Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
an deiner Wange. Hat es einen Kampf gegeben?«
»Habe mich nur im Wald verletzt. Ich bin ihnen davongelaufen.«
Ihr besorgter Blick verschwand. »Ich habe dich noch nie vor einem Kampf davonlaufen sehen.«
»Ich hatte keine Lust, mich mit dreien oder mehr einzulassen«, sagte er kurz.
»Warum siehst du dich dauernd um? Sind sie dir auf den Fersen?«
»Nein.«
Ihr Gesicht verhärtete sich. »Die Alten sind außer sich. Die Jugend nennt dich feige. Auch meine Brüder. Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte.«
»Feine Brüder!« rief Fafhrd aus. »Soll mich der stinkende Schnee-Clan doch nennen, wie immer er will. Ist mir doch egal!«
Mara stemmte die Fäuste in die Hüften. »Du gehst mit deinen Beleidigungen in letzter Zeit recht freizügig um. Ich lasse nichts auf meine Familie kommen, hörst du? Auch lasse ich mich nicht beleidigen.«
Sie atmete schneller. »Gestern nacht bist du zu der alten Hurentänzerin gegangen. Stundenlang bist du in ihrem Zelt gewesen.«
»War ich nicht!« stritt Fafhrd ab und dachte: Höchstens anderthalb Stunden . Der Streit erwärmte ihn und dämpfte seine Angst vor dem Übernatürlichen.
»Du lügst! Die Geschichte ist schon im ganzen Lager bekannt. Jedes andere Mädchen hätte dir längst ihre Brüder auf den Hals geschickt.«
Fafhrd kam entsetzt wieder zu sich. An diesem Abend aller Abende durfte er keine unnötigen Schwierigkeiten riskieren – keine Streitereien, bei denen er verkrüppelt oder etwa getötet werden mochte.
Taktik, Mann, Taktik , ermahnte er sich, während er auf Mara zuschritt und mit schmollend-süßlichem Tonfall ausrief: »Mara, meine Königin, wie kannst du das von mir glauben, wo ich dich doch mehr liebe ...«
»Bleib mir vom Leibe, du Lügner und Betrüger!«
»Und du trägst meinen Sohn«, fuhr er fort und versuchte sie wieder zu umarmen. »Wie geht es dem süßen Kleinen?«
»Er spuckt seinen Vater an. Laß das, sag ich!«
»Aber es verlangt mich, deine schöne Haut zu berühren, die der einzige Balsam dieser Erde für mich ist, oh, du Schönste, die durch die Mutterschaft noch schöner geworden ist.«
»Scher dich zum Teufel. Und hör mit diesen ekligen Schmeicheleien auf. Deine Schauspielerei täuscht nicht mal ein betrunkenes Küchenmädchen, Schmierenkomödiant!«
Bis aufs Blut gereizt, schnappte Fafhrd: »Und was ist mit deinen eigenen Lügen? Gestern hast du dich noch gebrüstet, daß du meine Mutter beherrschen wolltest. Statt dessen bist du weinend zu ihr gelaufen und hast ihr gesagt, daß du mein Kind trägst.«
»Erst nachdem ich wußte, daß dich nach der Schauspielerin gelüstet. Und war das denn nicht die volle Wahrheit? Oh, du Wortverdreher!«
Fafhrd trat zurück und verschränkte die Arme. Er sagte langsam: »Meine Frau muß mir treu sein, muß mir vertrauen, muß mich fragen, ehe sie etwas unternimmt, muß sich wie die Frau des künftigen Oberhäuptlings verhalten. Es hat den Anschein, daß du allen diesen Erfordernissen nicht genügst.«
»Dir treu sein? Das mußt du gerade sagen!« Ihr hübsches Gesicht wurde rot und verzog sich vor Wut. »Oberhäuptling! Sieh erst mal zu, daß du im Schnee-Clan überhaupt als Mann angesehen wirst, wovon du noch weit entfernt bist! Hör mal zu, du abtrünniger Angeber. Du wirst mich sofort auf den Knien um Verzeihung bitten und mit mir kommen, um bei meiner Mutter und meinen Tanten um meine Hand anzuhalten. Wenn nicht ...«
»Eher würde ich vor einer Schlange hinknien! Oder eine Bärin heiraten!« brüllte Fafhrd, der jeden Gedanken an Taktik vergessen hatte.
»Ich hetze meine Brüder auf dich!« kreischte sie zurück. »Feiger Grobian!«
Fafhrd hob seine Faust, senkte den Arm, preßte seinen Kopf zwischen die Arme, ruckte ihn in einer Geste wahnsinniger Verzweiflung hin und her und rannte plötzlich an ihr vorbei auf das Lager zu.
»Ich schicke dir den ganzen Stamm auf den Hals! Ich verrate dich im Frauenzelt! Ich sage deiner Mutter ...«, schrie Mara hinter ihm her, doch ihre Stimme verlor sich schnell zwischen Schnee und Bäumen.
Fafhrd nahm sich kaum die Zeit festzustellen, daß niemand zwischen den Zelten des Schnee-Clans zu sehen war – weil entweder alle bei den Händlern waren oder drinnen das Abendessen bereiteten –, und er sprang seinen Schatzbaum hinauf und riß die Tür seines Verstecks auf. Er spaltete sich dabei einen Fingernagel und begann laut zu fluchen, dann holte er das Seehundsfell-Paket mit Bogen und Pfeilen und Raketen heraus, fügte sein bestes Paar
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