Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
an Slevyas' seltsamen Blick denken und erschauderte. Das Alleinsein hier unten gefiel ihm nicht, wenn es auch den verächtlichen und drohenden Blicken seiner Bruderdiebe vorzuziehen war.
    Das Geräusch schleppender Schritte brachte ihn dazu, einen seiner monotonen Seufzer zu unterdrücken – auch die Kaubewegung stoppte – und hinter einem Tisch Deckung zu suchen. Zwischen den Schatten tauchte eine verblüffende Erscheinung auf. Fissif erkannte den Nordling Fafhrd sofort; doch es war ein sehr traurig aussehender Fafhrd, der da auftauchte, mit bleichem, schmutzigem Gesicht, mit zerzaustem und verstaubtem Haar. Er bewegte sich, als wäre er in Trance oder tief in Gedanken. Fissif erkannte seine Chance sofort, nahm eine große Gobelinstange auf, die neben ihm lag, und schlich sich hinter die Gestalt des Nordlings.
    Fafhrd hatte sich eben dazu überwunden, die seltsamen Stimmen, vor denen er geflohen war, für Produkte seiner Phantasie zu halten, hervorgerufen von seinen Kopfschmerzen und dem Fieber. Immerhin, so überlegte er, sah man nach einem Schlag auf den Kopf fast immer farbige Lichtpunkte und hörte schrille Geräusche; er mußte nicht ganz bei Verstand gewesen sein, um sich in der Dunkelheit so schnell zu verlaufen – die Leichtigkeit, mit der er jetzt den Rückweg gefunden hatte, sprach dafür. Er mußte sich nun darauf konzentrieren, die dumpfriechenden Räumlichkeiten zu verlassen. Er durfte nicht länger träumen. Eine ganze Handvoll Diebe hielt nach ihm Ausschau, und an jeder Wegbiegung mochte ihm einer über den Weg laufen.
    Als er eben den Kopf schüttelte, um sein Denken wieder anzuregen, und sich aufmerksam umblickte, erhielt sein Kopf den sechsten Schlag an diesem Abend. Und dieser Hieb war härter als die anderen.
     
    Slevyas' Reaktion auf die Nachricht, daß Fafhrd gefangen war, entsprach nicht ganz Fissifs Erwartungen. Er lächelte nicht. Er hob den Blick nicht von den Platten mit kaltem Fleisch, die vor ihm standen. Er nippte nur einmal kurz an seinem Wein und setzte seine Mahlzeit fort.
    »Der Juwelenschädel?« fragte er kurzangebunden.
    Fissif erklärte ihm, daß der Nordling den Schatz irgendwo versteckt haben mochte oder ihn vielleicht in den unteren Kellerbereichen verloren hatte. Eine sorgfältige Suche würde Klarheit bringen. »Vielleicht hat ihn auch der Graue Mausling mitgenommen ...«
    »Du hast den Nordling umgebracht?« fragte Slevyas.
    »Nicht ganz«, erwiderte Fissif. »Aber ich habe ihm ganz schön den Schädel poliert.«
    Fissif erwartete jetzt ein Lob oder zumindest ein freundliches Nicken, doch Slevyas starrte ihn nur kühl an – ein Blick, der sich schwer abschätzen ließ. Der Zunftmeister stopfte sich den Mund mit Fleisch voll, schluckte es hinunter und trank langsam von dem Wein. Die ganze Zeit über blieb sein Blick auf Fissif gerichtet.
    Schließlich sagte er: »Hättest du ihn umgebracht, wäre jetzt die Folterbank für dich fällig. Dickwanst, ich traue dir nicht. Zu viele Dinge deuten auf deine Komplicenschaft hin. Als Kumpan Fafhrds hättest du ihn sicher umgebracht, damit dein Verrat nicht mehr ans Tageslicht kommen kann. Vielleicht hast du das auch versucht. Dein Glück, daß sein Schädel so dick ist.«
    Der sachliche Tonfall nahm Fissif den Mut zum Widerspruch. Slevyas leerte den Kelch, lehnte sich zurück und machte den Lehrlingen ein Zeichen, abzuräumen.
    »Ist der Nordling wieder bei Bewußtsein?« fragte er.
    Fissif nickte und fügte hinzu: »Er scheint Fieber zu haben. Warf sich in den Fesseln hin und her und murmelte herum. Etwas von ›morgen um Mitternacht‹. Dreimal hat er das wiederholt. Das übrige war in fremder Sprache.«
    Ein dürrer rattengesichtiger Dieb trat ein. »Herr«, sagte er und verneigte sich unterwürfig, »wir haben den Grauen Mausling gefunden. Er sitzt in der Taverne zum Silbernen Aal. Wir halten das Haus unter Bewachung. Sollen wir ihn gefangennehmen oder umbringen?«
    »Hat er den Schädel bei sich? Oder einen Kasten, in dem er sein könnte?«
    »Nein, Herr«, erwiderte der Dieb und verbeugte sich noch tiefer.
    Slevyas schwieg einen Augenblick gedankenverloren und bedeutete dann einem Lehrling, ihm Pergament und schwarze Tinte zu bringen. Er schrieb einige Zeilen und fragte Fissif: »Wie lauten doch die Worte, die der Nordling gemurmelt hat?«
    »›Morgen um Mitternacht‹, Herr«, erwiderte Fissif nicht minder ergeben.
    »Die passen genau«, sagte Slevyas und lächelte dünn – wie über eine Ironie, die nur er verstand. Und

Weitere Kostenlose Bücher