Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
völlig anderen Meer oder einer gänzlich anderen Welt abgesetzt worden wäre.
    Der kleine Graue hörte unser Gerede, warf einen Eimer über Bord, holte ihn wieder herauf und überschüttete uns mit seinem Inhalt – und da wußten wir, daß die Schiffshülle noch immer im Wasser lag und daß dieses Wasser – wo immer das nun auch sein mochte – salzig war.
    Dann gab er uns den Befehl, die Segel zu flicken und die Schaluppe wieder fahrtüchtig zu machen. Und gegen Mittag rasten wir wieder nach Westen – sogar schneller, als wir während des Sturmes vorangekommen waren. Doch die Dünung war so flach und bewegte sich so schnell in unsere Richtung, daß wir im Laufe eines Tages vielleicht nur sechs Wogen erklommen. Bei den Schwarzen Götzen, waren diese Wogen flach!
    Und so bewegte sich die Schnur an Ouwenyis' Fingern entlang. Doch die Wolken über uns waren so schwarz und bleiern wie das komische Meer ringsum, und wir wußten nicht, ob das gelegentlich hindurchscheinende Licht die Strahlen der Sonne oder irgendeines verzauberten Mondes waren, und als wir einen Blick auf die Sterne erhaschten, kamen uns die Konstellationen ganz fremd vor.
    Und noch immer lag die Hand des Nordlings schwer auf der Ruderpinne, und noch immer starrten er und der Graue stur nach vorn. Doch am dritten Tage unserer Flucht über die schwarze Weite brach der Nordling sein Schweigen. Ein freudloses, schreckliches Lächeln spielte um seine Lippen, und ich hörte ihn murmeln: ›Die öde Küste.‹ Weiter nichts. Der Graue nickte, als läge ein bedeutungsvoller Zauber in den Worten. Viermal hörte ich die Worte über die Lippen des Nordlings kommen, so daß sie mir im Gedächtnis geblieben sind.
    Die Tage wurden dunkler und kälter, und die dräuenden Wolken sanken immer tiefer herab, wie das Dach einer gewaltigen Höhle. Als die Schnur um Ouwenyis' Zeigefinger lag, sahen wir endlich einen reglosen, bleischwarzen Streifen vor uns, der zuerst zur Dünung zu gehören schien, doch dann über die Wogen stieg – und wir wußten, daß wir die öde Küste erreicht hatten.
    Immer höher und höher ragte der Küstenstreifen vor uns auf, bis wir die steilen Basaltfelsen ausmachen konnten, die so rund waren wie die Meeresdünung, hier und dort mit grauen Granitbrocken besprenkelt, stellenweise auch weiß befleckt wie vom Kot riesiger Vögel – doch wir sahen überhaupt keine Vögel, weder kleine noch große. Über den Klippen hingen dunkle Wolken, und darunter erstreckte sich ein Streifen hellen Sandes – das war alles.
    Nun bewegte der Nordling die Ruderpinne und steuerte direkt auf die Küste zu, als wollte er uns zerschellen lassen; im letzten Augenblick wendete er eine Mastlänge weit um ein rundes Riff herum, das sich kaum über die Dünung erhob, und fand eine ruhige Stelle zum Ankern. Wir waren zunächst in Sicherheit.
    Wie im Traum machten sich der Nordling und der Graue daran, ihre Rüstung anzulegen – ein leichtes Kettenhemd und einen runden Helm; beides war noch salzüberkrustet von der Gischt des Sturmes. Und sie gürteten ihre Schwerter, umhüllten sich mit wallenden Mänteln, nahmen ein wenig Nahrung und Wasser und gaben Befehle, das kleine Boot zu Wasser zu lassen. Ich ruderte sie an Land, und sie betraten den Strand und gingen auf die Klippen zu. Obwohl ich mich sehr fürchtete, rief ich ihnen schließlich nach: ›Wohin geht ihr? Sollen wir euch folgen? Was sollen wir tun?‹
    Einige Augenblicke lang schwiegen sie. Dann antwortete der Graue, ohne den Kopf zu wenden: ›Folgt uns nicht. Wir sind tot. Fahrt zurück, wenn ihr es schafft.‹ Seine Stimme war ein leises, heisernes Flüstern, das jedoch ganz deutlich herüberklang.
    Und ich erschauderte und beugte den Kopf und ruderte zum Schiff zurück. Ouwenyis, Larlt und ich sahen zu, wie sie die hohen, runden Felsen erklommen. Die beiden Gestalten wurden immer kleiner, bis der Nordling nur noch ein winziger Käfer und sein grauer Begleiter fast unsichtbar war – außer wenn sie eine der weißen Stellen überquerten. Schließlich kam ein Fallwind von der Küste herab und blies das Wasser vom Strand fort, und wir wußten, daß wir Segel setzen konnten. Doch wir blieben – waren wir nicht treue Sklaven? Und bin ich denn kein Mingol?
    Als der Abend herandämmerte, wurde der Wind stärker, ebenso wie unser Wunsch fortzusegeln – selbst auf die Gefahr hin, in diesem unbekannten Meer zu ertrinken. Denn die seltsam runden Basaltklippen der öden Küste gefielen uns nicht, auch fiel uns auf,

Weitere Kostenlose Bücher