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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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auf der Schaluppe gefahren waren. Außerdem ließ seine Geschichte doch einige Fragen offen, weshalb sie von vielen auch für unwahr gehalten wurde.
    »Sie waren verrückt«, erzählte Ourph, »oder standen unter einem Fluch, diese beiden Männer, der große und der kleine. Geahnt habe ich das schon, als sie uns vor den Mauern der Verbotenen Stadt das Leben schenkten. Gewißheit erhielt ich, als sie nun immer weiter nach Westen segelten, ohne aufzuhören, ohne auch nur einmal das Segel zu reffen, ohne den Kurs zu ändern, immer hatten wir den Stern der Eisfelder zur Linken. Sie sprachen wenig, schliefen wenig, lachten überhaupt nicht. Ola, sie waren verflucht! Wir vier – Teevs, Larlt, Ouwenyis und ich – schienen für sie überhaupt nicht zu existieren. Wir hatten unsere Amulette, die allen bösen Zauber von uns abhielten. Wir hatten Sklaventreue bis in den Tod geschworen. Und wir waren Männer der Verbotenen Stadt. Wir meuterten also nicht.
    Viele Tage lang segelten wir. Die See war ruhig und leer ringsum – und klein, sehr klein; es hatte den Anschein, als beugte sie sich im Norden und Süden und im schrecklichen Westen von uns fort, so daß wir sie nicht mehr sehen konnten, so als wäre sie schon nach einer Stunde Fahrt zu Ende. Und auch im Osten sah es bald so aus. Doch die Hand des großen Nordlings lag wie ein Fluch auf der Ruderpinne, und die Hand des kleinen Grauen war nicht minder fest.
    Wir vier saßen zumeist im Bug, denn um die Segel brauchten wir uns kaum zu kümmern, und würfelten des Morgens und des Abends um unser Geschick, um unsere Amulette und Kleidung – wir hätten auch unsere Haut verspielt, wären wir nicht Sklaven gewesen.
    Um den Ablauf der Tage im Griff zu behalten, band ich ein Stück Schnur um meinen rechten Daumen, und rückte es jeden Tag einen Finger weiter, bis es vom rechten kleinen Finger zum linken kleinen Finger überwechselte und bei meinem linken Daumen wieder ankam. Dann steckte ich es auf Teevs rechten Daumen. Als dessen linker Daumen erreicht war, gab er die Schnur an Larlt weiter. So zählten wir die Tage und verloren nicht die Übersicht.
    Und mit jedem Tag wurde der Himmel leerer und das Meer kleiner, bis das Ende des Wassers auf allen Seiten nur noch einen Pfeilschuß weit entfernt zu sein schien. Teevs sagte, wir müßten auf einem verzauberten Stück Wasser sein, das durch die Luft auf den roten Stern der Hölle zugezogen würde. Gewiß hat er recht gehabt. Soviel Wasser kann es im Westen gar nicht geben. Ich habe das Binnenmeer durchquert und den See der Ungeheuer – und ich weiß Bescheid.
    Es war an dem Tage, da die Schnur an Larlts linkem Ringfinger steckte, daß der große Sturm uns von Südwesten überraschte. Drei Tage lang blies es immer stärker und stärker, peitschte das Wasser zu schäumenden Wellen, Abgründe und Wirbel taten sich auf, masthoher Schaum überdeckte alles. Nie haben Menschen solche Wellen gesehen – noch waren sie für unsere Augen bestimmt, denn sie gehören einfach nicht in unsere Welt, in unsere Ozeane.
    Dann erhielt ich einen weiteren Beweis, daß unsere Herren unter einem Fluch standen: Sie kümmerten sich nicht um den Sturm; sie ließen zu, daß der Wind für sie die Segel reffte. Sie achteten auch nicht darauf, daß Teevs über Bord gespült wurde, daß wir halb mit Wasser vollschlugen und bis zum Schaudeck voller Gischt standen oder daß die Schöpfeimer schaumig waren wie Bierkrüge. Sie standen am Heck und stemmten sich gegen die Ruderpinne.
    Von den überkommenden Wellen durchnäßt, starrten sie stur geradeaus und schienen sich mit Kreaturen zu unterhalten, die nur Verzauberte hören können. Oh! Sie waren verflucht! Irgendein böser Dämon hielt seine schützende Hand über sie. Wie hätten wir den Sturm sonst heil überstanden?
    Als die Schnur an Larlts linkem Daumen war, machten die turmhohen Wellen und der weiße Schaum einer schweren schwarzen Seedünung Platz, die der pfeifende Wind aufwühlte, ohne sie zum Schäumen bringen zu können. Als der Morgen heraufdämmerte und wir uns umsahen, rief Ouwenyis aus, Zauberkräfte hätten uns in ein Meer aus schwarzem Sand versetzt; und Larlt meinte, daß wir während des Sturms wohl in einen Ozean aus schwefligem Öl geraten wären, das angeblich unter der Erde fließt – denn Larlt kennt die schwarzen, aufschäumenden Seen des Fernen Ostens. Ich mußte an Teevs' Worte denken und fragte mich, ob das sichtbare Wasser ringsum nicht durch die dünne Luft getragen und in einem

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