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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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künftige Oberhäuptling des Nordlandes – so dachte er in diesem Augenblick von sich – im Hechtsprung über den bedeckten Tisch und warf den Händler und zwei Häuptlinge um, stieß die Waage zur Seite und fegte den Goldstaub in die Luft, ehe er mit dampfendem Zischen in der großen Schneewehe dahinter landete.
    Er rollte zweimal hin und her, um sicherzugehen, daß der Brand erstickt war. Dann richtete er sich wieder auf und rannte wie eine Gazelle in den Wald, gefolgt von Flüchen und Gelächter.
    Fünfzig große Bäume später blieb er in der Schneedämmerung stehen und hielt lauschend den Atem an. Durch das leise Rauschen seines Blutes war von einer Verfolgung nichts zu hören. Bedauernd fuhr er mit den Fingern durch sein gestutztes, stinkendes Haar und klopfte unkonzentriert seinen fleckigen Pelz ab.
    Dann wartete er darauf, daß er wieder zu Atem kam und mehr auf seine Umgebung achten konnte. Und während dieser Ruhepause machte er die unangenehme Entdeckung. Zum erstenmal in seinem Leben kam ihm der Wald, der zuvor immer seine Zuflucht, sein allumfassendes Zelt, sein großer privater, nadelbedachter Raum gewesen war, feindlich vor, als wüßten die Bäume und die außen kalte, im Innern warme Mutter Erde, in der sie wurzelten, von seiner Abtrünnigkeit, von seiner Schmähung, von seiner beabsichtigten Trennung von seinem Heimatland.
    Es war nicht so sehr die ungewöhnliche Stille oder die verdächtigen leisen Geräusche, die endlich zu hören waren: das Rindenkratzen einer kleinen Kralle, der ferne Schrei einer Eule vor Beginn des Abends. Das waren nur Nebenwirkungen oder allenfalls Begleitumstände. Vielmehr erregte ihn etwas Unbenennbares, Unberührbares, doch zugleich Tiefgreifendes, wie das Stirnrunzeln eines Gottes. Oder einer Göttin.
    Er war zutiefst bedrückt. Noch nie war ihm das Herz so schwer gewesen.
    Als er sich schließlich wieder auf den Weg machte, bemühte er sich, möglichst geräuschlos aufzutreten. Seine übliche entspannte, umfassende Bewußtheit war einer nervenaufreibenden Empfindsamkeit und gespannten Aufmerksamkeit gewichen, wie sie ein Kundschafter in Feindesland aufbringen mußte.
    Und das war gut so, denn sonst hätte er dem nahezu geräuschlosen Fall eines schweren spitzen Eiszapfens, der fast so lang war wie das Geschoß eines Belagerungskatapults, sicherlich nicht ausweichen können, ebensowenig wie dem plötzlichen Herabschlagen eines riesigen schneebeladenen toten Astes, der mit donnerndem Krachen abbrach, auch nicht dem heftigen Zustoßen einer Schneeviper, die sonst nicht im offenen Schnee zu finden war, und auch nicht dem Prankenhieb eines Schneeleoparden, der sich mitten im Sprung in der kalten Luft vor ihm zu materialisieren schien und ebenso seltsam verschwand, als Fafhrd sich mit gezogenem Dolch zum Kampfe stellte. Auch wäre er sicher nicht rechtzeitig auf die sorgfältig geknüpfte hochschnellende Schlinge aufmerksam geworden, die gegen alle Gewohnheit in diesem Teil des Waldes ausgelegt war und die nicht nur einen Hasen, sondern einen ganzen Bären hätte erwürgen können.
    Er frage sich, wo Mor sein mochte und was sie jetzt vor sich hin murmelte oder sang. War es sein Fehler gewesen, von Nalgron zu träumen? Trotz der gestrigen Verwünschungund anderer aus früherer Zeit – und der bitteren Drohungen der letzten Nacht hatte er nicht wirklich angenommen, daß seine Mutter ihn töten wollte. Doch jetzt standen ihm vor Angst und Entsetzen die Haare zu Berge, der wachsame Blick seiner Augen war fiebrig, gehetzt, während ihm Blut aus dem Schnitt an der Wange tropfte, wo ihn der herabfallende Eiszapfen gestreift hatte.
    Seine Aufmerksamkeit war so sehr auf die Gefahren des Waldes gerichtet, daß er sich mit einiger Überraschung plötzlich auf der Lichtung wiederfand, auf der Mara und er sich erst gestern umarmt hatten; seine Füße hatten ihn auf den kurzen Pfad getragen, der zu den Wohnzelten führte.
    Da entspannte er sich ein wenig, steckte seinen Dolch fort und drückte eine Handvoll Schnee auf seine blutende Wange – doch er blieb weiterhin wachsam, was zur Folge hatte, daß er einen Menschen kommen spürte, ehe er überhaupt bewußt die Schritte hörte.
    Lautlos verschmolz er mit seinem schneeweißen Hintergrund, so daß Mara bis auf drei Schritte heran war, ehe sie ihn überhaupt entdeckte.
    »Sie haben dich verletzt!« rief sie aus.
    »Nein«, erwiderte er kurz, seine Aufmerksamkeit noch immer auf die Gefahren des Waldes gerichtet.
    »Aber der rote Schnee

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