göttern. Ihr da drinnen – laßt mich ein!«
    Endlich öffnete sich ein Fensterchen, und eine mißmutige Baßstimme sagte: »Verschwinde, du alte Hexe. Heute kommt niemand hier herein.«
    Doch die alte Frau scherte sich nicht um den Einwand und wiederholte unbeirrt: »Laß mich ein, sage ich. Ich kann die Zukunft lesen. Es ist kalt auf der Straße, und der Nebel kratzt mir in der Kehle. Laß mich hinein. Heute mittag kam eine Fledermaus und berichtete mir von unheilvollen Ereignissen, die die Bewohnerin dieses Hauses betreffen. Meine alten Augen vermögen die Schatten von Dingen zu erhellen, die es noch gar nicht gibt. Laß mich ein, sage ich.«
    Am Fenster über der Tür zeichnete sich die schmale Silhouette einer Frau ab. Nach einer Weile entfernte sie sich wieder.
    Der Wortwechsel zwischen der Alten und dem Wächter wurde noch einige Zeit fortgesetzt. Dann rief eine leise, heisere Stimme die Treppe herab: »Laß die weise Frau herein. Sie ist doch allein, nicht? Dann spreche ich mit ihr.«
    Die Tür wurde ein kleines Stück geöffnet, und die schwarzumhüllte Gestalt schlurfte ins Haus. Die Tür wurde sofort wieder zugemacht und verriegelt.
    Der Graue Mausling sah sich um und musterte die drei Leibwächter, die im dunklen Flur standen, kräftige Burschen, die jeweils zwei Kurzschwerter trugen. Sie gehörten offensichtlich nicht der Diebeszunft an. Anscheinend war ihnen nicht ganz wohl zumute. Er simulierte ein asthmatisches Keuchen, hielt sich die gekrümmte Seite und dankte mit feuchtsenilem Blick dem Mann, der ihm die Tür geöffnet hatte.
    Der Wächter wich mit kaum verhohlenem Widerwillen zurück. Der Mausling bot auch keinen sehr schönen Anblick – sein Gesicht war kunstvoll mit aschevermischtem Fett beschmiert, mit entstellenden Lehmwarzen besetzt und halb verdeckt von dem strähnigen, trockenen grauen Haar einer Perücke, die – so hatte Laavyan, der Perückenverkäufer, behauptet – aus echtem Hexenhaar bestand.
    Langsam begann der Mausling die Treppe zu erklimmen. Er stützte sich dabei schwer auf seinen Stock und blieb alle paar Stufen stehen, wie um zu Atem zu kommen. Es fiel ihm nicht leicht, ein solches Schneckentempo vorzulegen, wo doch Mitternacht so nahe war. Doch er hatte schon dreimal vergeblich versucht, in dieses gut bewachte Haus einzudringen, und er wußte, daß der geringste Fehler ihn sofort verraten würde. Er hatte noch nicht die halbe Treppe erklommen, als die heisere Stimme einen Befehl gab und eine dunkelhaarige Bedienstete in einem schwarzen Seidenkleid herabeilte. Ihre bloßen Füße waren auf dem Stein kaum zu hören.
    »Du bist sehr freundlich zu einer alten Frau«, pfiff er und tätschelte die glatte Hand, die seinen Ellenbogen ergriff. Sie begannen ein wenig schneller zu gehen. Die Gedanken des Mauslings waren ganz auf den Juwelenschädel konzentriert. Er glaube ihn förmlich vor sich zu sehen – ein hellbraunes Oval. Dieser Schädel war der Schlüssel zum Diebeshaus und zu Fafhrds Sicherheit.
    Nicht daß Slevyas den Nordling

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