Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
denn jetzt wandten sich seine Gedanken wieder dem unbekannten Mädchen zu, das Hasjarl folterte.)
Außerhalb des Berges von Quarmall hatte die Sonne ihren Zenit überschritten, und die Schatten wurden wieder länger. Die großen weißen Ochsen stemmten ihr Gewicht in das Geschirr. Es war heute nicht das erstemal und würde wohl auch noch oft passieren. Jeden Monat, wenn sie sich diesem morastigen Wegstück näherten, peitschte ihr Herr sie rücksichtslos an, versuchte sie zu einer Geschwindigkeit zu bewegen, die sie einfach nicht erreichen konnten. Sie taten ihr Bestes und legten sich ins Zeug, daß das Geschirr quietschte, denn sie wußten, daß sie am Ende der Steigung mit einem Stück Salz und einer kurzen Arbeitspause belohnt wurden. Nur schade, daß gerade dieses Wegstück nach der Regenzeit sehr lange verschlammt blieb; praktisch das ganze Jahr hindurch. Aus diesem Grunde kam der Wagen hier meistens noch langsamer voran als überall sonst.
Ihr Fahrer hatte guten Grund, seine Zugtiere anzutreiben. Die Wegstelle galt in seinem Ort als sehr gefährliche Ecke. An der höchsten Stelle der Steigung waren nämlich die Türme Quarmalls zu sehen; und so wie man von hier aus die Türme erkennen konnte, ließ sich von dort die Straße überschauen. Es war alles andere als gesund, sich die Türme anzuschauen oder von ihnen entdeckt zu werden. Nicht ohne Grund hielt sich dieser Glaube in der Bevölkerung. Der Ochsentreiber spuckte besorgt aus, machte eine eindeutige Geste mit den Fingern und warf über die Schulter einen furchtsamen Blick auf die hohen, spitzen Türme, als er das letzte Schlammloch durchquerte. Sein kurzer Blick offenbarte ihm ein seltsames Blitzen, ein kurzes Pulsieren von der höchsten Turmspitze. Erschaudernd stürzte er sich in die Deckung der Bäume und dankte seinen Göttern für die Rettung.
Heute abend hatte er viel zu berichten in der Taverne. Die Männer würden ihm Schalen voll Wein kaufen und bitteres Kräuterbier. Der Abend war gemacht! Ah! Wenn er jetzt nicht so schnell gefahren wäre, marschierte er vielleicht schon willenlos auf die mächtigen Tore Quarmalls zu, um dort zu dienen, bis sein Körper verging – und vielleicht auch länger. Die Bewohner seines Dorfes erzählten sich mancherlei düstere Geschichten über Zaubereien und andere Erscheinungen – Gerüchte, die keine Moral hatten, auf die jedoch alle Männer achtgaben. War nicht erst am letzten Abend der Schlange der junge Twelm spurlos verschwunden? Hatte er nicht noch über die Gerüchte gespottet und sich betrunken bis zu den Terrassen von Quarmall vorgewagt? Gewiß, so war es. Und es stimmte auch, daß sein weniger mutiger Begleiter gesehen hatte, wie er zur letzten und höchsten Terrasse aufstieg, fast bis zur Höhe des Burggrabens; und als dann Twelm, aus irgendeinem Grunde alarmiert, fortrennen wollte, war sein zurückgebogener Körper blitzschnell wieder in die Dunkelheit gezerrt worden. Nicht einmal ein Schrei war zu hören gewesen zum Zeichen, daß Twelm diese Erde und seine Mitbürger verlassen hatte. Juln, der weniger mutige oder weniger tollkühne Begleiter Twelms, war seither fast immer betrunken gewesen. Auch wagte er sich des Nachts nicht mehr ins Freie.
Auf dem Weg zum Dorf legte sich der Ochsentreiber seine Geschichte zurecht. Auf seine einfache Art versuchte er eine Möglichkeit zu finden, sich als Held herauszustellen. Doch während er sich mühsam einen einfachen, für ihn vorteilhaften Bericht ausdachte, kam ihm wieder das Schicksal jenes Mannes zu Bewußtsein, der beweisen wollte, daß man Quarmalls Weinberge ausplündern konnte; ein Mann, dessen Name nur noch flüsternd genannt wurde. Der Fahrer entschloß sich, seine Geschichte auf die Tatsachen zu beschränken, so einfach diese auch waren. Er konnte sich ohnehin darauf verlassen, daß jedes Anzeichen von quarmallischer Aktivität gebührendes Entsetzen hervorrufen würde.
Während der Fahrer seine Ochsen antrieb, während der Mausling zwei Schattenmenschen bei ihrem Gedankenspiel zuschaute, während sich Fafhrd mit Wein vollaufen ließ bei dem Gedanken an ein unbekanntes Mädchen, das Schmerzen erdulden mußte – war Quarmal, Oberherr von Quarmall, damit beschäftigt, sein Horoskop für das nächste Jahr zu erstellen.
Im höchsten Turm der Burg hatte er sich an die Arbeit gemacht und stellte sich das riesige Astrolabium und all die anderen massiven Instrumente zurecht, die er für seine Beobachtungen benötigte.
Durch die bestickten
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