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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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daß überhaupt keine Möwen oder Habichte oder sonstige Vögel in der bleiernen Luft zu sehen waren, und auch kein Tang am Ufer. Außerdem begannen wir etwas Schimmerndes an der Spitze der Klippen wahrzunehmen. Und doch warteten wir bis zur dritten Stunde der Nacht, ehe wir den Anker einholten und die öde Küste verließen.
    Einige Tage später gab es wieder einen großen Sturm, der uns möglicherweise in die bekannten Meere zurückversetzte. Ouwenyis wurde dabei über Bord gespült, Larlt drehte durch vor Durst, und am Ende wußte ich selbst nicht mehr genau, was eigentlich vorging.
    Ich wurde schließlich unweit von Quarmall an die Küste geschwemmt und kam nach vielen Abenteuern hier nach Lankhmar. Doch in meinen Träumen sehe ich immer wieder die schwarzen Klippen und visionenhaft die bleichen Knochen meiner Herren und ihre grinsenden Schädel, die aus leeren Augenhöhlen auf irgend etwas Seltsames, Tödliches starren.«
     
    Ohne sich der Müdigkeit bewußt zu sein, die seine Muskeln lähmte, arbeitete sich der Graue Mausling am letzten Felsbrocken hoch, wobei er sich an kleinen Vorsprüngen festhielt und seine Füße in kleine Vertiefungen setzte – dort, wo sich Granit und schwarzer Basalt trafen. Schließlich stand er auf den runden Klippen, die die öde Küste säumten. Er nahm Fafhrd neben sich wahr: eine große, behelmte Gestalt in weißlichem Kettenhemd. Doch die Umrisse seines Freundes blieben undeutlich, als sähe er sie durch ein dickes Glas. Das einzige, was er klar ausmachte – und was er seit Ewigkeiten angestarrt zu haben schien –, waren zwei tiefliegende, tunnelähnliche schwarze Augen und dahinter etwas Düsteres, Gefährliches, etwas, das im Anfang noch jenseits des Äußeren Meeres gelegen hatte, doch jetzt ganz dicht heranrückte.
    So war es seit dem Augenblick gewesen, da er den Spieltisch in der Taverne in Lankhmar verlassen hatte. Vage erinnerte er sich an die neugierigen Einwohner Westpunkts, an die Gischt, an die Wut des Sturmes, an das seltsame Wogen der Dünung und das Entsetzen auf dem Gesicht des Mingols Ourph – auch diese Erinnerungen waren wie durch eine vielschichtige Glasscheibe verschleiert. In irgendeiner Ecke seines Gehirns war ihm bewußt, daß sie unter einem Fluch standen und jetzt zur Ursache ihres Banns vorgedrungen waren.
    Denn in der flachen Landschaft, die sich vor ihm erstreckte, zeigte sich kein Leben. Vor ihnen neigte sich der Basalt und bildete eine große Vertiefung. Der schwarze Sand darin bestand aus winzigen Eisenerzpartikeln. Halb eingebettet in der Masse lagen fast fünfzig Gebilde, die der Mausling zuerst für tintenschwarze Felsen von verschiedener Größe hielt. Doch ihre Rundung war zu perfekt, zu gleichmäßig, als daß es sich um Felsen handeln konnte, und langsam kam dem Mausling die Erkenntnis, daß das keine Steine waren, sondern schwarze Eier. Einige waren so groß, daß ein Mensch sie nicht mit den Armen umfangen konnte. Eines hatte sogar die Größe eines Zeltes.
    Im Sand lagen außerdem kleine und große Knochen in großer Anzahl. Der Mausling machte den fangbewehrten Schädel eines Wildschweins aus und zwei kleinere Wolfsköpfe. Da lag auch das Skelett einer großen Raubkatze. Daneben die Knochen eines Pferdes und dahinter ragte der Brustkasten eines Mannes oder Menschenaffen auf. Die Knochen lagen um die riesigen schwarzen Eier verstreut – ein weißlich schimmernder Kreis.
    Von irgendwoher erklang eine tonlose dünne Stimme, deutlich zu hören, kommandierend: »Den Kriegern ein geziemendes Ende.«
    Der Mausling kannte diese Stimme; sie hatte ihm wochenlang in den Ohren geklungen, hatte ihn nicht verlassen, seit er sie zum erstenmal gehört hatte in jener Taverne in Lankhmar, die Stimme des kleinen bleichen Mannes mit der vorspringenden Stirn und der schwarzen Robe. Und eine noch leisere Stimme klang in seinem Innern auf und sagte: Er bemüht sich stets, Erlebtes noch einmal zu erleben – noch einmal zu seinen Gunsten zu beenden.
    Dann stellte er fest, daß die Szene vor ihm nicht völlig leblos war. An der öden Küste gab es plötzlich Bewegung. Ein Riß war in einem der großen schwarzen Eier zu sehen, dann in einem zweiten, und die Risse verbreiterten sich, weiteten sich, und kleine Brocken Eierschale fielen in den schwarzen Sand.
    Der Mausling wußte, daß diese Entwicklung eine Reaktion auf die Bemerkung der ersten, der dünnen Stimme war. Er wußte auch, daß ihn die Stimme aus diesem Grunde über das Äußere Meer gerufen

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