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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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weiter bewegte sich seine Feder über das steife Pergament.
     
    Mit dem Rücken zur Wand saß der Graue Mausling an einem zerkratzten weinfleckigen Tisch im Silbernen Aal und rollte nervös zwischen Zeigefinger und Daumen einen der Rubine, die er vom Tisch des toten Krovas genommen hatte. Sein kleiner Kelch mit bittergewürztem Wein war erst halb leer. Sein Blick wanderte unruhig durch den fast leeren Raum und richtete sich immer wieder auf die vier kleinen Fenster hoch an der Wand, die den kalten Nebel hereinließen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er den dicken Wirt mit der Lederschürze an, der entsetzlich schnarchte; er saß auf einem Stuhl am Fuß der kurzen Treppe, die zum Ausgang führte. Mit halbem Ohr lauschte er auf das unzusammenhängende schläfrige Murmeln der beiden Soldaten auf der anderen Seite des Raumes, die große Krüge vor sich stehen hatten und in trunkener Vertraulichkeit die Köpfe zusammensteckten.
    Warum kam Fafhrd nicht? Ein unrechter Moment, zu spät zu kommen – und doch waren seit Ankunft des Mauslings die Kerzen fast um einen Zentimeter tiefergebrannt. Dem Mausling machte es keinen Spaß mehr, die gefährlichen Momente seiner Flucht aus dem Diebeshaus noch einmal zu überdenken, das eilige Treppenhasten, die Flucht von Dach zu Dach, der kurze Kampf zwischen den Kaminen.
    Bei den Göttern des Abenteuers! Mußte er etwa in das Haus zurückkehren, das jetzt mehr denn je vor lockersitzenden Messern und wachsamen Augen strotzte, und nach seinem Freund suchen? Er schnippste die Finger zusammen, so daß das Juwel dazwischen in die Höhe sprang, auf die schmutzige Decke zu, ein glitzernd roter Streifen, ein Lichtfleck, den seine andere Hand wieder einhaschte, wie eine Eidechse, die eine Fliege fängt. Wieder starrte er mißtrauisch auf den zusammengesunkenen Wirt, der mit offenem Mund schlief.
    Aus dem Augenwinkel erblickte er den Stahl, der vom nebelverschwommenen Fensterrechteck auf ihn zuraste. Instinktiv duckte er sich zur Seite, doch das war nicht nötig. Der Dolch grub sich eine Armeslänge weiter links in die Tischplatte.
    Einen scheinbar langen Augenblick hielt sich der Mausling bereit, beim geringsten Anzeichen von Gefahr in Deckung zu gehen. Der Einschlag des Dolches hatte den Wirt nicht geweckt und auch die beiden Soldaten nicht aufmerksam gemacht, von denen jetzt einer schnarchte. Langsam streckte der Mausling die linke Hand aus und zog den Dolch heraus. Er zerrte die kleine Pergamentrolle von der Klinge und begann, während er immer wieder wachsam die Fenster absuchte, abschnittsweise die hastig hingeworfenen lankhmarischen Runen zu lesen.
    Der Text lautete: Wenn du den Juwelenschädel nicht morgen Mitternacht in Slevyas' Raum bringst – der vorher Krovas' Raum war –, beginnen wir damit, den Nordling umzubringen.
     
    Wieder kroch mit dem nächsten Abenddämmer der Nebel nach Lankhmar hinein. Alle Geräusche wurden gedämpft, die Fackeln bekamen rauchige Höfe. Doch obwohl Mitternacht heranrückte, waren die Straßen mit Kaufleuten und Handwerkern angefüllt und mit Zechkumpanen, die den Schenken zustrebten, und mit Seeleuten frisch auf Urlaub, die die Ladenmädchen anstarrten.
    In der Straße parallel zur Straße des Diebeshauses – Straße der Seidenhändler wurde sie genannt – ließ das Treiben langsam nach. Die Händler schlossen ihre Läden. Gelegentlich tauschten sie lautstark Bemerkungen aus, wie sie zwischen Geschäftsrivalen üblich sind, oder stellten Fragen nach dem Gang des Geschäfts.
    Einige warfen seltsame Blicke auf ein schmales Steingebäude, das von der dunklen Masse des Diebeshauses überschattet wurde und aus dessen schlitzschmalen Fenstern im Obergeschoß warmes Licht drang. Hier wohnte eine gewisse Ivlis mit ihren Dienern und Leibwächtern. Sie war eine hübsche rothaarige Frau, die manchmal für den Oberherrn des Landes tanzte und die mit allgemeinem Respekt behandelt wurde – nicht allein deshalb, sondern weil auch das Gerücht umlief, sie sei die Geliebte des Oberen der Diebeszunft, dem die Seidenhändler Tribut zahlen mußten. An diesem Tage jedoch war die Vermutung aufgekommen, der alte Zunftmeister sei tot, und ein neuer habe seinen Platz eingenommen. Die Seidenhändler überlegten nun, ob Ivlis nicht mehr in Gunst stand und sich etwa angstvoll eingeschlossen hatte.
    Eine kleine alte Frau kam durch die Straße herbeigehumpelt und tastete mit ihrem verbogenen Stock die Vertiefungen im Kopfsteinpflaster ab. Sie hatte sich in einen schwarzen

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