Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
bestimmte sein dunkles Gesicht, gab ihm fast einen gelangweilten Ausdruck, der kaum zu dem übermächtigen Interesse passen wollte, das er anderen Menschen und ihren Angelegenheiten entgegenbrachte. Flindach war kein hübscher Mann; ein purpurnes Muttermal bedeckte seine linke Wange, drei große Warzen bildeten auf der anderen Seite ein Dreieck, während Nase und Kinn derart vorsprangen, daß er fast ein Hexengesicht hatte. Seine Augen standen in seltsamem Kontrast zum übrigen Gesicht – sie waren rot-weiß und schimmerten wie die seines Herrn; er war ein jüngerer Sohn derselben Meerfrau, die auch Quarmal geboren hatte, nachdem Quarmals Vater sich von ihr getrennt und sie, einer der bizarren Traditionen Quarmals folgend, seinem Obersten Zauberer überlassen hatte.
Flindachs Augen, groß, hypnotisch starrend, bewegten sich nun unruhig, als Quarmal zu sprechen begann: »Gwaay und Hasjarl, meine Söhne, sind in ihren Regionen am Werk. Es wäre ratsam, sie zum Abend im Ratsraum zusammenzurufen. Denn heute ist die Nacht, in der mein Schicksal sich enthüllen wird. Und ich spüre, daß keine guten Nachrichten auf mich warten. Sag ihnen, sie sollen zusammen essen und sich ruhig damit vergnügen, meinen Tod zu planen ... oder den Tod des Bruders ...«
Er preßte die Lippen zusammen, als das letzte Wort gesprochen war, und sein Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen, daß er bald dem Tod ins Auge sehen würde; er hatte einen grausamen Zug um den Mund. Flindach, der in Erfüllung seiner Pflichten manches Entsetzliche erlebt hatte, vermochte kaum ein Erschauern zu unterdrücken, als der Blick seines Herrn ihn streifte, doch er dachte an seine Stellung, machte eine unterwürfige Handbewegung und verschwand wortlos durch die Tür.
Der Graue Mausling nahm den Blick nicht von Flindach, als dieser durch den dämmerigen Kuppelraum der Zauberer heranmarschierte und neben Gwaay stehenblieb. Den Mausling faszinierten die Warzen und das Muttermal im Gesicht des kostbar gekleideten bleichen Mannes und ganz besonders die unheimlich rot-weißen Augen, und er verschaffte diesem angenehmen Gesicht sofort einen Ehrenplatz in der großen Sammlung verrückter Visagen, die er auf seinen Reisen schon zu Gesicht bekommen hatte.
Obwohl er die Ohren spitzte, konnte er nicht verstehen, was Flindach zu Gwaay sagte und was dieser ihm antwortete.
Gwaay beendete das telekinetische Spiel, indem er seine schwarzen Steine schwungvoll über die Mittellinie schickte – in einem gewaltigen Pulk, der die Hälfte der weißen Figuren seines Gegners von der Spielfläche fegte. Dann stand er geschmeidig auf.
»Ich esse heute abend mit meinem geliebten Bruder in den Gemächern meines über alles verehrten Vaters«, sagte er klangvoll in die Runde. »Während meines Aufenthalts dort und in der Anwesenheit des großen Flindach kann mir kein Zauber etwas anhaben. Ihr könnt euch also eine Zeitlang von euren Schutzbemühungen erholen, o meine tüchtigen Magier Ersten Ranges.« Er wandte sich zum Gehen.
Der Mausling, der herzlich gern die Chance ergriff, wieder einmal den Himmel zu sehen, auch wenn es nur kalte Nacht war, sprang ebenfalls von seinem Sitz auf und rief: »Ho, Prinz Gwaay! Geschützt vor allem Zauber bist du zwar – aber bedarfst du nicht des physischen Schutzes meiner Klingen während des Abendessens? Es gibt manchen großen Prinzen, der niemals König wurde, weil man ihm zwischen Suppe und Fisch ein kaltes Eisen zwischen die Rippen servierte. Ich kann auch sehr gut jonglieren und Zaubertricks vorführen.«
Gwaay musterte den Mausling. »Auch kann kein Stahl mich verletzen, solange der Arm meines Vaters schützend über mir wacht«, rief er so leise, daß der Mausling das Gefühl hatte, die Worte würden ihm wie Federbällchen zugeworfen. »Du bleibst hier, Grauer Mausling.«
Das war eindeutig ein Befehl, doch der Mausling, der schon einen langweiligen Abend auf sich zukommen sah, gab sich noch nicht zufrieden. »Da ist außerdem der große Zauber, von dem ich dir schon erzählt habe, Prinz, ein Zauber, der besonders bei Magiern Zweiten Ranges wirkt, wie sie dein schändlicher Bruder beschäftigt. Da wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit ...«
»Kein Zauber stört den Frieden dieses Abends!« unterbrach ihn Gwaay entschieden, wenn er auch kaum lauter sprach als zuvor. »Es wäre eine Beleidigung für meinen Vater und seinen großen Diener Flindach, den Obersten Zauberer, an so etwas auch nur zu denken! Halte deine Zunge im Zaum,
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