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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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eine witzige Bemerkung auf der Zunge, doch er hörte sich plötzlich fragen: »Wie würde der Tod uns denn rufen?«
    »Das käme darauf an«, sagte der kleine Mann. »Vielleicht schaut er zwei Männer wie euch an und sagt: ›Die öde Küste.‹ Mehr nicht. ›Die öde Küste.‹ Und wenn er es zum drittenmal gesagt hat, müßtet ihr gehen.«
    Diesmal versuchte Fafhrd zu lachen, doch es gelang ihm nicht. Beide vermochten nur den Blick des kleinen Mannes mit der bleichen vorspringenden Stirn zu erwidern, vermochten nur in seine kalten tiefliegenden Augen zu starren. Ringsum wehte Gelächter über irgendeinen Spaß. Ein betrunkener Gardist grölte ein Lied. Die Spieler stießen den Mausling ungeduldig an, seinen nächsten Einsatz zu machen. Eine kichernde Frau in einem roten und goldenen Kleid stolperte an dem kleinen bleichen Mann vorbei und streifte ihm fast die schwarze Kapuze vom Kopf. Doch er bewegte sich nicht.
    Und Fafhrd und der Graue Mausling vermochten den Blick nicht loszureißen – fasziniert, hilflos starrten sie in seine schwarzen Augen, die ihnen jetzt wie Tunnel in eine ferne, böse Zukunft vorkamen. Eine eiskalte Hand ergriff von ihnen Besitz, hielt sie eisern umfangen. Die Taverne rückte ab, verlor jedes Geräusch, als wäre sie plötzlich hinter eine dicke Glasscheibe gerückt. Sie sahen nur die Augen und das Jenseitige hinter diesen Augen, jenes unwägbare Trostlose und Gefährliche.
    »Die öde Küste«, wiederholte der Mann.
    Im nächsten Augenblick sahen die Gäste der Taverne Fafhrd und den Grauen Mausling aufstehen. Ohne ein Zeichen des Abschieds, ohne Gruß gingen sie zusammen auf die niedrige Eichentür zu. Ein Gardist fluchte, als ihn der riesige Nordling blindlings aus dem Weg schob. Fragen wurden gebrüllt, spöttische Bemerkungen fielen – der Mausling hatte gerade gewonnen –, doch das ließ schnell nach, denn das Verhalten der beiden strahlte etwas Seltsames, etwas Fremdartiges aus.
    Niemand nahm Notiz von dem kleinen bleichen Mann im schwarzen Umhang. Alle sahen, wie die Tür geöffnet wurde. Sie hörten das Stöhnen des Windes und vernahmen ein hohles Flappen, das wahrscheinlich vom Baldachin vor dem Gebäude herrührte. Sie sahen einen Staubwirbel auf der Treppe. Dann war die Tür wieder geschlossen, und Fafhrd und der Graue Mausling waren gegangen.
    Niemand sah sie auf ihrem Weg zu den großen Steinkais am Ostufer des Hlal-Flusses auf der anderen Seite Lankhmars. Niemand sah Fafhrds kleine Schaluppe, die ein rotes Segel hatte, ablegen und in die Strömung hinausgleiten, die in das stürmische Binnenmeer führte. Die Nacht war dunkel, und der Staub hielt die Menschen zu Hause. Am nächsten Tag waren sie jedenfalls verschwunden, und das Schiff mit ihnen, und dazu auch seine vierköpfige Mingol-Besatzung – Sklavengefangene, zu lebenslangem Dienst verpflichtet, die Fafhrd und der Mausling von einem ansonsten erfolglosen Zug gegen die Verbotene Stadt der Schwarzen Götzen mitgebracht hatten.
    Etwa vierzehn Tage später traf ein Bericht aus Westpunkt in Lankhmar ein – aus einer kleinen Hafenstadt ganz weit im Westen, an der Küste des schiffslosen Äußeren Meers. Es wurde berichtet, daß eine Schaluppe in den Hafen gekommen war und eine ungewöhnlich große Menge Nahrungsmittel und Wasser an Bord genommen hatte – ungewöhnlich groß, weil die Mannschaft nämlich nur aus sechs Personen bestand: aus einem düsteren bleichen Barbaren aus dem Norden, aus einem ernsten kleinen Mann in Grau und aus vier breiten, gedrungenen schwarzhaarigen Mingols. Anschließend war das Boot direkt in den Sonnenuntergang gesegelt. Die Leute des Ortes hatten das rote Segel bis zum Anbruch der Dunkelheit beobachtet und hatten die Köpfe geschüttelt über den kühnen Kurs.
    Als dieser Bericht in Lankhmar umging, gab es erneutes Kopfschütteln, und man sprach mit besonderer Betonung von dem seltsamen Verhalten der beiden Freunde am Abend ihrer Abfahrt. Und als die Wochen zu Monaten wurden und sich schließlich auch die Monate aneinanderreihten, sprachen viele von Fafhrd und dem Grauen Mausling, als wären sie tot.
    Dann tauchte der Mingol Ourph auf und erzählte den Hafenarbeitern Lankhmars seine seltsame Geschichte. Über die Stichhaltigkeit seines Berichtes war man geteilter Meinung, denn obwohl Ourph die weiche Sprache Lankhmars ganz gut beherrschte, war und blieb er ein Außenseiter, und nachdem er wieder verschwunden war, wußte niemand zu beweisen, daß er tatsächlich zu den Mingols gehörte, die

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