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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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männliche Nachkomme der Familie dieser Tradition verpflichtet.
    Als sich Quarmal vom Fenster abwandte, um seinen Pflichten nachzukommen, dachte er über seine Lage nach. Es war ein Nachteil für das Haus Quarmall, daß er nicht nur einen, sondern zwei Erben aufzuweisen hatte. Beide Söhne waren tüchtige Zauberer und kannten sich mit den verwandten Wissenschaften hinreichend aus; beide waren auch sehr ehrgeizig und voller Haß. Dieser Haß richtete sich nicht nur gegen den Bruder, sondern auch auf ihren Vater Quarmal.
    Quarmal schloß die Augen und dachte an Hasjarl in seinen Oberen Regionen unterhalb der Burg – und dann an Gwaay in den Unteren Regionen darunter. Hasjarl, der seine Leidenschaften kultivierte, als schmorte er bereits im heißesten Loch der Hölle, der voller Energie ständig in Bewegung war und alle Welt mit Peitsche und Folterkammer bedrohte und seine Drohungen auch wahr machte – und der jetzt einen mächtigen Kämpfer als seinen Leibwächter angeworben hatte ... Dagegen hielt sich Gwaay zurück, als säße er im kühlsten Teil der Hölle und versuchte sein Leben auf die Kunst und das intuitive Denken zu reduzieren, versuchte in der Meditation einen Weg zu finden, lebloses Gestein seinem Willen zu unterwerfen und den Tod mit Willenskraft zu bezwingen – Gwaay, der jetzt einen kleinen grauen Mann zu sich genommen hatte, einen Mann, der wie der jüngere Bruder des Todes aussah und der sein Beschützer sein sollte ... Quarmal dachte an Hasjarl und Gwaay, und ein seltsam väterlich-stolzes Lächeln stand auf seinem Gesicht, bis er gleich darauf den Kopf schüttelte und das Lächeln zu einer Grimasse wurde.
    Nur gut, daß er ein alter Mann war, überlegte Quarmal, ein Mann, der den Höhepunkt seines Lebens längst überschritten hatte, auch nach der Zählung der Zauberer. Es wäre nicht schön gewesen, in den Blütejahren zu sterben oder gar im Zwielicht des Aufwachsens. Er wußte, daß sich trotz aller Schutzzauber und sonstiger Vorsichtsmaßnahmen früher oder später der Tod zu ihm ins Bett schleichen oder ihn in einem Augenblick der Unachtsamkeit anspringen würde. Heute abend mochte das Horoskop ihm das unentrinnbare Näherrücken des Todes anzeigen; und obwohl die Menschen mit Lügen lebten und vor sich selbst noch die Wahrheit als Lüge hinstellten, war an der Aussage der Sterne doch nicht zu rütteln.
    Er wußte, daß seine Söhne von Tag zu Tag geschickter wurden in der Anwendung ihrer Zauberkünste, die er ihnen beigebracht hatte. Auch durfte sich Quarmal nicht gegen sie wehren, indem er sie etwa umbringen ließ. Es war zwar denkbar, daß ein Bruder den anderen tötete oder ein Sohn seinen Vater, doch eine alte Tradition verbot es dem Vater, seinen Sohn aus dem Weg zu räumen. Es gab eigentlich keinen rechten Grund für diese Regel, doch man konnte sich nicht einfach über sie hinwegsetzen.
    Quarmal dachte an das Baby, das im Leib Kewissas heranwuchs – der augenblicklichen Lieblingskonkubine des Herrschers. Soweit er sich seiner Vorsichtsmaßnahmen und seiner Aufmerksamkeit sicher sein konnte, war dies sein Kind – und Quarmal war gewöhnlich der aufmerksamste und zynisch-realistischste aller Menschen. Wenn das Baby lebend geboren wurde und ein Junge war – wie es vom Orakel prophezeit wurde –, und wenn Quarmal noch zwölf Jahre Zeit hatte, den Jungen zu erziehen, und wenn Hasjarl und Gwaay von einem bösen Schicksal ereilt wurden – oder von der Klinge des anderen Bruders ...
    Quarmal führte seinen Gedanken nicht zu Ende. Solche Hoffnungen durfte er sich gar nicht erst machen. Zu erwarten, daß er noch zwölf Jahre lebte, wobei Hasjarls und Gwaays magische Kräfte von Tag zu Tag zunahmen, oder daß seine beiden Nachkommen, die stets sehr vorsichtig waren, ohne sein Zutun den Tod fanden – das waren bloße Spekulationen, die nur Zeit kosteten.
    Er sah sich um. Die Vorbereitungen für die Stellung des Horoskops waren beendet, die Instrumente eingestellt und aufgereiht; jetzt kam es nur noch auf die abschließenden Beobachtungen und ihre Interpretation an. Quarmal nahm einen kleinen Bleihammer zur Hand und schlug damit gegen einen Metallgong. Kaum war das Geräusch verhallt, als ein großer, kostbar gekleideter Mann im Torbogen erschien.
    Flindach war der Oberste Zauberer Quarmalls. Er hatte viele Pflichten am Hof – Pflichten, die jedoch nicht immer offen zutage traten. Seine Macht, die der Quarmals nur wenig nachstand, blühte im verborgenen. Ein müder Zug der Grausamkeit

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