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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Toten.«
    Ivlis zog scharf den Atem ein und warf einen hastigen Blick auf die große Lampe, die dunkel von der Decke hing. Der Mausling wußte sofort, was dieser Blick bedeutete.
    Doch entweder zeigte sich seine Befriedigung zu deutlich, oder Ivlis erriet, daß sie auf hinterlistige Weise aus der Reserve gelockt worden war – jedenfalls starrte sie ihn scharf an. Die abergläubische Erregung verließ sie, und ihr Blick gewann seine ursprüngliche Härte zurück.
    »Du bist ein Mann!« sagte sie aufbrausend. »Slevyas hat dich geschickt!«
    Mit diesen Worten zerrte sie eine der dolchlangen Nadeln aus ihrem Haar und warf sich, nach seinen Augen zielend, auf ihn. Er fuhr zur Seite, packte mit der Linken ihr Handgelenk und legte ihr die Rechte über den Mund. Der Kampf dauerte nicht lange und verlief wegen der dicken Teppiche fast völlig lautlos. Als er das Mädchen mit Vorhangfetzen sorgfältig gefesselt und geknebelt hatte, schloß der Mausling zunächst die Tür zur Treppe, zog die geheimnisvolle Steintür auf und stieß wie erwartet auf den schmalen Durchgang. Ivlis verfolgte ihn mit ihren mörderischen Blicken und lehnte sich vergeblich gegen ihre Fesseln auf. Doch für Erklärungen blieb ihm jetzt keine Zeit. Er hob seine unpassende Kleidung, sprang geschickt zur Lampe hoch und hielt sich am Außenrand fest. Die Lampenketten hielten sein Gewicht, und er zog sich hinauf, bis er in das Rund der Schale blicken konnte. Und dort lagen der mattbraune juwelenglitzernde Schädel und die edelsteinbesetzten Handknochen.
     
    Die obere Schale der kristallenen Wasseruhr war fast leer. Mit unbewegtem Blick beobachtete Fafhrd das Herausstülpen und den Fall der Tropfen, die sich in der unteren Schale sammelten. Er lag auf dem Boden, mit dem Rücken zur Wand. Seine Beine waren vom Knie bis zu den Fußgelenken zusammengebunden, die Arme waren ihm mit der gleichen Menge Schnur auf dem Rücken gefesselt, so daß er sich überhaupt nicht bewegen konnte. Auf jeder Seite hockte ein bewaffneter Dieb.
    Wenn die obere Schale sich leerte, war es Mitternacht.
    Gelegentlich richtete sich sein Blick auf die dunklen wesenlosen Gesichter rings um den Tisch, auf dem die Uhr und einige andere Folterinstrumente standen. Das waren die Aristokraten der Diebeszunft – Männer mit listigen Augen und eingefallenen Wangen, Männer, die miteinander um den Prunk und die Schmierigkeit ihrer Kleidung wetteiferten.
    Die zuckenden Fackeln warfen schmutzigrote und purpurne Schlaglichter, erhellten hier und da die silber- und goldverzierten Gewänder. Hinter den maskenstarren Gesichtern spürte Fafhrd jedoch Unsicherheit. Nur Slevyas, auf dem Stuhl des toten Krovas sitzend, schien völlig ruhig und selbstbewußt. Mit fast gleichgültiger Stimme verhörte er einen Dieb, der unterwürfig vor ihm kniete.
    »Bist du wirklich ein so großer Feigling, wie du uns glauben machen möchtest?« fragte er. »Willst du uns etwa erzählen, du hättest dich vor einem leeren Keller gefürchtet?«
    »Herr, ich bin kein Feigling«, flehte der Dieb. »Ich bin den Fußabdrücken des Nordlings durch den Staub gefolgt – durch den schmalen Korridor und fast bis zum unteren Ende der alten Treppe, die bis heute vergessen war. Aber niemand könnte die seltsam hohen Stimmen und das Knochenrasseln vernehmen, ohne von Entsetzen gepackt zu sein. Die trockene Luft machte mich würgen, ein Windhauch blies meine Fackel aus. Irgendwelche Wesen redeten mich an. Herr, ich fände nichts dabei, einer lauernden Kobra einen Edelstein abzunehmen, wenn du das befiehlst. Doch ich habe es nicht fertiggebracht, in diese Dunkelheit vorzudringen.«
    Fafhrd sah, wie Slevyas die Lippen zusammenpreßte, und rechnete damit, daß jetzt das Urteil über den unglücklichen Dieb gesprochen würde, doch einige Männer am Tisch hatten noch etwas zu sagen.
    »Da mag etwas daran sein«, sagte einer. »Wer will schon wissen, was sich in den Kellerräumen aufhält, die der Nordling zufällig entdeckt hat?«
    »Bis gestern abend wußten wir überhaupt nicht, daß es sie gibt«, sagte ein zweiter. »Im Staub der Jahrhunderte mag manches Seltsame lauern.«
    »Gestern abend«, schaltete sich ein dritter ein, »haben wir Fissif für einen Lügner gehalten. Und doch fanden wir an Krovas' Hals Male von Klauen oder von nackten Knochen.«
    Es war, als wogte eine Angstwelle aus dem fernen Keller herauf. Die Stimmen klangen bedrückt. Die untergebenen Diebe, die an den Wänden standen und Fackeln und Waffen hielten, wurden von

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