Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
abergläubischem Entsetzen ergriffen. Wieder zögerte Slevyas, obwohl er im Gegensatz zu den anderen eher verwirrt als verängstigt schien. In der plötzlichen Stille war das Platschen der fallenden Tropfen deutlich zu hören. Fafhrd beschloß, sich diese Situation zunutze zu machen.
»Ich werde euch verraten, was ich dort im Keller fand«, sagte er mit tiefer Stimme. »Doch zuerst müßt ihr mir sagen, wo die Diebe seit jeher ihre Toten begraben.«
Abschätzend blickte man ihn an. Seitdem er wieder zu sich gekommen war, hatte er noch kein Wort gesagt. Seine Frage blieb unbeantwortet, doch durfte er sprechen. Sogar Slevyas machte keine Einwände, wenn er auch die Stirn runzelte und mit einer Daumenschraube spielte.
Fafhrds Bericht war hörenswert. Seine Worte klangen hohl durch den Raum, sie hatten einen Hauch von nordischer Eis-Öde, von dramatischem Beigeschmack, wie ihn nur die Stimme eines geschulten Skalden aufbringen kann. In allen Einzelheiten berichtete er von seinen Abenteuern in den dunklen Bereichen unter dem Gebäude. Ja, er fügte noch kleine Beigaben hinzu, die die Wirkung steigern sollten und die sein Erlebnis zu einem erschreckenden Epos werden ließen. Die einfachen Diebe, die diese Art Erzählung nicht kannten, starrten ihn offenen Mundes an. Die Männer am Tisch rührten sich nicht. Er legte seinen Bericht so breit an, wie er es nur irgend wagte – er versuchte, Zeit zu gewinnen.
In den kurzen Pausen, die er einlegte, war das Tropfen der Wasseruhr nicht mehr zu hören. Plötzlich nahmen Fafhrds Ohren ein leises Knirschen wahr – als würde Stein über Stein geschoben. Seine Zuhörer schienen nichts zu merken, doch Fafhrd wußte sofort, daß die Steintür in der Nische geöffnet wurde, die noch immer durch die schwarzen Vorhänge verschlossen war.
Er hatte den Höhepunkt seiner Enthüllungen erreicht.
»Dort, in jenen vergessenen Kellergewölben«, sagte er, und seine Stimme dröhnte womöglich noch ein wenig tiefer, »halten sich die lebendigen Gebeine der verstorbenen Diebe Lankhmars auf. Lange schon liegen sie dort und hassen euch, die ihr sie vergessen habt. Der Juwelenschädel gehört ihrem Bruder Ohmphal. Hatte Krovas euch nicht gesagt, daß die Pläne für den Diebstahl aus der fernen Vergangenheit stammten? Ohmphal sollte wieder zu seinen Brüdern heimkehren. Statt dessen entweihte Krovas den Schädel, indem er die Juwelen herausbrach. Wegen dieser Freveltat fanden Ohmphals knochige Hände die übernatürliche Kraft, ihn zu töten. Ich weiß nicht, wo der Schädel jetzt ruht. Doch wenn er nicht zu ihnen zurückgekehrt ist, werden ihn die Wesen da unten holen kommen – heute nacht. Und sie werden keine Gnade walten lassen.«
Da blieben Fafhrd die Worte im Hals stecken. Sein wichtigstes Argument, das ihn von den Fesseln befreien sollte, blieb unausgesprochen. Denn vor dem schwarzen Vorhang der Nische, freischwebend in der Luft, leuchtete der Schädel Ohmphal, und seine Juwelenaugen glitzerten in einem Licht, das nicht nur Reflexion war. Die Diebe folgten Fafhrds Blick, und ein Hauch der Angst ging rings durch den Raum – eine so spürbare, intensive Angst, daß einen Augenblick lang gar keine Panik aufkommen konnte. Eine Angst, wie sie sie ihrem lebendigen Herrn gegenüber empfanden, doch um ein Vielfaches verstärkt.
Und dann sprach eine hohe, schrille Stimme aus dem Schädel: »Bewegt euch nicht, ihr feigen Diebe der Gegenwart! Zittert und schweigt! Hier spricht euer alter Herr und Meister. Hört, ich bin Ohmphal!«
Die Wirkung der Stimme auf die Diebe war seltsam. Die meisten wichen zurück, knirschten mit den Zähnen und ballten die Fäuste, um das Zittern ihrer Arme zu unterdrücken. Zugleich überlief Fafhrd eine große Erleichterung, denn er hatte die Stimme des Mauslings erkannt. Und auf dem Gesicht des dicken Fissif paarte sich Verwunderung mit Angst.
»Zuerst«, fuhr die Stimme des Schädels fort, »erwürge ich den Nordling, um euch ein Beispiel zu geben. Schneidet seine Fesseln durch und bringt ihn herüber. Beeilt euch, damit ich und meine Brüder euch nicht alle töten müssen.«
Mit zitternden Fingern zerschnitten die Wächter seine Fesseln. Er spannte seine mächtigen Muskeln an und versuchte seinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Er wurde hochgezogen und stolpernd auf den Schädel zugestoßen.
Urplötzlich erzitterten die schwarzen Vorhänge, bauschten sich auswärts. Etwas schien dahinter vorzugehen. Ein schriller Wutschrei ertönte. Der Schädel Ohmphals
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