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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ist kein Menschenschädel«, ertönte die Stimme, die – soweit sich das überhaupt unterscheiden ließ – zuerst gesprochen hatte. »Er ist einer der drei die den Schädel unseres Bruders aus dem Tempel von Votishal geholt haben. Und doch hat er ihn jetzt nicht mitgebracht.«
    »Jahrhundertelang hat der juwelengeschmückte Kopf unseres Bruders einsam im verfluchten Tempel von Votishal gelegen«, sprach eine vierte Stimme. »Und nun haben ihn die Menschen da oben gestohlen, wollen ihn uns aber nicht zurückgeben. Sie würden am liebsten seine glitzernden Augen herausreißen und in schmierige Münze tauschen. Mickrige Diebe sind das, gottlos und habgierig. Sie haben uns vergessen, ihre Brüder aus der Vergangenheit. Sie sind durch und durch schlecht.«
    Die Stimmen hatten etwas Totes und Abwesendes, als ob sie in einem Vakuum sprachen. Tonlos waren sie und doch seltsam traurig und drohend, schwankten halbwegs zwischen einem schwachen Seufzen und einem kalten Lachen. Fafhrd ballte die Hände, so daß das winzige Skelett zwischen seinen Fingern zu Splittern zerbrach, die er mit abrupter Bewegung zur Seite schleuderte. Er versuchte seinen ganzen Mut zusammenzunehmen und weiterzugehen, doch er konnte sich nicht von der Stelle rühren.
    »Es ist unrecht, daß unser Bruder ein so unwürdiges Schicksal erleidet«, ertönte die erste Stimme, die sich in leiser Autorität über die anderen zu erheben schien. »Höre, Nordling, auf unsere Worte, merke auf!«
    »Seht, Brüder«, schaltete sich die zweite Stimme ein, »der Nordling hat Angst und wischt sich den Mund mit seiner großen Hand und beißt sich furchtsam auf die Knöchel.«
    Fafhrd begann zu zittern, als seine Bewegungen so präzise beschrieben wurden. Längst vergessene Ängste stiegen in ihm auf. Er dachte zurück an seine erste gedankliche Begegnung mit dem Tod, dachte daran, wie er als Junge an den Begräbnissen der Eis-Öde teilgenommen hatte.
    Plötzlich meinte er zum erstenmal in der Dunkelheit etwas auszumachen. Vielleicht handelte es sich nur um eine besonders seltsame Formation im bedeutungslosen Zucken der Lichtpunkte, doch er nahm eine Anzahl winziger Glitzerpunkte wahr, die sich etwa in Kopfhöhe befanden – jeweils in Paaren, etwa eine Daumenlänge auseinander. Einige waren tiefrot, einige grün und andere hellblau wie Saphire. Er mußte an die rubinroten Augen des Schädels denken, den sie aus Votishal gestohlen und dessen knochige Hände angeblich Krovas erwürgt hatten. Die Lichtpunkte rückten zusammen und kamen auf ihn zu, sehr langsam.
    »Nordling«, fuhr die erste Stimme fort, »wisse, daß wir die früheren Meisterdiebe Lankhmars sind und daß wir des Geistes unseres Bruders Ohmphal bedürfen – seines Schädels. Du bringst ihn uns, ehe die Sterne der Mitternacht wieder über diesem Haus stehen. Wenn nicht, werden wir dich fangen und dir das Leben zu nehmen wissen.«
    Die farbigen Lichtpunkte rückten noch weiter vor, und nun glaubte Fafhrd auch das Geräusch schlurfender Schritte im trockenen Staub zu hören. Er mußte an die purpurnen Druckstellen an Krovas' Hals denken.
    »Bring uns den Schädel!« befahl die zweite Stimme.
    »Vor Mitternacht morgen«, ertönte eine andere.
    »Und die Juwelen müssen an Ort und Stelle sein; kein einziger Stein darf fehlen.«
    »Ohmphal, unser Bruder, wird zurückkehren.«
    »Wenn du uns enttäuschst«, flüsterte die erste Stimme, »holen wir uns deinen Schädel.«
    Und im nächsten Augenblick schienen sie ihn zu umgeben und von allen Seiten zu rufen: »Ohmphal! Ohmphal!« Mit ihren ekligen Stimmen, die noch immer keinen Deut lauter oder leiser oder näher klangen. Fafhrd hob verkrampft die Hände, berührte etwas, das sich hart und glatt und trocken anfühlte. Und er zuckte zurück und stürmte davon, so schnell ihn seine Beine trugen, wurde schmerzlich gebremst von der Steintreppe, raste hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend, und stieß sich die Ellenbogen an den Wänden.
     
    Der dicke Dieb Fissif wanderte niedergeschlagen in einem großen niedrigen Kellerraum herum, der kaum erhellt und mit mancherlei Dingen vollgestellt war, mit leeren Kästen und verrotteten Tuchballen und Latten. Er kaute auf einer Rauschnuß, die seine Lippen blau färbte und einen blauen Speichelfaden über sein dickes Kinn schickte. In regelmäßigen Abständen seufzte er voller Selbstmitleid. Er schätzte seine Chancen in der Diebeszunft alles andere als rosig ein, obwohl ihm Slevyas eine Art Amnestie gewährt hatte. Er mußte

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